Faszinierendes Lichtspiel

Ein viktorianisches Arbeiterhaus im australischen Melbourne wird zu einem modern erweiterten Wohnhaus. Neue vorgehängte Fassadenelemente und das Interieur setzen visuelle Reizpunkte.

Wohnraum
Raumhohe und vollständig verglaste Schiebetüren erzeugen einen fliessenden Übergang zwischen Wohnraum und Innenhof.
Von Morris Breunig (Text) und Peter Bennetts (Bilder)
Ein viktorianisches Arbeiterhaus im australischen Melbourne wird zu einem modern erweiterten Wohnhaus. Neue vorgehängte Fassadenelemente und das Interieur setzen visuelle Reizpunkte.

Seit 2019 ergänzt ein Anbau ein ehemaliges, einstöckiges viktorianisches Arbeiterhaus in einem Vorort des australischen Melbourne. Vorwiegend Backstein und Holzverkleidungen zieren die Nachbarhäuser, während die Strassen grosszügig mit mittelgrossen bis grossen Bäumen bepflanzt sind. Im Wandel zum Wohnhaus mit 220 Quadratmetern findet auch der bestehende Baukörper eine gestalterische Aufwertung. Restaurierungsmassnahmen verbesserten die generell gut erhaltene Bausubstanz weiter und erhöhten zugleich deutlich die Präsenz des Gebäudes innerhalb des baulichen Umfelds. «Wir fokussierten uns darauf, einen einfachen architektonischen Ausdruck mit einer sanften modernen Atmosphäre zu erreichen und gleichzeitig möglichst helle und private Räume mit Anbindungen zum Aussenraum zu erschaffen», erklärt Johannes Hart von Layan Architects & Designers, das den Umbau realisierte.

Bauen im Bestand

Die unter Denkmalschutz stehende strassenseitige Fassade blieb in ihrem Ausgangszustand erhalten. An der gegenüberliegenden strassenabgewandten Gebäudeseite des zweiseitig frei stehenden Wohnhauses positioniert sich der moderne zweistöckige Anbau. Dieser fasst das Hauptschlafzimmer mit Bad. Der bestehende Gebäudeteil wurde zudem um ein zusätzliches Geschoss erweitert, das im rücksichtsvollen Umgang zu den Nachbargrundstücken hinsichtlich Tiefe und Höhe zurückhaltend ausgeprägt ist. «Die Maximierung des Tageslichts für die dreiseitig umschlossenen, nach Norden ausgerichteten zweiten Stockwerke und das Gewährleisten von Privatsphäre gegenüber den Nachbarbauten waren herausfordernd», erklärt der Architekt. Ein zentral positionierter Innenhof war elementarer Bestandteil der Lösung. Dadurch erhält das Light House wertvollen Aussenraum im überwiegend dicht bebauten Vorort von Melbourne. Der Kern des Hauses mit den am Innenhof ausgerichteten Wohnräumen erfährt zudem ein hohes Mass an natürlicher Belichtung und Belüftung, was durch die raumhohen und gänzlich verglasten Schiebetüren unterstützt wird. Eine weitere Belüftung wird durch den offenen Treppenschacht erreicht.

Beleuchtung im Fokus

Das mit der Gebäudehülle verknüpfte Beleuchtungssystem setzt funktionale und optische Akzente. Gleichwohl ist es eine weitere Massnahme, um trotz der Verdichtung auf dem Baugrundstück ein komfortables Wohnen zu ermöglichen. Der bei einem renommierten Unternehmen für Beleuchtungsdesign angestellte Bauherr war persönlich für dessen Auswahl und Gestaltung zuständig. Eine der Obergeschossfassade vorgehängte Metallkonstruktion trägt Scheiben aus Polykarbonat, die unter anderem als Sichtschutz zu den Nachbargebäuden und als Beschattung dienen. Durch seine dynamische Form erzeugt der Paravent ein lebendiges Spiel von Schatten und Texturen. Bewegliche Metallrohre, an denen die insgesamt 907 konvexen, lichtdurchlässigen Scheiben paarweise und Rücken an Rücken befestigt sind, erlauben das Dosieren des Tageslichts. Die Drehung der Scheiben um ihre vertikale Achse erfolgt bedarfsweise manuell. LED im Inneren der rotationsgeformten Scheiben fungieren zur abendlichen Inszenierung des Light House. «Die Leinwand ist dynamisch – sowohl passiv als auch aktiv – und inszeniert durch die Manipulation von Licht jeden Raum mit einer individuell erfahrbaren Qualität», erklärt Johannes Hart.

Erfolgreiche Symbiose

Die Innenräume verfügen über eine hydraulische Fussbodenheizung. Es gibt zudem einen Holzkamin, der zentral liegt und der durch seine Positionierung den Wohnbereichen Wärme verleihen soll. Er gliedert den Wohnbereich und die Küche, trennt diese jedoch nicht voneinander. Amerikanische Eiche ziert die Innenräume und erzeugt ebenfalls ein warmes Ambiente im Light House. Ein massgefertigter Terrazzoboden belebt den Wohnbereich im Erdgeschoss und wird in den Nassbereichen um Travertinfliesen ergänzt. Ein Grossteil der Möbel und der Beleuchtungskörper wurde zudem restauriert. Weiss lasierte und im traditionellen Läuferverbund verlegte Backsteine sind zugleich eine Reminiszenz an das ursprüngliche Arbeiterhaus und ergänzen das übrige Interieur um moderne Akzente. Neues und Bestehendes stehen somit im harmonischen Einklang. ●

Bautafel

Objekt Light House

Standort Melbourne, Australien

Fertigstellung 2019

Architektur Layan Architects & Designer

Arbeiterhaus
Weiss lasierte und im traditionellen Läuferverbund verlegte Backsteine sind eine Reminiszenz an das ursprüngliche Arbeiterhaus.
Obergeschossfassade
Die an der Obergeschossfassade verwendeten Scheiben aus Polykarbonat sind Sichtschutz zu den Nachbargebäuden, Sonnenschutz und Beleuchtungskörper.
Innenräume
Amerikanische Eiche ziert die Innenräume und erzeugt ein warmes Ambiente.
Beleuchtungskörper
Ein Grossteil der Möbel und der Beleuchtungskörper wurde restauriert.
Terrazzoboden
Massgefertigter Terrazzoboden belebt den Wohnbereich im Erdgeschoss.
Aussenraum
Ein zentral positionierter Innenhof schenkt wertvollen Aussenraum im überwiegend dicht bebauten Vorort von Melbourne.
lighthouse plan
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