Ein Mausoleum in Ouagadougou als Gedenkstätte

In Ouagadougou haben Kéré Architecture ein Mausoleum entworfen, das an den ehemaligen Präsidenten Thomas Sankara sowie zwölf seiner Mitarbeitenden erinnern soll.

Die äussere Hülle des Mausoleums besteht aus Laterit- und Lehmziegeln. (Bilder: Kéré Architecture)

Zwischen 1983 und 1987 prägte Thomas Sankara als Präsident die politische und gesellschaftliche Neuausrichtung Burkina Fasos. Sein progressives Reformprogramm umfasste unter anderem die Förderung von Frauenrechten, Umweltinitiativen, den Ausbau lokaler Wirtschaftsstrukturen. Zudem strebte er nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Am 15. Oktober 1987 wurde Sankara im Zuge eines Staatsstreichs zusammen mit zwölf seiner engsten Mitarbeitenden ermordet.

Mit dem Thomas-Sankara-Mausoleum ist nun ein architektonisch markantes Gedenkensemble entstanden, das diese historische Zäsur nicht nur würdigt, sondern sie räumlich, materiell und symbolisch neu interpretiert.

Symbolische Topografie und Sonnenlauf

Das Mausoleum fungiert als Gedenkstätte für Sankara und seine Gefährten. Die Anlage ist radial um ein Zentrum organisiert: Dreizehn Gräber – jedes unter einem separaten Oberlicht – sind konzentrisch angeordnet. Die Architektur folgt dem Verlauf der Sonne, wodurch im Tagesverlauf jeweils ein Grab durch das einfallende Licht betont wird. Dieses Prinzip erzeugt nicht nur eine meditative Raumwirkung, sondern verweist auch auf zyklische Zeitvorstellungen und das Weiterleben im kollektiven Gedächtnis. Dreizehn Säulen definieren dabei offene Räume zwischen den Gräbern. Diese Leerstellen verweisen bewusst auf die physische Abwesenheit der Getöteten – ein Entwurfsmotiv, das archaische Trauerrituale mit zeitgenössischer Formensprache verbindet. Ein farblich akzentuierter Pavillon führt die Besuchenden in das Innere des Gebäudes und schafft eine Schwelle zwischen Alltagswelt und Gedenkort.

Dreizehn Gräber – jedes unter einem separaten Oberlicht – sind konzentrisch angeordnet.

Klimaangepasstes Bauen und lokale Materialien

Zentral überragt eine 34 Meter hohe Kuppel das Mausoleum. Sie schützt das Innere vor direkter Sonneneinstrahlung und trägt zur thermischen Entlastung bei. Die natürliche Belüftung des Bauwerks erfolgt über zwei grosse Eingangstore, deren Lamellen nach den dominierenden Ost-West-Winden ausgerichtet sind – ein Beispiel für passive Klimastrategien im Sahelraum.

Die äussere Hülle des Mausoleums besteht aus Laterit- und Lehmziegeln, die in der Region gewonnen und verarbeitet wurden. Damit knüpft der Bau bewusst an Sankaras Vision eines unabhängigen, ressourcenschonenden Bauens an und stärkt lokale Handwerksstrukturen. Der Einsatz von Stampflehm und Lehmziegeln verweist zugleich auf eine architektonische Tradition, die in Burkina Faso tief verwurzelt ist – und gibt ihr eine neue, monumentale Form.

Die natürliche Belüftung des Bauwerks erfolgt über zwei grosse Eingangstore.

Urbaner Kontext: Der Thomas-Sankara-Gedenkpark

Das Mausoleum bildet die erste Etappe eines gross angelegten Entwicklungsprojekts: des Thomas-Sankara-Gedenkparks, der sich über 14 Hektar erstrecken wird. Geplant sind unter anderem ein Amphitheater, Bildungs- und Konferenzeinrichtungen, gastronomische Angebote sowie öffentliche und gewerbliche Nutzungen. Der Gedenkpark wird dabei funktional und landschaftlich in den Grüngürtel von Ouagadougou integriert, der wertvolle Grünflächen erzeugen soll.

Ein zentrales Element des zukünftigen Parks wird ein 100 Meter hoher Gedenkturm sein, der an der historischen Hinrichtungsstätte geschaffen wird. Auf 87 Metern Höhe – in direkter Anspielung auf das Jahr der Ermordung – entsteht eine öffentlich zugängliche Plattform mit Blick auf die Stadt. Diese vertikale Setzung transformiert einen ehemals traumatisch besetzten Ort in ein Zeichen von Würdigung und kollektiver Erinnerung.

Ein zentrales Element des zukünftigen Parks wird ein 100 Meter hoher Gedenkturm sein.

Architektur als kollektives Gedächtnis

Das Thomas-Sankara-Mausoleum steht exemplarisch für eine Architektur, die Erinnerung, politische Symbolik und klimatisch angepasstes Bauen miteinander verknüpft. Es schafft Räume der Reflexion und des kulturellen Selbstverständnisses. Als öffentlicher Ort soll es nicht nur Gedenkstätte sein, sondern auch Plattform für Begegnung, Lernen und gesellschaftliche Transformation. ●

Ein zentrales Element des zukünftigen Parks wird ein 100 Meter hoher Gedenkturm sein.
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