Im Stadtgefüge
Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, entstand in Berlin das Quartier «Wohnen am Campus». Unter Verknüpfung differenzierter Fassadengestaltungen und wertvoller Freiräume nimmt es zugleich eine bedeutende Rolle im stadtplanerischen Gefüge ein.

Das Quartier «Wohnen am Campus» erfüllt das Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum. Auf einer Grundstücksfläche von knapp 27 000 Quadratmetern entstand in Berlin der Neubau eines 2022 fertiggestellten Wohnquartiers. Das von Blocher Partners geplante Projekt bündelt 505 Wohneinheiten mit ein bis fünf Zimmern, davon 107 Studierendenwohnungen als Mikro-Apartments mit rund 25 Quadratmetern, Gewerbeflächen und eine Kindertagesstätte. Davon werden 252 Wohnungen von der Bauherrschaft Howoge Wohnungsbaugesellschaft mbH als geförderte Wohneinheiten vermietet.
Gehörige Durchmischung
Ziel des Projektes war die Entwicklung eines städtebaulich und freiraumplanerisch anspruchsvollen Ensembles. Aus einer modularen, standardisierten Bauweise sollte zugleich eine ansprechende und dennoch wirtschaftlich optimierte Architektursprache resultieren. Es entstand ein ganzheitliches Quartier mit unterschiedlichen Bevölkerungsschichten für eine lebendige, soziale und altersdifferenzierte Durchmischung. Eine vielfältige Ausprägung des Quartiers wird durch sozialen Wohnraum unterstützt, der sich über alle Gebäude verteilt.
Unterschiedliche Gebäudetypologien, differenzierte Fassadengestaltung und ansprechende Freiräume, die zum Verweilen einladen, prägen den Entwurf. Alle Gebäudetypen beruhen auf eigenständigen Gestaltungskonzepten, die sich nur weniger, vorab definierter Module sowie einer geringen Anzahl an Materialien bedienen und vom farbigen Putz bis zur lockeren Holzfassade aus vorgegrauter Weisstanne reichen.
Spielerische Offenheit
Das Quartier liegt im Stadtteil Berlin-Adlershof, der sich auch aufgrund vorteilhafter Anbindung sowie Infrastruktur in den letzten Jahren zu einem Zentrum für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien entwickelt hat. «Das neue Quartier orientiert sich städtebaulich am Forschungscampus der Humboldt-Universität wie auch am Landschaftspark Johannistal. Die geschlossenen Zeilen entlang der Karl-Ziegler-Strasse antworten auf die gegenüberliegenden Gewerbeflächen», erklärt Vandana Shah, Architektin und Partnerin bei Blocher Partners.
Markante, an typische Berliner Stadtbahnbögen angelehnte Bögen charakterisieren das Erdgeschoss und laden zugleich als Treffpunkte ein. Im Inneren zeigt das Gebäudeensemble hingegen spielerische Offenheit. Aufgelockerte Wohnblöcke mit Holzfassaden und grosszügige Gärten fungieren beziehungsbildend zum Landschaftspark.
Elf versetzt angelegte Häuser bilden das Ensemble. Sechs öffentliche Höfe mit Spielbereichen, Bänken und Erholungsflächen dienen als Freiräume. Gewerbeflächen bleiben flexibel für potenziell zusammenlegbare Grossflächen. Eine Kindertagesstätte erstreckt sich auf 500 Quadratmeter und bietet Platz für 90 Kinder.
Kalt genutzt
Der geplante gesamthafte Jahres-Primärenergiebedarf beträgt rund 25 kWh/m2a. Das Quartier wird mit Fernwärme versorgt. «Erwähnenswert ist, dass hier der rund 60° C kalte Rücklauf des Fernwärmenetzes genutzt wird und nicht der 130° C heisse Vorlauf. Um diese «niedrigen» Temperaturen nutzen zu können, erhielten die Wohnungen Fussbodenheizungen und Frischwasserstationen», sagt die Architektin. Diese erzeugen das warme Trinkwasser dezentral, also direkt in der Wohnung mittels eines Wärmetauschers. Das spart lange Leitungswege für die Warmwasserzirkulation und umgeht zudem das Problem der Legionellen in der Trinkwasserverrohrung.
Alle Gebäude sind auf gesamthaft 3600 Quadratmetern mit Photovoltaik-Panels bestückt, welche Elektroenergie für die Mietenden produzieren und den Nachhaltigkeitswert der Bebauung verdeutlichen. Neben 1174 Fahrradstellplätzen hält eine Tiefgarage 177 Stellplätze bereit, von denen bis zu 40 für E-Mobilität nutzbar sind. Dachbegrünung, freie Nachtkühlung und ein optimierter Fensterflächenanteil von unter 50 Prozent tragen zudem zum sommerlichen Wärmeschutz bei. ●


