Ein Industriedenkmal in Madrid nach einem Umbau neu interpretiert
Bauen ist das Spiel mit Zeitbezügen. Im Madrider Ombú-Gebäude hat Sir Norman Foster ein Wahrzeichen für die wirtschaftliche Entwicklung im zurückliegenden Jahrhundert zu einem Zukunftsversprechen für die Hauptstadt umgestaltet. Die Schweizer Jansen AG hat tatkräftig unterstützt.

Ein massiver Ziegelbau ist doch mithin Ausdruck von Beständigkeit. Heute indes nur noch, wenn die Ziegel nicht mit dem energiepolitischen Malus der extensiven Produktionsverfahren behaftet sind. Der Immobilienentwickler Acciona fungiert als Bauherrschaft und Star-Power-affiner Auftraggeber der Büros Ortiz-León und Foster + Partners.
Beim ursprünglich zwischen 1903 und 1909 errichteten Ombú-Gebäude – aus der Feder des Architekten Luis de Landecho Jordán stammend, der massgeblich den Entwurf für das Hotel Ritz in der spanischen Hauptstadt schuf – ist zu Recht von Revitalisierung die Rede. Und das gilt zumal für die umgebende, inzwischen 10000 Quadratmeter fassende Stadtlandschaft.
Ein Paradigmenwechsel
Die wirtschaftliche Entwicklung im frühen 20. Jahrhundert wurde als sinnstiftende Prämisse auch für die städtebauliche Gestaltung abgelöst vom allgemeingültigen Nachhaltigkeitskurs, der wiederum architektonisch wie landschaftsbildnerisch Niederschlag findet.
Der im Stadtteil Arganzuela liegende Gebäudekomplex ist eingebettet in ein Konglomerat aus Grünflächen, welches sich bis zum Bahnhof Méndez Álvaro erstreckt – gespeist zum einen durch 2400 Quadratmeter Ausgleichsfläche, die den Designstandards von Norman Foster entspreche und Acciona als Bauherrschaft der Kommune für die öffentliche Nutzung überliess.
Blicken wir nun auf die Materialität. Filigrane Stahlprofile verbinden sich mit grossen Lichtdächern und dem Innenausbau aus 1600 Kubikmeter Holz aus heimischen Wäldern, freilich FSC- respektive PEFC-zertifiziert, zu einem kontrastreichen, organischen Strukturkontext. Und hoch wärmegedämmte, filigrane Elemente des Systems «Janisol Arte 2.0» öffnen das Ziegelmauerwerk, für das 10 000 Tonnen Originalziegel der historischen Landecho-Baustelle ertüchtigt wurden.

Energieverbrauch nahe null
Am Ende schliesst sich der Kreis mit den entsprechenden Dokumenten für die unternommenen Anstrengungen. «Das Ergebnis geht weiter als alles, was wir bisher getan haben. Es entspricht dem Pariser Abkommen und ist ein Ein-Kraftwerk-Projekt», befindet Norman Foster, Vorstandsvorsitzender von Fosters + Partner. Die Energiebilanz des Projekts hat dem Ombú-Gebäude in der iberischen Hauptstadt eine LEED-Vorzertifizierung in Platin eingebracht, zusätzlich erreicht das Bauvorhaben den «WELL Gold-Standard» für Wellness und erhielt die Netto-Nullenergie-Zertifizierung des US-amerikanischen International Living Future Institutes.
Heute ist hier in privilegierter Umgebung – bestehend aus einem Haupt-, einem Neben- und einem weiteren Gebäude mit grossen Räumlichkeiten für tertiäre Zwecke – der Sitz des Softwareherstellers EA Sports untergebracht.
