Erhoben

Alvisi Kirimoto und Studio Gemma realisieren eine vielseitige Makrostruktur für den Campus der Luiss-Guido-Carli-Universität in Rom.

Das Obergeschoss beherbergt ein Amphitheater und zwei Klassenzimmer. (Fotos: Marco Cappelletti)

Nahe der Villa Ada, im Herzen des Stadtteils Parioli in Rom, hat Alvisi Kirimoto zusammen mit Studio Gemma ein neues, von der Natur umgebenes Zentrum für den Campus der Universität Luiss Guido Carli entworfen. Der Eingriff umfasste den Abriss eines bestehenden Schuppens, der den landschaftlichen Zwängen unterworfen war, den Bau eines neuen Gebäudes und die Erweiterung eines Lehrgebäudes. Das Neugeschaffene vervollständigt die Universitätsräume und wertet die umliegenden Grünflächen auf.

Volumen anheben

Das sich über zwei Ebenen mit einer Gesamtfläche von 1500 Quadratmetern erstreckende Gebäude befindet sich an der am besten zugänglichen und malerischsten Stelle des Geländes: in der Nähe eines kleinen Wäldchens im Süden, der letzten Verlängerung des Parks und des Hauptplatzes des Campus. Das Projekt beruht auf der Idee, das Volumen anzuheben, um es in direkte Verbindung mit den Baumkronen zu bringen und das Erdgeschoss so weit wie möglich freizugeben. Das Erdgeschoss fasst den Eingang, ein Klassenzimmer und Servicebereiche, während das Obergeschoss ein Amphitheater und zwei Klassenzimmer beherbergt. Mit seiner durchlässigen und transparenten Hülle sowie umgeben von Grün scheint sich das Gebäude in der Landschaft aufzulösen. Es erinnert an das klassische Baumhaus, von dem es nicht nur seinen Umriss übernommen hat, sondern auch die einladende und fast «wohnliche» Dimension der speziell für die Studierenden gestalteten Räume.

Das Projekt beruht auf der Idee, das Volumen anzuheben.

Vielseitig nutzbar

Die Innenräume wurden so konzipiert, dass sie vielseitig genutzt werden können. Sie bieten Platz für verschiedene pädagogische, kulturelle, künstlerische und gesellschaftliche Veranstaltungen, von Konferenzen bis zu Unterrichtsstunden, von Gala-Abenden bis zu Filmvorführungen. Das mehrfach nutzbare Amphitheater und die Klassenräume sollen das Gleichgewicht zwischen Präsenzunterricht und Fernunterricht neu definieren. Sie sind mit hochentwickelten audiovisuellen Konferenzsystemen ausgestattet, die perfekt in die Architektur integriert sind. Eine Querflügeltreppe verbindet die beiden Ebenen intern über einen Raum mit doppelter Höhe, während eine dritte Treppe das erste Stockwerk mit dem Aussenbereich verbindet. Das sichtbar zurückgesetzte Erdgeschoss unterstreicht die Leichtigkeit des oberen Volumens und schafft einen gleichzeitig offenen und überdachten Raum, der für Kurse und Aktivitäten im Freien ausgestattet ist. Das mit Naturholzlamellen und Glas verkleidete Obergeschoss projiziert das Gebäude in die Baumkronen und schafft einen privilegierten Dialog zwischen Architektur und Landschaftsgestaltung und bietet einen dynamischen Querschnitt der Aktivitäten, die im Inneren stattfinden.

«Die untrennbare Verbindung zwischen dem Bauwerk und dem umgebenden Grün signalisiert einen innovativen Bildungsansatz, der zur Förderung des Lernens das durch die Beziehung zur Natur erzeugte Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt. Die hohe Durchlässigkeit der Gebäudehülle erleichtert nicht nur das Eintauchen in die Landschaft und fördert den Austausch zwischen der gesamten Studierendengemeinschaft, sondern ist auch eine konzeptionelle Entscheidung, welche die Offenheit des Campus widerspiegelt», erklärt der Architekt Massimo Alvisi.

Das auffällige Rot kennzeichnet das Mobiliar und einige Elemente der Unterrichtsräume.

Dialog verstärken

Die Farben, Texturen und Materialien des Projekts wurden mit der gleichen Sensibilität ausgewählt: Die Schattierungen der Metallverkleidung und des zerkratzten Putzes mischen sich mit den warmen Nuancen des Holzes zu einem ausgewogenen Spiel von Bezügen und Kontrasten. Inspiriert von den Grundsätzen des nachhaltigen Designs und hergestellt aus natürlichen Materialien, hat das Gebäude die prestigeträchtige LEED-Platin-Zertifizierung erhalten.

Die abgehängten Akustikpaneele bilden die Zwischendecke des Amphitheaters und ziehen mit ihrer korallenroten Farbe die Aufmerksamkeit von aussen auf sich, während ihre organische Silhouette den Dialog mit dem angrenzenden Hain verstärkt. Dieses auffällige Rot kennzeichnet auch das Mobiliar und einige Elemente der Unterrichtsräume. Es ist ein raffiniertes Detail, das dem gesamten Komplex eine grosse visuelle Kohärenz verleiht, insbesondere wenn das Gebäude am frühen Abend zum Leben erwacht. Die Aussenbereiche wurden mit Kiesbelag neu gestaltet. Ein durch den Schatten einer Reihe von Steineichen geschützter Terrassenweg verbindet hingegen den Hainbereich mit dem Platz. Alle Aussenbereiche wurden so gestaltet, dass sie zum Lernen, zu informellen Treffen, zur Entspannung und zum Spielen einladen. Sie bieten zahlreiche Möglichkeiten der Zusammenkunft und eine grosse Nutzungsflexibilität. Das Projekt von Alvisi Kirimoto ähnelt einem riesigen Teleskop, das über das Grün hinausragt und über den Platz darunter wacht. Es wird damit zum neuen Mittelpunkt auf dem Universitätscampus. ●

Das Gebäude hat eine durchlässige und transparente Hülle.
Das Gebäude hat eine durchlässige und transparente Hülle.
Das von Alvisi Kirimoto und Studio Gemma Neugeschaffene vervollständigt die Universitätsräume.
Das von Alvisi Kirimoto und Studio Gemma Neugeschaffene vervollständigt die Universitätsräume.
Das Gebäude erinnert an das klassische Baumhaus.
Das Gebäude erinnert an das klassische Baumhaus.
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