Beschleunigt

Die ESS im schwedischen Lund beherbergt künftig die leistungsstärkste Neutronenquelle auf Beschleunigerbasis zur Materialforschung. Der Campus legt Wert auf ein Gemeinschaftsgefühl und schafft beste Voraussetzungen für die Forschung.

Jedes Gebäude variiert in Grösse und Funktion. Einige Baukörper stehen einzeln, andere sind in Gruppen angeordnet. (Fotos: Rasmus Hjortshøj)

Die European Spallation Source (ESS) wird künftig von Forschenden aus den Bereichen Materialwissenschaft, Chemie, Biologie und Physik genutzt. Ihr Hauptzweck ist die Erzeugung von Neutronen, mit denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die atomare und molekulare Struktur von Materialien untersuchen können. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden unter anderem dazu beitragen, neue Lösungen zu entwickeln für die Bereiche Material- und Biowissenschaften, Energie, Umwelttechnologie, Kulturerbe und Grundlagenphysik.

Henning Larsen, Cobe und SLA haben eine Umgebung geschaffen, die den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine erfolgreiche Forschung ermöglichen soll. Eine Vielzahl von Räumen ermöglicht informelle Treffpunkte im Innen- und Aussenbereich. Eine Landschaft mit vielfältiger Vegetation, Wege zum Spazieren und Joggen sowie Teiche schaffen eine ruhige und einladende Atmosphäre rund um die Einrichtung.

Aufeinandertreffen

Die entscheidende Komponente des Forschungscampus ist ein 600 Meter langer Protonenbeschleuniger, der einen hochenergetischen Protonenstrahl auf ein Ziel abfeuert. Wenn die Protonen auf das Ziel treffen, brechen die Atome auseinander und erzeugen einen Schauer von Neutronen, die wiederum auf die zu untersuchenden Materialien treffen. Der Beschleuniger selbst befindet sich unter der Erde in einem Tunnel. Das Bauwerk ist in die Landschaft eingebettet, teils nur mithilfe einer Mauer sichtbar und grossflächig von Vegetaion bedeckt.

Die Forschungseinrichtung wird zu einer Metapher für das Spallationsverfahren: Ein Neutron wird durch einen Linearbeschleuniger geschleudert, prallt auf einen Wolframkern und streut Elektronen in die Landschaft. Der Gebäudekomplex bildet diesen wissenschaftlichen Prozess durch seine Anordnung nach. Durch die hohe Flexibilität können künftig zudem weitere Gebäude auf dem Areal integriert werden.

Strategisch positioniert

Um einen kohärenten gestalterischen Ausdruck für den gesamten Campus zu erhalten, werden alle Gebäude als monolithische «Kunstobjekte» in die Landschaft gesetzt. Jedes Gebäude der ESS variiert in Grösse und Funktion und ist entsprechend dem wissenschaftlichen Prozess strategisch, aber ohne strenges Raster positioniert. Einige Baukörper stehen einzeln, andere sind in Gruppen angeordnet.

Die Gebäude beherbergen unter anderem Empfangs- und Büroräume, Hörsäle und Labors. Entsprechend transparent präsentieren sich deren Gebäudehüllen. Industriefassaden deuten hingegen auf Innenräume hin, in denen in Verbindung mit dem Teilchenbeschleuniger stehende technische Anlagen untergebracht sind. Ein kreisförmiges Dach über der Target-Halle dient dabei als Blickfang. Es ist als Anlehnung an eines der wichtigsten Elemente des Spallationsprozesses konzipiert: das Wolframrad. Durch die abgerundete Struktur scheint das Dach über der Halle zu schweben.

Die ESS befindet sich derzeit noch im Bau. Die ersten Experimente werden voraussichtlich ab 2025 beginnen. Ab 2027 soll die Anlage voll betriebsbereit sein. ●

Jedes Gebäude variiert in Grösse und Funktion.
Die ESS wird künftig von Forschenden aus den Bereichen Materialwissenschaft, Chemie, Biologie und Physik genutzt.
Das Dach mit abgerundeter Struktur ist eine Anlehnung an das Wolframrad. Das Dach scheint über der Halle zu schweben.
Die Gebäude beherbergen unter anderem Empfangs- und Büroräume, Hörsäle und Labors.
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