Der neue Hauptsitz von BIG fügt sich der industriellen Umgebung des Quartiers in Kopenhagen.

An der Spitze von Sundmolen in Kopenhagen steht seit der Fertigstellung 2024 der neue Hauptsitz des Architekturbüros BIG. Lagerhäuser und maritime Infrastruktur bieten die ideale, durch Zurückhaltung geprägte Szenerie des Standortes.

Das Gebäude befindet sich im Kopenhagener Stadtteil Nordhavn. (Bilder: Laurian Ghinitoiu, Rasmus Hjortshøj)

Der neue Hauptsitz des renommierten dänischen Architekturbüros BIG thront auf einem schmalen Pier im Kopenhagener Stadtteil Nordhavn. Der siebengeschossige Bau erreicht eine Höhe von 27 Metern und ist tief verwurzelt in der industriellen Geschichte des Hafens. Nach zweijähriger Bauzeit wird das Gebäude inzwischen von rund 300 Mitarbeitenden genutzt.

Windend

Beim Betreten durch das drei Meter hohe Glasportal öffnet sich ein eindrucksvoller Raum, der an die fantastischen Architekturen Piranesis erinnert. Diagonale Blickachsen gewähren Einblicke bis in die obersten Etagen. Das Herzstück ist eine zentrale, zickzackförmige Treppe aus geschwärztem Stahl, die alle sieben Stockwerke auf eindrucksvolle Weise optisch und physisch miteinander verbindet. Im Zentrum des offenen Raumes ragt eine tragende Steinsäule empor, zusammengesetzt aus sechs verschiedenen Gesteinsarten. Vom massiven Granit im Sockel bis zum porösen Marmor an der Spitze passt sich die Säule auf jeder Etage den darüber liegenden Balken an.

Diagonale Blickachsen gewähren Einblicke bis in die obersten Etagen.

Ein weiteres prägendes Element des Gebäudes ist die 140 Meter lange Aussentreppe, die sich spiralförmig vom Dach bis zum Kai um das Gebäude windet. Sie erschliesst jede Etage mit einer Aussenterrasse und ermöglicht den vertikalen Weg entlang der Fassade. Gleichzeitig fungiert sie als alternative Fluchtwegstruktur, wodurch im Inneren auf einen traditionellen Gebäudekern verzichtet werden konnte. Aufzug, Steigleitungen und eine zweite, kleinere Fluchttreppe wurden bewusst an den nördlichen Rand des Gebäudes verlegt, um offene, lichtdurchflutete Arbeitsbereiche zu erzeugen. Davon profitieren besonders die Modellwerkstatt und die Besprechungsräume.

Das Herzstück ist eine zentrale, zickzackförmige Treppe.

Schnittstelle zwischen Architektur und Natur

Am Fuss des Gebäudes gestaltete BIG Landscape einen 1500 Quadratmeter grossen öffentlichen Park, wo sich zuvor ein Parkplatz befand. Inspiriert von Dänemarks Küstenlandschaften vereint der Park nun Sandflächen, Felsformationen und Waldstücke. Im Norden schützen heimische Baumarten wie Kiefern und Eichen vor dem Hafenwind, während im Süden gezielt Lebensräume für Flora und Fauna angelegt wurden – mit dem Ziel, Biodiversität zu fördern und gleichzeitig Erholungsraum für Menschen zu schaffen.

Entlang der Aussentreppe wachsen Bäume, Sträucher, Stauden und Kräuter.

Entlang der Aussentreppe wachsen Bäume, Sträucher, Stauden und Kräuter – letztere werden direkt von den Köchen der hauseigenen Kantine genutzt. Die Dachterrasse, belegt mit Holz aus einem nahegelegenen Sägewerk, setzt das landschaftliche Gestaltungskonzept fort. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Architektur und Natur – ein Ort der Ruhe und Aussicht mit einem einzigartigen Panorama auf Stadt und Wasser. «Der Park spiegelt wider, was hier vor der Entstehung des Hafens natürlich gewachsen wäre, und ist damit eine Hommage an die Vergangenheit und die Zukunft. Durch die Bewahrung des industriellen Charakters des Ortes und die Verschmelzung mit der dänischen Küstenlandschaft bietet er einen Lebensraum, in dem Natur und Mensch gemeinsam gedeihen können», erklärt Giulia Frittoli, Partnerin und Leiterin von BIG Landscape.

Die Dachterrasse bildet die Schnittstelle zwischen Architektur und Natur.

Nachhaltig wegweisend

Das Gebäude kombiniert zudem moderne Technologien mit nachhaltigem Denken: Photovoltaik und Geothermie versorgen es zu 60 Prozent mit erneuerbarer Energie. In Verbindung mit passiven Designstrategien wie natürlicher Belüftung deckt das geothermische System 84 Prozent des Heiz- und 100 Prozent des Kühlbedarfs ab.

Das Projekt markiert auch die erste Anwendung eines neuentwickelten Betons. Durch die teilweise Ersetzung von Zementklinker mit kalziniertem Ton und Kalkfüllstoffen konnte der CO₂-Ausstoss um etwa 25 Prozent gegenüber herkömmlichem Beton reduziert werden. Der Hauptsitz des Architekturbüros steht daher nicht nur exemplarisch für das Potenzial dieses neuen Materials, sondern gilt auch in seiner Konstruktion als Pionierprojekt. ●

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