Fein abgestimmtes neues Einfamilienhaus in Nebikon
Am Südosthang von Nebikon wurde ein heterogen gewachsenes Einfamilienhausquartier durch einen Neubau behutsam ergänzt. Das von Kollektiv.w AG geplante und 2024 fertiggestellte «Haus S» ist die zeitgemässe Weiterentwicklung einer gewachsenen Struktur.

Die zu bebauende Parzelle stellte die letzte unbebaute Grünfläche innerhalb eines ursprünglich von eingeschossigen Schrägdachhäusern geprägten Wohnquartiers dar. Im Laufe der Jahre wurde die Struktur des Quartiers durch zweigeschossige Wohnhäuser ergänzt, bevor in den späten 1960er-Jahren vermehrt Flachbauten hinzukamen. Die bestehende Quartierstruktur wurde durch einen 2024 fertiggestellten Neubau weiterentwickelt, der sich harmonisch und zurückhaltend in das gewachsene Umfeld einfügt. Das neue Hofhaus nimmt architektonische Elemente der Umgebung auf und interpretiert sie zeitgemäss. Das Gebäudevolumen ist fein abgestimmt auf die Fluchten der angrenzenden Bebauung und erweitert die vorhandene Struktur behutsam.
Funktional und gestalterisch
Die Fassade des Erdgeschosses ist in massivem Sicht- beton ausgeführt, der dem Baukörper eine robuste, monolithische Präsenz verleiht. Das darüberliegende Obergeschoss ruht auf massiven Innenwänden; seine selbsttragenden Aussenwände in Holzelementbauweise sind vorgesetzt. Die offene, schwarz lasierte Holzschalung setzt einen markanten Kontrast zur massiven Erdgeschossfassade und verleiht dem Gebäude eine moderne, elegante Erscheinung.

Strassenseitig zeigt sich das Gebäude bewusst geschlossen und zurückhaltend, während es sich zur Gartenseite hin über die gesamte Fassade öffnet. Der zentrale Innenhof bildet das Herzstück des Hauses – funktional und gestalterisch. Die Wohn- und Aufenthaltsräume im Erdgeschoss gruppieren sich um diesen westlich gelegenen Hof, der als verbindendes Element zwischen Innen- und Aussenraum fungiert sowie klare Sichtbeziehungen zwischen den verschiedenen Bereichen ermöglicht. Eine durchgehende Verbindungsachse entlang des Innenhofs unterstreicht die räumliche Idee des Hofhauses und schafft eine hohe räumliche Qualität. Im Obergeschoss befinden sich die Kinderzimmer mit eigenem Bad sowie der Elternbereich mit Schlafzimmer, Ankleide und Badezimmer.

Offenes, kommunikatives Wohnumfeld
Von Beginn an stand die Idee eines zentralen Hofes im Fokus des Entwurfs. Ziel war es, Innen- und Aussenräume miteinander zu verweben und durch klare Sichtachsen ein offenes, kommunikatives Wohnumfeld zu schaffen. Trotz zahlreicher Varianten blieb die Bauherrschaft stets der Ursprungsidee treu – ein dreiseitig umschlossener Hof mit einer durchgehenden Verbindungsachse. Diese Konzeption erwies sich als idealer Ausdruck der gestalterischen Absicht und der Wünsche der Bewohnenden.
Die zur Gartenseite orientierte Fassade öffnet sich über die gesamte Breite und bezieht den Aussenraum aktiv in das Wohnkonzept mit ein. Ein japanischer Fächerahorn (acer japonicum aconitifolium) im Zentrum des Hofes wird so zum prägenden Element des architektonischen Gesamtbildes. Dieser ist grün und wird mit seiner Herbstfärbung rot.

Modern und reduziert
Der Einsatz von Sichtbeton vereint ästhetische Klarheit mit Langlebigkeit und ökologischer Verantwortung. Die robuste Materialität nimmt Bezug auf die benachbarten Bauten aus den 1960er-Jahren und sorgt zugleich für ein modernes, reduziertes Erscheinungsbild. Durch die innen liegende Wärmedämmebene können schlanke Wandquerschnitte energetisch effizient beheizt werden. Die Speicherfähigkeit des Gebäudes wird über massive Decken, Innenwände und Böden sichergestellt. Ein Lehmputz an den Innenwänden reguliert die Luftfeuchtigkeit, sorgt für ein angenehmes Raumklima und reduziert das Risiko von Schimmelbildung. Als schadstofffreier und ökologischer Baustoff verbessert dieser zusätzlich die CO₂-Bilanz des Gebäudes. ●