Planung einer Vertikalen Stadt

Mit dem Burj Azizi entsteht in Dubai nicht nur ein weiterer Gigant aus Stahl und Glas, sondern ein neues Kapitel in der Geschichte vertikaler Stadtentwicklung. Mit 725 Metern Höhe wird der Turm nach seiner geplanten Fertigstellung im Jahr 2028 das zweithöchste Gebäude der Welt sein.

Blick auf die Stadtsilhouette von Dubai. Fotos: Advanced Building Skins Conference

Der Burj Azizi wird durch seine Höhe zu einem regelrechten Spielball der Naturkräfte – insbesondere in den oberen Etagen. Je höher ein Gebäude, desto stärker wird es von Wind beansprucht. Windkanaltests zeigen: Die Druckverhältnisse variieren stark entlang der Fassade, insbesondere an den Rändern. Dies kann zu unerwünschten Vibrationen und Bewegungen führen, die zwar ungefährlich, aber unangenehm für Bewohnende sein können. Zur Simulation und Analyse der Windkräfte arbeitet das für die Planung zuständige Architekturbüro AE7 gemeinsam mit Windingenieuren von RWDI, die bereits beim Burj Khalifa beteiligt waren, dem höchsten Gebäude der Welt, das sich ebenfalls in Dubai befindet.

Der Winddruck steigt mit der Höhe deutlich an. Der positive Druck ist am höchsten in der Mitte der Fassade, während die Ränder durch die Verwirbelungseffekte geringeren Druck aufweisen», sagt Suresh Kumar, Spezialist für Strömungsmechanik bei RWDI. «Das Verhalten der Fassade bei verschiedenen Windrichtungen, Druckverteilungen an Ecken und im Zentrum sowie Turbulenzen müssen in Hunderten von Testszenarien durch Windkanal-Modelle geprüft werden. Die Tests sind heute Standard, um strukturelle Sicherheit und Komfort in Hochhäusern zu gewährleisten», erklärt Kumar.

Minimierung der Windkräfte

Um Bewegungen durch Windkräfte zu minimieren, werden häufig Tuned Mass Dampers (TMDs) eingesetzt – riesige bewegliche Massen, die durch kontrollierte Gegenschwingungen die Turmschwingung reduzieren. Die bis zu 800 Tonnen schweren Pendelsysteme werden im oberen Gebäudebereich installiert und wirken Schwingungen entgegen, die durch Wind oder seismische Aktivität entstehen. Die Systeme wirken wie Stossdämpfer für den Turm, reduzieren Bewegungen bei starkem Wind und erhöhen so den Wohnkomfort in den obersten Etagen. Aufgrund des hohen Gewichts eines TMD ist dies für den Burj Azizi jedoch keine Option gewesen. Stattdessen wurde die Form der Fassade so gestaltet, dass Gebäudebewegungen minimiert werden.

Das statische Herzstück des Burj Azizi ist ein multifunktionaler Betonkern, der gleichzeitig Aufzüge, Fluchttreppen und Technikräume auf minimalem Raum beherbergt.

Gebäudekern als strukturelles Rückgrat

Das statische Herzstück des Burj Azizi ist ein multifunktionaler Betonkern, der gleichzeitig Aufzüge, Fluchttreppen und Technikräume auf minimalem Raum beherbergt. Die Kernstruktur dient dabei nicht nur der Erschliessung, sondern auch als strukturelles Rückgrat für das gesamte Gebäude. Der Kern reicht über 600 Meter in die Höhe und besteht aus hochfestem Beton mit vorgespannten Stahlkomponenten. Zusätzlich wird der Kern durch diagonale Megastützen und perimetrische Trägersysteme stabilisiert, die eine kontrollierte Bewegung des Gebäudes bei Windbelastung ermöglichen.

abs.green

Treffpunkt

Matthew Fineout und Suresh Kumar werden das Megaprojekt Burj Azizi im Rahmen der Advanced Building Skins Conference am 4. November 2025 in Bern vorstellen. Weitere Referenten zur Fassadenplanung des Burj Azizi sind Paul Grove von Meinhardt Façade Technology und Ian Langham von Eckersley O’Callaghan.

www.abs.green

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