Robuster und ruhiger Monolith
Ein vom Luzerner Büro Lüscher Bucher Theiler Architekten entwickeltes Bürogebäude setzt auf dem Schweighof-Areal in Luzern einen architektonisch subtilen Orientierungspunkt.

Aus dem Schweighof-Areal wurde das Projekt Schweighofpark mit einem dafür ausgearbeiteten Gestaltungsplan. Zwei Drittel der Arealgrundfläche dienen dabei Wohnzwecken, und ein Drittel wird für Dienstleistungs- und Gewerbezwecke genutzt. Das geschieht in mehreren Etappen für insgesamt 22 Inselparzellen. Ein Teil der Neubauten geht aus einem Studienauftrag mit insgesamt vier Büros hervor, den das Luzerner Architekturbüro Lüscher Bucher Theiler gewonnen hat – dieser beinhaltete neben drei Wohnbauten im westlichen Teil auch den Bürobau im südöstlichen Teil des Areals. Ein siebengeschossiger Quader, der über den eigentlichen sechs Bürogeschossen auch insgesamt vier Wohnungen bietet mit wunderbarem Blick in die umliegende, zwischen Sonnenberg, Bireggwald, Horwer Halbinsel und Vierwaldstättersee eingebettete Landschaft, einst eine Moorlandschaft.
Wie die Volumen der anderen Arealbauten definiert sich auch das Profil des Bürobaus, seine Grösse, Höhe und Orientierung über die insgesamt drei Gestaltungspläne, die zusammen das städtische Gefüge bilden. Ebenso gegeben waren die Umgebungsgestaltung sowie die Adresse des Büroneubaus. Die Parkanlage mit dem fixierten Wegsystem war zu respektieren. Eine Arkade begleitet die Fussgänger von der angrenzenden Ringstrasse ins Arealinnere und zeigt zugleich den Zugang ins Gebäude. Diese Ringstrasse prägen Gewerbe- und Bürobauten, ein Mix aus verschiedensten Formen, Farben und Materialien. Der neue Schweighofpark sollte deshalb durch ein ruhig wirkendes Gebilde angezeigt werden.
Der Büroneubau setzt gewissermassen einen dezenten Hochpunkt auf dem Areal. Markiert dieses mit seinen vier proportional austarierten, gleich präsentierten Seiten stadträumlich. Er bildet durch seine Positionierung eine klare Orientierungsmarke innerhalb des Areals. Und mit seiner Kante betont er strassenseitig den Zugang respektive die Einfahrt ins Areal. Das Volumen selbst folgt dem klar zugewiesenen «Fussabdruck» mit einer Grundfläche, die – seiner reduzierten Grösse wegen – eine herausfordernde Grundrissplanung für die Bürolandschaft bedeutete. Verfügt doch das gesamte Gebiet, in dem sich das Areal befindet, über eine sehr hohe bauliche Dichte. Die Räume zwischen den Gebäuden sind zum Teil nur 15 bis 23 Meter breit, bei einer Höhe von circa 20 Meter. Diese ausserordentliche Nähe machte den Sichthorizont, die Sichtlücken und die Besonnung zu wichtigen Themen des Entwurfs – sowohl für die reinen Wohnbauten als auch für den Bürobau. Deshalb liegt das Attikageschoss mit den Wohnungen ein Geschoss über allen anderen Gebäuden des Gestaltungsplans. Die nicht verdeckte Sonne ist in den Wohnräumen jederzeit wahrnehmbar – auch Morgen- und Abendsonne, da Balkone jeweils den Wohnraum bis zur Ost- beziehungsweise Westfassade erweitern. Das Büro- und Dienstleistungsgebäude lässt sich flexibel an Unternehmensveränderungen anpassen, lässt Büromischformen aus offenen Flächen und kleinzelligen Angeboten wie Einzelbüros, Konferenzräumen, Rückzugsmöglichkeiten sowie Convenience Services zu. Die vertikalen Erschliessungszonen ermöglichen eine flexible Vermietung der Geschosse. Diese können in bis zu vier einzelne Mietobjekte pro Geschoss unterteilt werden – mit Mieterausbau, deshalb werden die einzelnen Büroeinheiten nicht schon im Rohbau erstellt.
Der zentrale Treppen- und Nebenraumkern gliedert den Grundriss jeweils in vier gleichwertige Teilbereiche. Sämtliche Büroräume kommen ohne Stützen aus. Kern und tragende Fassaden sind ausreichend als Tragstruktur. Ein tragendes Aussenskelett aus vorfabrizierten Betonelementen bildet die Gebäudehülle. Ohne Rück- und Vorsprünge und mit dieser präzisen und feinen Rasterstruktur entsteht eine horizontal und vertikal ausgewogene Gliederung, die den architektonischen Ausdruck zwischen Strenge und Ruhe oszillieren lässt.
«Als robusten, ruhigen Monolithen», bezeichnen die Architekten den Quader, dessen Plastizität von einer filigranen Anordnung von Horizontalität und Vertikalität gebildet wird. Das aussen sichtbare Tragskelett vermittelt einen Zustand zwischen Tektonik und abstraktem Gitter und verleiht dem Gebäude am Eingang in den Schweighofpark eine angemessene Identität und Präsenz. Die filigrane, kleinteilige Profilierung nimmt dem Gebäude die Masse. Zugleich nimmt die Höhe der Geschosse nach oben ab, was zu einer – wie es die Architekten sagen – «beschleunigten Perspektive führt und das Gebäude höher erscheinen lässt, als es in Wirklichkeit ist». ●






