Lukas Raeber Architektur haben eine heterogene Schulanlage in einen kohärenten, zukunftsfähigen Campus transformiert

Mit dem Umbau und der Erweiterung der Schulanlage Bogenacker–Tannenbühl (Bota) hat Lukas Raeber Architektur aus Basel eine heterogene Schulanlage in einen kohärenten, zukunftsfähigen Campus transformiert. Aus einem Ensemble ohne gestalterischen Zusammenhang ist ein flexibler Bildungsort mit starker räumlicher Identität entstanden.

Das Volumen wird mit einer hölzernen, vorgewitterten Fassade und zwei vorgesetzten, umlaufenden und konstruktiv wirkenden Fluchtbalkonen aus Metall zu einer Einheit. Fotos: Rory Gardiner, Willem Pab

In der Schule Dürnten sind in den letzten Jahren die Schülerzahlen durch die rege Bautätigkeit im Ort angestiegen – ein Trend, der sich laut Prognosen fortsetzen wird. Deshalb schrieb die Gemeinde 2018 einen Studienauftrag im selektiven Verfahren für eine Erweiterung der bestehenden Schulanlage aus. Den Wettbewerb konnte Lukas Raeber für sich entscheiden. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung umfasste die Anlage zwei räumlich getrennte Standorte: die Schule Tannenbühl von 1904 im Süden (Mittelstufe) und die Schule Bogenacker von 1957 im Norden (Primarstufe). Zur Anlage gehören zudem die Turnhalle aus den 1960er-Jahren sowie mehrere Kleinbauten um eine undefinierte Mitte. Während das Schulhaus Tannenbühl und die Turnhalle Bogenacker im Inventar der kantonalen Denkmalpflege eingetragen sind, wurden die Schule Bogenacker und zwei historische Kleinschulhäuser aus dem Inventar entlassen.

Zusammenführung zu einer Einheit als Schulcampus

Der 2025 fertig umgebaute und erweiterte Schulstandort schafft aus der einst zergliederten Anlage einen zusammenhängenden, identitätsstiftenden Schulcampus: ein Ort für drei Kindergärten, zehn Primarklassen, Gruppen- und Werkräume, Lehrerarbeitsplätze, eine Turn- und Schwimmhalle sowie einen Mehrzweck- und Singsaal. Die baulichen Eingriffe fügen sich zu einer klaren städtebaulichen Setzung, die Bestand und Neubau zu einem funktionalen und architektonisch schlüssigen Gesamtensemble vereint.

Im Zentrum wurde robuste Eiche mit haptisch erlebbarer Qualität zum Beton gewählt – etwa bei den Treppengeländern.

Der zentrale, dreigeschossige und quadratische Schulbau wurde als hybrider Holz- und Betonbau als verbindendes Element mit Vorder- und Hintereingang konzipiert sowie als zeitgemässes, multifunktionales Schulgebäude mit drei gleich breiten «Kirchschiffen» neu erstellt. Der Erschliessungsbereich, das Zentrum und «dienende Schiff» mit grosszügigem Entrée und Freitreppe, ist in rohem Beton gehalten. Die zwei östlich und westlich angeordneten «Seitenschiffe», in nachhaltiger Holzelementbauweise aus rohem Fichtenholz, beherbergen die Klassenzimmer. Die frei einteilbare Schicht der Nutzräume ermöglicht eine flexible, anpassungsfähige Struktur. Umlaufende Holzelemente fassen die Räume ein und sorgen für einen ruhigen Ausdruck. Das dreiteilige Schiff wird durch eine hölzerne, vorgewitterte Fassade und zwei vorgesetzte, umlaufende und konstruktiv wirkende Fluchtbalkone aus Metall zu einer Einheit zusammengefasst. Das Schulhaus ist multifunktional, erweiterbar und trägt so dem Aspekt der Nachhaltigkeit und Flexibilität Rechnung.

Aussen zeigt sich das Ensemble mit der Fassade aus vorverwittertem Fichtenholz und verzinktem Metall robust, witterungsbeständig und mit einer ruhigen Ästhetik. Im Innenraum trifft rohe Fichte als Konstruktionsmaterial auf Sichtbeton. Im Zentrum wurde robuste Eiche mit haptisch erlebbarer Qualität zum Beton gewählt – etwa bei den Treppengeländern. Sichtbeton, Konstruktions- und Massivholz vereinen den Hybridbau, ergänzt von den Akustikeinbauten aus unterschiedlichen Materialien.

Im Innern der Nutzschicht bleibt das Konstruktionsholz Fichte sichtbar und atmosphärisch prägend.

Orientierung, Farbe und Pädagogik

Jedes Geschoss des Neubaus folgt zur Orientierung einem eigenen Farbkonzept – beispielsweise Grün und Pink im Erdgeschoss, Blau und Rot im ersten Obergeschoss oder Blau und Gelb in der zweiten Etage.

Jedes Geschoss des Neubaus folgt zur Orientierung einem eigenen Farbkonzept – beispielsweise Grün und Pink im Erdgeschoss.

Ein Leitsystem des Zürcher Künstlerinnenduos Issu-Issu (Mariella Ingrassia und Cheryl Graf) schafft eine zusätzliche Identität. Die Künstlerinnen verbinden unkonventionelles Design mit handwerklicher Präzision und experimentieren mit überraschenden Materialien, um daraus farbintensive Unikate zu schaffen. Für die Schulanlage Bota haben sie fünf grossformatige Glaskunstwerke in Form von Jahreszeitenuhren geschaffen, die als durchgehendes Element auf den verschiedenen Geschossen verteilt sind. Jede Jahreszeit – Frühling, Sommer, Herbst und Winter – wird durch individuelle, organisch geformte Uhrziffern aus nachhaltigem, mundgeblasenem Glas in jahreszeitlichen Farben verkörpert. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Ganzjahresuhr beim südlichen Eingang und einer beim Pausenplatz im Aussenraum. Damit setzen die vom Künstlerinnenkollektiv gestalteten Schuluhren im Gebäude weitere visuelle Akzente. Die skulpturalen Schuluhren vermitteln Zeit als sinnlich erfahrbare Dimension im Alltag der Kinder und auch ein grundlegendes Verständnis dafür.

Das Schulprojekt Bota verbindet Altes und Neues, Beständigkeit und Veränderung miteinander. Die Architektur ist langlebig, die Struktur wandelbar – offen für neue Lernformen und pädagogische Entwicklungen. Der neue Mini-Campus versteht Schule nicht als starre Institution, sondern als lebendigen Raum, der wachsen darf – mit seinen Kindern und der Zeit.

lukasraeber.com

Der zentrale, dreigeschossige und quadratische Schulbau wurde als hybrider Holz- und Betonbau konzipiert.
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