Moderne professionelle Lichtgestaltung in öffentlichen Gebäuden
Lichtdesignerinnen und Lichtdesigner haben einen wissenschaftlichen, gestalterischen und wirtschaftlichen Background, sie sind kreativ und verleihen Innen- wie Aussenräumen Leben und Wirkung. Die richtige Wahl der Beleuchtung ist als architektonisches Gestaltungselement anerkannt und wird seit vielen Jahren durch Normen und Richtlinien auf internationaler und nationaler Ebene geregelt.

Das Gespräch mit dem ausgebildeten Lichtdesigner und Innenarchitekten Michael J. Heusi umfasst die Art und Weise, wie er Licht gestaltet. Seine Firma Michaeljosefheusi GmbH gewann unter anderem für den Mühlesaal auf der Klosterinsel Rheinau den Schweizer Prix Lumière 2023 sowie den Sonderpreis der Jury des Deutschen Lichtdesign-Preises 2021 für die Aussenbeleuchtung des Stadtgartens Chur.
Heusi weist zunächst auf einige Grundsätze hin: «Die Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des gewählten Lichtkonzeptes sind vielfältig, genauso vielfältig wie die Räume, die wir antreffen. Wie das Tageslicht soll auch das Kunstlicht zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Raum, und wie wir diesen wahrnehmen, spielen.» Wichtig dabei sind zum Beispiel Lichtfarbe, Einstrahlungscharakteristik, Lichtschwerpunkt und Farbwiedergabe des Lichts. «In Räumen mit viel Tageslicht kann eine variable Farbtemperatur von Vorteil sein. In einem Spa vereint sich das Kunstlicht tagsüber im Idealfall zusammen mit dem einfallenden kühlen Tageslicht und färbt sich mit der untergehenden Sonne warmtonig», ergänzt Michael J. Heusi.

Oft und zu Unrecht vergessen, wird die Aussenbeleuchtung. Egal, ob es sich um die Verbindung zwischen Strasse und Gebäudeeingang handelt, den Weg durch einen Park oder über die eigene Terrasse – diese Strecken haben eine wichtige Funktion. Die richtige Wegbeleuchtung ist nicht nur eine funktionale Anforderung zum Sehen in der Nacht, sondern ein Stimmungsmittel und eine wichtige Orientierungshilfe. Sie verleihen dem Aussenbereich auch einen magischen Touch. Da sich in der Nacht die Wahrnehmung der Umgebung verändert, hilft künstliches Licht dabei, dem Aussenbereich eine Form und Gestalt zu geben, und die Besuchenden in ein dezent beleuchtetes nächtliches Ambiente eintauchen zu lassen.

Repräsentativ inszeniert
Bleiben wir beim Innenlicht. Die gezeigten Beispiele illustrieren nur einige der vielen Möglichkeiten, das richtige Kunstlicht in den Raum zu bringen. Die Bibliothek Zug ist ein Ensemble von zwei unterschiedlichen Gebäuden. Der Haupteingang, die Eingangshalle und die Verwaltung befinden sich im ehemaligen Kornhaus. Der Bau aus den 1980er Jahren der Architektengemeinschaft Bernath, Frei und Krähenbühl weisst eine zeittypische postmoderne Architektursprache auf. In dieser Sprache sind auch die Glasleuchten-Bänder gestaltet. Sie prägen das Interieur und wurden leicht modifiziert belassen.
Bei der weiteren, nicht mehr gebrauchsfähigen Beleuchtungsanlage wurde die Chance wahrgenommen, neben der Technologie auch die Lichtatmosphäre wesentlich zu verbessern. Das Kreuzgewölbe des Windfangs ist jetzt repräsentativ inszeniert und empfängt die Kunden auf angenehme Weise. Die Deckenkassetten der Eingangshalle werden mit einem sanften seitlich strahlenden Licht zur präzise modellierten Deckenlandschaft zusammengefügt. Der Raum gewinnt so auch an visueller Höhe. Der direkt ausstrahlende Anteil der Sonderleuchten sorgt für Brillanz und Wertigkeit. Die Lesesäle und die Verwaltung weisen durch sehr gut entblendete Leuchten und die bündige Integration der Beleuchtungsanlage in die Metallrasterdecken eine hohe Behaglichkeit auf. Ein asymmetrisch strahlendes Lichtband beleuchtet die raumbegrenzenden Büchergestelle des grossen Atriums aus den 80er Jahren und schafft eine helle klare Raumbegrenzung. Die Energieeffizienz der Gesamtanlage wurde mittels effizienterer Leuchten, Präsenzmeldern und halbautomatischer Steuerung wesentlich gesteigert.

Zeitgenössisches Design
Die Evangelische Kirche Domat/Ems entstand zu Beginn der 1960er Jahre und ist ein Frühwerk des bekannten Churer Architekturbüros Domenig Architekten. Die Sanierung hielt sich an die Ideen des ursprünglichen Projekts und befreite den Bau von nachträglichen Veränderungen. Zur Erbauungszeit wurde die Kirche mit sechs kreuzförmigen Pendelleuchten beleuchtet, die im Laufe der Zeit ersetzt wurden. Die neue Lichtgestaltung nimmt die prägnante Form wieder auf und überführt diese in ein zeitgenössisches Design. Die Pendelleuchten werden mit linearen, in die Decke eingelassene Downlights ergänzt. Diffuses und direktes Licht ermöglicht neu verschiedene Lichtstimmungen. Kirchenbesuchende begegnen sich in leicht schattigem Licht, das die Gesichter natürlich wiedergibt. Bei Konfirmationen schmücken die Pendelleuchten den Raum. Während einer Andacht sorgen die Downlights für eine introvertierte Stimmung mit tiefem Lichtschwerpunkt. Ähnlich dem Tageslichteinfall fällt das künstliche Licht aus dem Oberlicht auf den Altarbereich und verleiht diesem eine unaufdringliche Präsenz.
