Entdeckungen, Gespräche, Begegnungen

Der Nachbericht zur «Objekt22» gibt Einblicke zur Veranstaltung im vergangenen November und den dort präsentierten Trends zu Möbeln, Textilien und Teppichen.

Die dreitägige Fachveranstaltung « Objekt22» zum Thema Objekteinrichtungen fand vom 9. bis 11. November 2022 in der Aeschbachhalle in Aarau statt. Neue Möbel, Textilien, Teppiche, Leuchten, Akustikelemente sowie zwei Sonderausstellungen luden zu Entdeckungen, Begegnungen und Gesprächen ein. Präsentiert wurden namhafte internationale Marken mit neuen Produkten aus Italien, Frankreich, Deutschland, Slowenien, Holland, Dänemark, Schweden und der Schweiz.

 

Die Talks

Zwei moderierte Talks und der Vortrag von Titus Darley unterstrichen die hohe Qualität der Veranstaltung, die 2022 zum dritten Mal durchgeführt wurde.

Zum Eröffnungstalk «Behaglich unbehaglich – Spitäler sind keine Wohlfühloasen, oft aber ein Zuhause auf Zeit» luden Anita Simeon Lutz, Chefredaktorin «Das Ideale Heim» und Architektin Petra Hemmi und Architekt Serge Fayet von Hemmifayet Architekten AG. An den Beispielen des Schweizer Paraplegikerzentrums Nottwil und des Universitätsspitals Zürich zeigten die beiden ihre Herangehensweise an derart komplexe langjährige Projekte auf. Der Innenarchitektur mit Licht, Möblierung, Farbe, Akustik attestieren sie grosse Wichtigkeit, soll eine Klinik doch vor allem auch Behaglichkeit und Geborgenheit ausstrahlen.

Auf die Frage Anita Simeons: «Weshalb seid ihr Spitalarchitekten geworden», kam die Antwort rasch: «Uns war und ist sinnstiftendes Arbeiten eben wichtig!» Und das beginne bereits bei der Ankunft im Eingangsbereich. Ein Spital zu bauen und einzurichten mit dem enormen Angebot und breitesten Nutzungen sei jedes Mal eine langjährige, riesige Herausforderung für das ganze Team. Da sei Arbeitsteilung gefragt, unterschiedlich zusammengesetzte Teams forschen und arbeiten zunächst vor Ort, sei es am Empfang, in der Notaufnahme, im OP, Labor oder den Patientenzimmern. Das sei, bei ständig wechselnden Prämissen, schon mal die erste Herausforderung. Gerade in Nottwil, einer kleinen Stadt im Dorf, habe sich dies extrem bewährt. Die eigene Erfahrung im OP oder Rollstuhl setze wohl viel Vertrauen voraus, bringe aber die wichtigen Erkenntnisse für die weitere Planung. Leider komme dennoch nicht immer – aus Sicht der Architektin und des Architekten – die beste Lösung zum Tragen, es seien halt viele Gremien mit involviert.

In Nottwil bestimmt der Rollstuhl die Innenarchitektur und die Auswahl des Mobiliars. Zudem werden dort die Patientenzimmer meist länger bewohnt, eine angenehme Grundstimmung zu schaffen und dabei Freiheiten zu lassen, sei also wichtig. Mit zurückhaltenden Farben, viel Tageslicht, grossen Fenstern, Blick ins Grüne. «Wir Architekten müssen Raum lassen zum Aneignen. Langzeitpatienten brauche ein Zuhause für Monate».

In Spitalräumen mit kurzen Aufenthalten sind lebhaftere Farben für Patienten und Pflegende angenehm. Die kräftigen Lichtfarben in Magenta, Blau- und Grüntönen allerdings sind den OPs vorbehalten, sie dienen den Operateuren zur Unterstützung ihrer ermüdenden Arbeit.

Gerrit Rietveld Originals

Titus Darley, Inhaber einer bedeutenden Stuhlsammlung mit 250 Objekten, ist Gründer von RSGA Design, dem niederländischen Unternehmen mit Rietveld Originals, Spectrum Design, Gelderland und Atelier Artiforte. Mit Rietveld und der Bewegung «de Stijl» begann das bis heute wegweisende, international geschätzte, moderne Design der Niederlande. Darley brachte nicht nur bisher in der Schweiz nie gezeigte Rietveld-Exponate mit, wie die berühmten Entwürfe «Berliner Stuhl», ein Entwurf aus dem Jahr 1923 für die Freie Berliner Kunstschau. Der «Fauteuil für Metz», 1942, eine Auftragsarbeit des zu der Zeit revolutionären Kaufhauses Metz & Co, wurde des Krieges wegen leider nie produziert. Der «Press Room chair», der einzige Swivelchair Rietvelds, war ein Geschenk der Niederlande an das 1958 in Paris erbaute Unesco-Gebäude. Der nach dem königlichen Hoflieferanten benannte «Steltman-Stuhl» war das stilprägende Einrichtungselement des Hof-Juweliers Steltman in Den Haag. Sie stellen einige der wichtigsten Entwürfe Rietvelds von 1923 bis 1961 dar und sind dank der Leidenschaft Darleys für Handwerk und Design heute wieder in Produktion. Paletten dienten Rietveld als Material für seine ersten Stuhlmodelle, deren Masse allesamt auf der Zahl drei basieren.

Darley erzählte in seinem Vortrag vom jungen Rietveld, der seinen Schreiner-Vater unterstützte und zu Kundinnen und Kunden begleitete, bevor er Architektur studierte. So kam er 1911 auch nach Frankfurt ins Schröderhaus, das sowohl für Gerrit Rietvelds berufliche wie persönliche Lebensreise wegweisend werden sollte.

Farbe in der Innenarchitektur: Claudio Mazzei & Markus Meier im Gespräch mit Rik Bovens

Farbe ist überall. Gleich zu Beginn stellte der Moderator und Redaktor der «Wohnrevue» die Frage: «Wann ist euch zum letzten Mal ein spezifischer Farbton im Alltag aufgefallen?» Malermeister Claudio Mazzei, Vorstands- und Geschäftsleitungsmitglied «ktColor» und Markus Meier, Bildungsgangleiter Architektur & Innenarchitektur der Bauschule Aarau, erklärten die prägende Wirkung bestimmter Farben auf den Raum sowie deren Einfluss auf den Menschen. Rasch wurde klar, dass und weshalb Farbe in der Architektur wie der Innenarchitektur unverzichtbar ist.

Claudio Mazzei erklärte anhand von Beispielen unterschiedlicher natürlicher und chemischer Pigmente Farbe als Material und Materie. Er gab Einblick in Herkunft, Verarbeitung und Funktion der Farbe.

Der Aufgabe «Farbe in der Gestaltung» widmete sich Markus Meier. Dem Umgang mit Farbe in der Lehre, Vermittlung, Beratung, im Arbeitsalltag. Ein breites Feld! Im berufsbegleitenden Unterricht gehe es den Dozenten darum, einen Zugang zu schaffen, zu sensibilisieren, die jungen Menschen eigene Farbkonzepte ausarbeiten zu lassen, die auf den Menschen abgestimmt sind. Das Thema Farbe sei jedoch nur ein Teil der mehrjährigen Ausbildung an der Höheren Fachschule, dafür seien jeweils die wichtigen Werkwochen mit praktischer Ausführung bestimmt.

Mit dem «Potenzial von Farbe», den Wirkungsmöglichkeiten von Farbe im Raum, Methoden der Farbgestaltung und deren Einordnung anhand von Referenzprojekten schloss der Talk, und damit die Veranstaltung.

 

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