Farbkonzepte für die Arbeitsumgebung

Die Arbeitstätigkeit wird nicht nur durch Ziele und Zwecke bestimmt, sondern auch durch Bedingungen der Arbeitsumgebung.

Arbeitsumgebung
Um eine lichtvolle Atmosphäre zu schaffen, sind LED-Lichtdecken installiert worden. Sie vermitteln neben mehr Licht eine gewisse Leichtigkeit und Klarheit, was das Altbaugebäude ein bisschen in die Modernität bringt.
Arbeitsplatz und Arbeitsumgebung
Von Marina Pellegrini (Text und Bilder)
Die Arbeitstätigkeit wird nicht nur durch Ziele und Zwecke bestimmt, sondern auch durch Bedingungen der Arbeitsumgebung.

Die Farbgestalterin Marina Pellegrini realisierte für die Büroräumlichkeiten der Firma Kontextplan AG in Zürich ein Farb- und Gestaltungskonzept. Beim Umbau des einstöckigen Altbaus waren neben dem Innenraum-Design und der Büromöblierung Farbe und Licht zentrale Elemente.Die Arbeitswelt umfasst räumlich-materielle wie auch soziale und organisatorische Aspekte. Angewandte Farbpsychologie als Disziplin der Umweltpsychologie befasst sich in den Bereichen der Gestaltung von Arbeitsstätten neben ästhetischen Kriterien speziell mit den Bedingungen visueller Ergonomie, d.h. mit dem richtigen Einsatz von Licht, Farbe und Material, um visuelle Störfaktoren sowie damit verbundene physiologische und psychologische Beeinträchtigungen zu verhindern, aber auch um eine monotone, reizarme Arbeitsumgebung zu umgehen. In der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt im Arbeitsprozess kommt der Umwelt folgende Bedeutung zu: Sie ist der unmittelbare Raum, wo Arbeitshandlungen stattfinden. Sie ist Kommunikationsfaktor, Beanspruchungsfaktor sowie Belastungsfaktor. Aus ökonomisch-energetischer Perspektive sind Arbeitsstätten sinnvollerweise so zu gestalten, dass im Kommunikationsprozess zwischen Mensch und Umwelt Aufnahme, Verarbeitung und Weitergabe von Informationen optimal genutzt werden können. Die visuellen und auditiven Sinnesmodalitäten sind zur Informationsaufnahme von vorrangiger Bedeutung.

Die Arbeitsumgebung

Der Arbeitsplatz steht in enger Wechselbeziehung mit der Arbeitsumgebung (work environment). Die Arbeitstätigkeit wird nicht nur durch Ziele und Zwecke bestimmt, sondern auch durch Bedingungen der Arbeitsumgebung.

Grundlage für deren gesundheitsförderliche Gestaltung ist die Kenntnis aller Bedingungen, die auf den Menschen am Arbeitsplatz einwirken können:

physikalische, chemische und biologische Bedingungen, vor allem Licht/Beleuchtung, Farben, Schall/Lärm, Klima usw.

soziale Bedingungen

Farben dienen nicht nur zur künstlerischen Ausschmückung der Architektur im Unternehmen. Ein Grundanliegen der Farbgestaltung in der Arbeitswelt ist es, das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Sicherheit der Beschäftigten zu fördern. Die Farbgebung dient längerfristig auch betriebswirtschaftlichen Effekten, denn die «richtige» Farbe erzeugt eine positive Stimmung und hat somit Einfluss auf die Motivation und Leistungsfähigkeit der Arbeitenden. Die Missachtung der farblichen Gestaltung der Arbeitswelt führt nicht selten zu Befindens- und Gesundheitsproblemen wie Monotonie, Demotivation oder sogar zu psychosomatischen Beschwerden. Diese Auswirkungen auf die Gesundheit werden oft unterschätzt. Denn Farbwirkungen auf die menschliche Psyche sind eher unbewusst und mittel- und langfristig; sie werden dadurch wenig reflektiert. Während im Freizeit- und Wohnbereich Farben schon stärker beachtet werden, finden sie in der Arbeitswelt, besonders in Produktionsbereichen, noch wenig Berücksichtigung.

Eine überzeugende Umsetzung von Unternehmenszielen lässt sich in der Ausgestaltung des Arbeitsumfeldes manifestieren. Im Rahmen solch kulturell gestützter Marketingstrategien kann ein Unternehmen ein unverwechselbares Profil zwischen Architektur, Arbeitsplatzgestaltung und Produkt entwickeln. Es ist gewissermassen ein Must gegenüber der Gesellschaft, den Kunden und den Mitarbeitern.

Farbgestaltung wird damit zum Kommunikationsmedium.

Funktionen, Symbolik, Assoziationen und Wirkungen

Die Funktionen von Farben im Arbeitsbereich sind folgende:

Wahrnehmung: Bessere Unterscheidbarkeit des Arbeitsgutes schont die Augen (z. B. farbliche Hervorhebung des Arbeitsmittels gegenüber dem Hintergrund).

Monotonievermeidung: Durch Abbau von Monotonie (z. B. farbige Räume) werden die Arbeitsmotivation gesteigert und psychische Ermüdung vermieden.

Transparenz: Sie schafft eine bessere Einsicht ins Arbeitsganze durch Visualisierung und Assoziationshilfen. Die subjektive Beeinträchtigung durch Umwelteinflüsse wie z. B. Lärm und Klima kann kompensiert werden.

Arbeitssicherheit: Durch Einsatz von Ordnungs- und Sicherheitsfarben werden Verwechslungsmöglichkeiten, Fehlhandlungen und Unfallgefahren reduziert.

Ordnung: Beim Arbeitsfluss, bei der Lagerung, beim Transport, im Verkehr usw. sind Farben ein wichtiger Faktor.

Orientierung: Farben sind wichtige Informationshilfen. Beispiele sind die Raumgliederung durch verschiedene Farbbezirke, die Kennzeichnung unterschiedlicher Funktionen (auch an Maschinen) und die Verwendung von Symbolen für Gefahren.

Entspannung und Erholung: Eine wohltuende Farb- und Lichtgestaltung, z.B. in Pausenräumen, kann die Entspannung und Erholung fördern.

Ästhetik: Farben dienen dem ästhetischen Eindruck von Unternehmensgebäuden und -räumen.

Unternehmensphilosophie: Farben symbolisieren und unterstreichen die Philosophie einer Organisation, z. B. in Form farblich abgestimmter Logos. Farben haben im Alltagsdenken, bei der Gestaltung von Unternehmensbereichen und Unternehmenslogos, bei der Moderation von Workshops u.a.m. eine Symbolik für Stimmungen, Ideen oder Visionen.

Farbgestaltung der Firma Kontextplan

Im Mittelpunkt des Farbkonzepts der Firma Kontextplan stehen einerseits das Erscheinungsbild und die Identität des Unternehmens und auf der anderen Seite oben genannte Aspekte, die zu einem motivierenden und harmonischen Arbeitsumfeld führen.

Die Firma Kontextplan besteht aus sechs Tätigkeitsbereichen. Diesen wird je eine Farbe zugeordnet, die man mit dem jeweiligen Bereich assoziieren kann. So wird die Basis für das Farb- und Gestaltungskonzept gelegt. Daneben soll in allen Räumen eine lichtvolle, anregende und positive Atmosphäre verbreitet werden. Der Eingang bildet die Mitte mit dem Wow-Effekt, wo die sechs Standbeine der Firma Kontextplan präsentiert werden.

Der Eingang und der Empfang stellt die Verbindung von aussen nach innen her. Er repräsentiert die erste Innenraumsituation, die zur Firma führt. Als verbindendes Element sollte ein Empfang daher auf der einen Seite das CI der Firma vermitteln, aber auch farblich im Sinne eines Übergangs empfangend und freundlich anmutend gestaltet werden.

Abgesehen vom äusseren Erscheinungsbild vermittelt der Eingang den wichtigen ersten Eindruck vom Image des Hauses.

Neben dem Farbkonzept kommen in den Büroräumlichkeiten der Firma Kontextplan diverse Gestaltungselemete zum Tragen. Der Eingang wird durch eine Schriftcollagen-Gestaltung an der Frontwand zum Kommunikationsträger.

An der linken Wand dienen Magnettafeln in den sechs Bereichsfarben der Firma einerseits der Information und Präsentation aktueller Aktionen und Projekte, andererseits ist sie ein expressives Gestaltungselement/Bild.

Um eine lichtvolle Atmosphäre zu schaffen, werden LED-Lichtdecken installiert, die bereits im Eingang erstrahlen und in den linken und rechten Bürobereich führen. Diese vermitteln neben mehr Licht eine gewisse Leichtigkeit und Klarheit, was das Altbaugebäude ein bisschen in die Modernität bringt.

Ein spezielles Gestaltungselement bilden auch die gelaserten Sichtschutzwände auf den Galerieabschnitten. Hier wurde künstlerisch von Marina Pellegrini das Element Sonne (Ausstrahlung), Bewegung, Strasse, Stadt und Areal in einem Bild umgesetzt, welches gestalterisch das Wirken der Firma Kontextplan aufnimmt.

Die Lichtdecken in den drei Bereichen ersetzen die kellerartigen Holzbalkendecken. Zum einen bringen diese Decken viel mehr Licht in die eher dunklen Raumbereiche, und zum andern dienen sie auch als Führung vom Eingang in die beiden Bürobereiche links und rechts. Die Lichtdecke lässt den Raum höher und leichter erscheinen.

Durch den RGB-Farbregler können verschiedene Lichtstimmungen in den Raum gebracht werden. Drei Weisstöne (Warmweiss, Kaltweiss und Neutralweiss) und diverse Farbnuancen ermöglichen die Veränderung der Lichtwirkung im ganzen Raum.

Arbeitsumgebung
Arbeitsumgebung
Der Eingang der Kontextplan AG in Zürich ist durch eine Schriftcollagen-Gestaltung zum Kommunikationsträger geworden.
Arbeitsumgebung
Ein spezielles Gestaltungselement bilden auch die gelaserten Sichtschutzwände auf den Galerieabschnitten. Hier wurde künstlerisch das Element Sonne (Ausstrahlung), Strasse und Stadt in einem Bild umgesetzt und teilweise in zwei Teilen gespiegelt über den Büroräumen eingesetzt.
Arbeitsumgebung
Grundriss
Grundriss
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