Der Holzbau wird erwachsen

Innovativ, sozial und nachhaltig: Das Projekt Pi der V-Zug Immobilien AG ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Leuchtturmprojekt. Mit dem Projekt Pi entsteht in Zug das höchste Holzhochhaus der Schweiz.

Duplex Architekten
Die Höhe des Holzhochhauses wird nach Fertigstellung 80 Meter betragen. Architektur: Duplex Architekten Visualisierung: Filippo Bolognese
Innovativ, sozial und nachhaltig: Das Projekt Pi der V-Zug Immobilien AG ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Leuchtturmprojekt. Mit dem Projekt Pi entsteht in Zug das höchste Holzhochhaus der Schweiz.
Hochhäuser aus Holz haben in der Schweiz bis heute Seltenheitswert. Das höchste entsteht derzeit in Zug durch Duplex Architekten. Bei Fertigstellung wird es 80 Meter hoch sein. Möglich machen das die 2015 in Kraft getretenen Schweizer Brandschutzvorschriften, welche die Umsetzung von mehrgeschossigen Holzbauten deutlich vereinfachten. Die Bauherrschaft, die V-Zug Immobilien AG, will mit dem Projekt Pi die Grenzen des nachhaltigen Bauens, insbesondere im Hochhausbereich, ausloten und neue Formen des preisgünstigen Hochhauswohnens in der Stadt umsetzen. Denn das Projekt Pi versteht sich als konkrete und spezifische Weiterentwicklung von Bauwerken unter dem übergeordneten Aspekt der Nachhaltigkeit. Der Baustoff Holz ist dabei im Bestreben nach Kostenoptimierung und Nachhaltigkeit ein Schlüsselfaktor, der unter anderem Vorzüge hinsichtlich Ökobilanz und Vorfertigung verspricht. Die Fertigstellung des neuen Hochhauses in Zug ist für 2025 geplant.

Stahlkonstruktion als Vorbild

Projekt Pi setzt die an der Baarerstrasse gebildete Hochhausreihe fort. Mit dem «Tube-in-Tube-Prinzip» liessen sich die Planenden von den Hochhäusern aus dem Chicago der Fünzigerjahre inspirieren. Die berühmte Stahlkonstruktion der damaligen Zeit wurde dabei auf die Holzbauweise übertragen. So gibt es ein inneres stabilisierendes und ein äusseres aussteifendes Holzrahmentragwerk aus Buchenholz, was eine hohe Flexibilität in der Grundrissgestaltung erlaubt. Das Bauwerk erhebt sich innerhalb von vier Segmenten, wobei es bei zunehmender Höhe und wechselndem Abschnitt jeweils 50 bis 80 Zentimeter an Umfang gewinnt.

Im Diskurs

Trotz der vertikalen Ausrichtung hat der Diskurs mit dem umliegenden öffentlichen Bereich eine besondere Bedeutung im Projekt, weshalb dieser möglichst grosszügig gestaltet wurde. Ein zweigeschossiges Ateliergebäude auf der strassenabgewandten Gebäudeseite setzt einen interessanten architektonischen Kontrapunkt zum Hochhaus. Dazwischen spannt sich der Aussenraum auf, der beispielsweise auch von den künftig im Ateliergebäude betreuten Kita-Gruppen genutzt werden soll. Ein zweigeschossiger Eingang führt in das Gebäude. Showroom, Co-Working-Angebote und ein Bistro mit Café bilden die öffentliche Sockelnutzung. Das Bauwerk basiert auf dem Prinzip der vertikalen Nachbarschaft und fasst auf 28 Etagen 220 Wohneinheiten. Diese setzen sich aus 2,5- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen und vereinzelten Studiowohnungen zusammen. Die Piazza dient als Verteilraum für die jeweiligen Nachbarschaften zu rund 22 Wohneinheiten. Bewohnerprofile mit ähnlichen Bedürfnissen werden gruppiert: Es gibt einen Familiencluster, einen für Singles, einen für Ältere, einen für Wohngemeinschaften und einen für Kurzaufenthalter. Jede Piazza ist gestalterisch individualisierbar und verfügt je nach Bewohnergruppe über verschiedenste Zusatznutzungen wie einen schallgeschützten Musikproberaum, einen Gemeinschaftsraum für Hausversammlungen, Apéros oder Tanzcafés, einen Raum der Stille für Yoga und Meditation sowie einen Bewegungsraum mit Kletterwand.

Optimales Gesamtsystem

Zweigeschossige und grossflächig verglaste Räume bilden die Essplätze. Schmale Balkone ergänzen die Hauptwohnräume. Die über Eck inszenierten Fenster dienen auch aus der Ferne als markantes Erkennungsmerkmal. Farbig hinterlegte Strukturglasplatten und glasierte Keramikelemente verkleiden die Holzkonstruktion.

Das Gesamtsystem aus Architektur, Tragwerk, Gebäudehülle und Gebäudetechnik ist optimal aufeinander abgestimmt. Die technischen Komponenten begünstigen eine hohe Energieeffizienz des Gebäudes. So werden unter anderem die Wohnungen durch ein hybrides System mechanisch und natürlich belüftet. Die thermische Speicherfähigkeit von Holz unterstützt diesen Prozess. Einen Teil des Energiebedarfs deckt das Gebäude mit lokalen erneuerbaren Energien vom Multi-Energy-Hub des Technologieclusters Zug. Ein Drittel des Strombedarfs stammt von der Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie von den punktuell in die Fassade integrierten Photovoltaikelementen. ●

Bautafel

Architektur Duplex Architeken AG, Zürich

Kategorie Wohnen, Kita, Gewerbe, Gemeinschaftsnutzungen

Ort Baarerstrasse und Göblistrasse, Zug

Bauherrschaft V-Zug Immobilien AG

Totalunternehmer Implenia Schweiz AG

ARGE Duplex Architekten AG, Implenia AG, WaltGalmarini AG

BauingenieurWaltGalmarini AG

Duplex Architekten
Das Gebäude besteht aus einem inneren stabilisierenden und einem äusseren aussteifenden Holzrahmentragwerk aus Buchenholz.
Duplex Architekten
Der Aussenraum wird künftig unter anderem von den im Ateliergebäude betreuten Kita-Gruppen genutzt.
Duplex Architekten
Die über Eck inszenierten Fenster dienen auch aus der Ferne als markantes Erkennungsmerkmal. Architektur: Duplex Architekten Visualisierung: Filippo Bolognese
Duplex Architekten
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