Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg besticht durch ihre Gebäudehülle mit Strahlkraft

Kompakter Holzbau für eine Bank, der sich an das Bauernhaus der Umgebung anlehnt. Seine eigenwillige, markante Architektur mit asymmetrischem Walmdach interpretiert eine neue moderne Variante jener altbäuerlichen Substanzen.

Das Gebäude steht auf einem flachen Grundstück direkt neben einem Bauernhof. (Bilder: Rob Lewis)

Beim Fahren durch die hügelige Landschaft des Bucheggbergs – gern auch «Buechibärg» genannt – begegnet einem die Schönheit einer der letzten naturnahen Kulturlandschaften. Gepflegte Dörfer, bewaldete Hügel, saftige Wiesen, farbenprächtige Felder. In diese Bilderbuch-Idylle passen auch die grossen Bauernhäuser mit Walmdach. Sie fallen auf und prägen das Landschaftsbild mit. Diese referenziert der Neubau für eine Bank nun in moderner Gestalt, der heutigen Zeit angemessen.

Das Gebäude steht auf einem flachen Grundstück direkt neben einem Bauernhof.

Die Spar- und Leihkasse Bucheggberg, 1850 gegründet, ist eine Regionalbank mit Privat- und Firmenkunden vorwiegend aus der näheren und weiteren Region. Das bisherige Bankgebäude hat deren Bedürfnisse und jener der Mitarbeitenden nur mehr ungenügend gedeckt. Laufwege, Komfort, Ästhetik, Kundenzone, Qualität des Arbeitsplatzes, Haustechnik liessen sich in diesen Raumstrukturen nicht sinnvoll weiterentwickeln. Sämtliche Platzreserven waren aufgebraucht, auch die Parkplätze knapp. Der neue Hauptsitz verfügt nun über ein für den Betrieb optimiertes Raumgefüge und ein weitaus besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis. In Anlehnung an die Struktur und Materialisierung der vorhandenen bäuerlichen Substanzen setzt der Neubau ein unverwechselbares Zeichen und prägt den Ein- respektive Ausgang des Dorfes. Mit seiner prägnanten Gestalt und markanten Erscheinung gibt das aus einem selektiven Projektwettbewerb hervorgegangene Gebäude an diesem neuen Standort der Regionalbank ihr neues Erkennungszeichen.

Aufnehmen und neu interpretieren

Viereinhalb Jahre dauerte die von SSM Architekten AG durchgeführte Planung. Von Anfang an leitete die zentrale Prämisse den Entwurf – aufzunehmen und neu zu interpretieren, was an gewachsenen Strukturen und historischen Gegebenheiten den Landschaftsraum prägen. Eine bäuerliche Kulturlandschaft mit den Dörfern, Waldsäumen ebenso als auch die markanten «Weilergruppen» mit Bauernhaus, Scheune und Stöckli. Diese Gegebenheiten adaptiert der Holzbau; er bietet allseitig den verschiedenen Bereichen und Sequenzen Sicht in diese natürliche oder gebaute Umgebung und umgekehrt spiegelt er diese.

Das Gebäude steht auf einem flachen Grundstück, auf freiem Feld, direkt neben einem Bauernhof. Der Baukörper bildet mit seinem beachtlichen Volumen, längs gerichtet zur Kantonsstrasse, und mit dem dort platzierten Haupteingang eine klare Adresse. Davor verweisen ein grosszügig angelegter Vorplatz und Vorgarten wiederum auf die Bauernhäuser der Region.

Obstwiesen und Landwirtschaftsflächen umspielen den neuen Firmenhauptsitz und betten diesen sorgfältig in die Umgebung ein.

Das Innengefüge bietet vielerlei Sichtbezüge und schafft mit dieser dezenten Durchlässigkeit eine Verbindung zwischen Angestellten- und Kundenbereich, die aber konsequent voneinander getrennt respektive autonom funktionieren. Die an der Längsseite angeordneten Büros, die über einen separaten, abgedrehten Personaleingang erreichbar sind, erhalten genügend Intimität und Rückzug. Schalterhalle und Kundensitzungszimmer richten sich konsequent gegen das Dorf aus.

Ähnlich einem «Kamin» erstreckt sich der in Sichtbeton gehaltene Erschliessungskern (mit Steigzone, Treppe und Lift) durch das ganze Gebäude und steift es aus. Über alle drei Geschosse greift die Konstruktion in reiner Holzbauweise – mithin Holz, ohne jegliche Verwendung von Metall, Leim, chemischen Produkten oder künstlichen Dämmstoffen – die umliegenden Bauernhäuser thematisch auf. Das in Massivbauweise erstellte Untergeschoss versorgt Garderoben, Räume für Technik, Tresor sowie insbesondere die Einstellhalle mit vom Neubau abgelöster Einfahrt.

Die Kundenhalle organisiert differenziert zonierte Bereiche und ist dreiseitig raumhoch verglast, um für die Kundschaft immer wieder die umliegende Landschaft einzufangen. Die persönliche Kundenbedienung erfolgt an den südlich platzierten Desks. Für vertrauliche Besprechungen sind die entsprechenden Beratungszimmer im Obergeschoss via hölzerne Treppe, die wie eine Skulptur im Raum steht, oder via Aufzug erreichbar.

Für vertrauliche Besprechungen sind die entsprechenden Beratungszimmer im Obergeschoss.

Ort der Identifikation

Kundenanlässe und Events können im multifunktionalen, polyvalent einsetzbaren Dachraum, unabhängig voneinander, stattfinden – mit einzigartigem Aus- und Weitblick in und über den Bucheggberg hinweg. Eine Dachterrasse ergänzt den halböffentlichen, erdgeschossigen Aussenraum und bietet Rückzug und Aufenthalt für die Mitarbeitenden.

Nebst der Belichtung durch die Dachflächenfenster fällt zenitales Licht durch den «Oblichtkranz» in den Innenraum, und erzeugt eine angenehme Lichtstimmung. Die Dachgeschossflächen bieten die notwendige Ausbaureserve für das angestrebte Firmenwachstum an. Das Bauvorhaben ist insofern auch nachhaltig, als dass mit der berücksichtigten Nutzungsvariabilität das Gebäude zukünftig für Reihenhäuser und Wohnungen umbaubar wäre.

Zeitgemäss, ortsangepasst – aber nicht grossspurig oder futuristisch; aus der eigenständigen Architektursprache entwickelt sich ein Gebilde, das dem neuen Standort Individualität und eine einprägsame Identität verleiht. Ein Ort der Identifikation, der insbesondere im markanten Walmdach und ebenso in der Strahlkraft der Aussenhülle kulminiert.

Die Plastizität der Fassadenhaut (Tanne und Fichte) entsteht durch eine filigrane Anordnung von zueinander abgestuften, sorgfältig proportionierten Holzfeldern. Die dazwischen abgebildeten Stützenpilaster und die in den horizontalen, die Geschossigkeit betonenden Brüstungsbändern versorgten Lisenen gliedern die Fassade, die einen Zustand zwischen Tektonik und abstraktem Gitter vermittelt.

Das holzige Bankgebäude entspricht den Zielen einer nachhaltigen Bauwirtschaft, die graue Energie schonen zu wollen. Selbst die Mondphase wurde miteinbezogen. Das heimische Buchenholz für die Tragkonstruktion im Bucheggberg bei Vollmond geschlagen. Rund 1200 Kubikmeter Rundholz oder eben Mondholz, das laut Holzbaufachleuten als besonders robust gilt. Nebst der Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz aus lokalem Bestand tragen eine PV-Anlage auf dem Dach und der Anschluss an den Wärmeverbund (Fernwärme der Dorf-Schnitzelheizung) zur Nachhaltigkeit und guten Energiebilanz bei.

Obstwiesen und Landwirtschaftsflächen umspielen den neuen Firmenhauptsitz und betten diesen sorgfältig in die Umgebung ein. Ein «moderner» Kräutergarten mit Wasserbecken erinnert an die ortstypischen Bauerngärten, welche den Eingangs- und Zugangsbereich zu den Bauernhöfen definieren. Eine mit ausladender Krone ausgestatteter Baum schafft Orientierung und stärkt die Adressbildung des neuen Hauses. Die sanfte Hangneigung des Vorplatzes wird subtil zoniert und von der Kantonsstrasse räumlich getrennt. Üppig blühende Blumenrabatten terrassieren und trennen die Eingänge der Mitarbeitenden und Kunden. Auf der Südseite ergänzen Frucht- und Obstbäume mit einer artenreichen Blumenwiese das Landschaftsbild.

An diesem Ort gibt der prägnante Bau dem Siedlungsbild eine angemessene Akzentuierung. Mit sublimer Ausgestaltung und ruhiger, selbstverständlicher Präsenz in der ortsräumlichen Grammatik vermag das Bankgebäude den Dorfrand aufzuwerten und schafft einen Mehrwert für die gesamte Region. Entstanden ist eine Bank mitten im Grünen. Die Kühe der angrenzenden Weide kommen manchmal bis zum Glas der Schalterhalle. ●

Das Innengefüge bietet vielerlei Sichtbezüge.

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