Auf Schienen

Atelier Brückner revitalisiert ein denkmalgeschütztes Ensemble und integriert das Bahnhofsgebäude als neuen Ort der Begegnung in das Museumsgelände.

Weiteres grosses Augenmerk bei der denkmalgerechten Sanierung lag auf der Rekonstruktion der Fassadengestaltung. (Bilder: Michael Reiner)

Im Vorfeld der jährlich stattfindenden Pfingstdampftage wurde im Mai 2024 der Bahnhof im deutschen Neuenmarkt neu eröffnet – und damit an alte Blütezeiten angeknüpft: Das Bahnhofsensemble – bestehend aus Empfangsgebäude, Güterhalle und Sozialgebäude – wurde von Atelier Brückner behutsam saniert und so eine neue Visitenkarte für das Deutsche Dampflokomotiv Museum geschaffen. Durch die Umnutzung können Bahnbegeisterte nun die wiederbelebten Bahnbauten neu erfahren und werden auch auf den Besuch des ortsprägenden Museumskomplexes eingestimmt.

Mit dem Bau der königlichen Ludwig-Süd-Nord-Bahn über die Steilstrecke «Schiefe Ebene» brach für Neuenmarkt ab 1848 eine neue Ära an: Der bis dahin unbedeutende Ort wurde zum verkehrstechnischen Knotenpunkt und erlangte Ende des 19. Jahrhunderts grosse Bedeutung – ein prosperierendes Bahnbetriebswerk entstand. Doch mit dem Wegfall eines Grossteils des Personenfernverkehrs ab den 1970er-Jahren standen viele der Gebäude lange Zeit leer und verwaisten. Bereits 2013 wurde das Museumsentwicklungskonzept (MEK) initiiert und Atelier Brückner konnte mit der szenografischen Gestaltung des Deutschen Dampflokomotiv Museums (DDM) die ursprüngliche Pracht der damaligen Blütezeit wieder zum Leben erwecken. mit der Finalisierung des MEKs durch die Revitalisierung des Bahnhofsensembles erstrahlt sie nun vollends in neuem Glanz.

Das Museumsentwicklungskonzept (MEK) 2020 umfasst neben der Revitalisierung des Bahnhofsensembles den Neubau eines baulich zurückhaltenden Eingangsgebäudes (Architektur: Anja Müller, Kasendorf), die Gestaltung des Prä-Prologs im alten Eingangsbereich des Deutschen Dampflokomotiv Museums, die Gestaltung des Sonderausstellungsbereichs, die Integration der Dauerausstellung zur «Schiefen Ebene» mit der Neuinszenierung der Modellbahnanlage, Neu- und Umgestaltungen im Aussenbereich sowie die Neukonzeption des Museumspädagogischen Zentrums im Kohlenhof. Alle Teilprojekte wurden von Atelier Brückner geplant und umgesetzt.

Entstanden ist ein spannungsvoller Dialog zwischen historischer Bausubstanz und zeitgenössischen Akzenten.

Ganzheitlich und zukunftsfähig

Um das unter Denkmalschutz stehende Ensemble fachgerecht sanieren zu können, wurden zunächst die Raumstrukturen reorganisiert: Insbesondere im Empfangsgebäude haben in der Vergangenheit diverse Umbau- und Erweiterungsmassnahmen die historische Substanz verklärt, die nun wieder spürbar wird. So ist das Erdgeschoss wieder durchwegbar und alte Sichtbeziehungen wurden wiederhergestellt. Für Anwohnende und Besuchende des DDMs entsteht damit ein einladender Ort, der Auftakt für den Museumsbesuch oder Ausklang einer Reise sein kann. Wiederbelebt wird die prachtvolle Halle durch ein neues gastronomisches Konzept, das sich in Anordnung und Ausstattung ebenfalls am historischen Vorbild orientiert: Bis zu 100 Personen finden hier Platz – wobei der 300 Quadratmeter grosse Raum flexibel für Veranstaltungen nutzbar ist. Durch den Biergarten des Restaurants wird dabei gleichzeitig der Aussenbereich reaktiviert und der Vorplatz respektive der Zwischenraum von Empfangs- und Sozialgebäude wieder bespielt. Letzteres lag bisher brach und wird jetzt als Vereinsheim genutzt. Auch in den Obergeschossen des Bahnhofsgebäudes wurden die ehemals klaren Strukturen wieder aufgegriffen: Während in den Seitenflügeln des 1. Obergeschosses dementsprechend wieder Wohnungen geschaffen wurden und im zentralen Gebäudeteil kleinere Einheiten Seminargästen zur Verfügung stehen, befinden sich im 2. Obergeschoss weitere Seminarräume, die in das museumspädagogische Konzept des DDMs integriert werden können. Durch die Mischnutzung entsteht so ein zukunftsfähiges Gebäude, das die Umgebung aufwertet sowie der Gemeinde und ihren Bedürfnissen dient.

Wiederbelebt wird die prachtvolle Halle durch ein neues gastronomisches Konzept.

Aufgearbeitet und integriert

Weiteres grosses Augenmerk bei der denkmalgerechten Sanierung lag auf der Rekonstruktion der Fassadengestaltung. So wurden Öffnungen angepasst, die ursprünglichen Fenstereinteilungen wiederhergestellt und die Trebgaster-Buntsandstein-Fassade durch ein energetisches Konzept mit innenliegender Wärmedämmung optisch beibehalten. Im Inneren wurde die gesamte Infrastruktur des Baubestands hinsichtlich Haustechnik, Energieeffizienz und Brandschutz auf den neuesten Standard gebracht. Darüber hinaus wurden Oberflächen und historische Elemente, die erhalten werden konnten, aufgearbeitet und integriert: wie etwa das Fischgrätparkett und die Wandmalereien in der Gaststätte, die Original-Schriftzüge in der Schalterhalle, die Treppenanlage zu den oberen Etagen oder der ehemalige Kassenraum im Obergeschoss.

Entstanden ist so ein spannungsvoller Dialog zwischen historischer Bausubstanz und zeitgenössischen Akzenten – an einem Ort, der kleine «Zeitreisen» ermöglicht und als begehbares Exponat zugleich als vorgeschaltete Einleitung zum Prolog des Deutschen Dampflokomotiv Museums verstanden werden kann.

atelier-brueckner.com

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