Zwischen den Zeilen

Mit einer Wohnsiedlung setzen Fischer Architekten neue architektonische Impulse in Thalwil. Wohnangebot, Gebäude- und Innenraumgestaltung sowie bauliche Eingliederung stehen im Einklang.

Die leicht geknickten Fassaden reagieren auf die dreiseitig an den Perimeter angrenzenden Quartierstrassen. (Fotos: Michael Egloff)

Mit einer Wohnsiedlung im Südosten der Gemeinde Thalwil schaffen Fischer Architekten bei einem generell zunehmenden Bedarf nach Wohnfläche diesbezüglich neue Möglichkeiten. Die drei Neubauten ergänzen ein ruhiges Wohnquartier. Dessen inhomogene Siedlungsstruktur zeigte sich als besondere Herausforderung in dem Projekt, weil diese wenig Anhaltspunkte für die städtebauliche Integration der Ersatzneubauten bot. Die unmittelbare Nachbarschaft besteht vorwiegend aus traufseitig zur Strasse stehenden, flachen Wohnzeilen mit von Hecken gerahmtem Abstandsgrün. «Unser Konzept ging vom Ziel aus, der Allgemeinheit zugängliche Aussenräume sowie Verbindungen innerhalb der Siedlung wie auch mit dem Quartier zu schaffen – und damit Impulse für die künftige Entwicklung des Quartiers zu setzen», sagt Simon Edelmann, Geschäftsleitungsmitglied von Fischer Architekten AG.

Die leicht geknickten Fassaden reagieren auf die dreiseitig an den Perimeter angrenzenden Verkehrswege. Rückwärtig verhalten sich die Wohngebäude wie Punktbauten, die einen fliessenden Raum mit Raumkammern aufspannen. «Die durch die Gebäude entstandenen Nischen stossen teilweise bis an die Strassen vor und bilden an den Schnittpunkten öffentlichere Orte, welche die Siedlung mit der Nachbarschaft verweben», erklärt Simon Edelmann.

Ein Spielplatz zwischen den Gebäuden belebt den Aussenraum zusätzlich.

Sorgfältig gestaltete Flächen für die Allgemeinheit beleben die Aussenräume. Kieferbäume liefern Beschattung und schützen vor Einblicken in gegenüberliegende Wohnungen. Am nördlichen Parzellenrand bildet eine pavillonartige Baute, die unter anderem diskret die Einstellhalleneinfahrt beherbergt, eine Art Scharnier zwischen der Überbauung und ihrer Nachbarschaft. Ein öffentlicher Quartierplatz unterstreicht die Bedeutung dieses Ortes.

Räumliche Erweiterung

Die drei viergeschossigen Neubauten ähneln sich in den Wesenszügen, sind jedoch nicht identisch. Zwei Vierspänner und ein Dreispänner bilden das Ensemble. Der Aufbau der insgesamt 44 Wohnungen wiederholt sich geschossübergreifend, einzig die Erdgeschosse unterscheiden sich geringfügig von den Regelgeschossen. Ein sich bis in den Wohn- und Essbereich erstreckendes Entrée gibt Zutritt zu den jeweils dreiseitig orientierten Wohnungen. Aufgrund dieser Ausrichtung und der räumlichen Erweiterung des Entrées werden die Wohnungen trotz beachtlicher Wohnungstiefen grosszügig mit Tageslicht geflutet. Die Küchen sind grösstenteils in Nischen mit Aussenraumbezug angeordnet und über Ecksituationen mit dem Wohn-Ess-Bereich verbunden. Terrassen und Balkone erweitern den Wohnraum zusätzlich nach aussen.

Terrassen und Balkone erweitern den Wohnraum zusätzlich nach aussen.

Fassadengestaltung erzeugt Leichtigkeit

Die Gebäude entstanden in Massivbauweise und tragen eine hinterlüftete Holzfassade. Diese besteht aus vertikaler Brettschalung sowie einer aus Pfosten, Deckenplatten und Unterzügen gefügten Balkonschicht, die sämtlichen strassenabgewandten Fassaden durchgängig und in unterschiedlichen Tiefen vorgelagert ist. Zurückversetzte Sockel verleihen den Baukörpern Leichtigkeit und erzeugen einen Effekt der scheinbaren Schwebe über dem leicht abfallenden Terrain. Moderne schwedische Schlammfarben verleihen den Fassaden einen wohnlichen Ausdruck. In Abstimmung darauf wählte man die Farben für die Innenräume, welche im Vergleich zur Fassadengestaltung in kraftvolleren und fröhlicheren Tönen erscheinen.

Versorgt

Die Bewohnenden erhalten die Energie für Raumheizung und Brauchwarmwasser aus dem Abwärmenetz der ARA. Mittels einer Wärmepumpenanlage wird es auf die notwendigen Temperaturen angehoben, wobei die Wärmeabgabe in den Wohnungen über eine Bodenheizung erfolgt. Jede Wohnung verfügt zudem über einen Bodenheizungsverteiler und Raumthermostate zur Einzelraumregulierung. Die Nebenräume verfügen darüber hinaus über eine Adsorptionslüftung, welche gleichzeitig für die Entfeuchtung sorgt. Die Tiefgarage ist ebenfalls mechanisch belüftet. In den Wohnungen erfolgt die Abluft über die Bäder mit einer Nachströmung via Unterdruckventile an der Aussenfassade. In den Küchen kommen darüber hinaus Umlufthauben mit Aktivkohle-Filter zum Einsatz.

Küche und Wohnraum einer Zweieinhalbzimmerwohnung.

Die Photovoltaikanlagen auf den Dächern versorgen die Gebäude mit eigens produzierter Energie. «Zertifizierungen durch SNBS und die Stiftung Natur und Wirtschaft würdigen nachhaltiges Bauen, Biodiversität sowie Naturnähe und sind zugleich eine Reaktion auf die hohen ökologischen und gestalterischen Anforderungen der Bauherrschaft an die Gebäude- und Umgebungsgestaltung», erklärt Simon Edelmann und verdeutlicht damit auch den nachhaltigen Charakter des Projekts. ●

Auch die Bäder werden grosszügig mit Tageslicht versorgt.
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