Poetische Ausstrahlung

Der neue Hauptsitz der Grossbank BNP Paribas Fortis in Brüssel sollte städtebaulich sowie in Bezug auf Design und Infrastruktur neu positioniert, in die heterogene Nachbarschaft integriert und zur Stadt hin geöffnet werden.

Das Exoskelett aus 300 Säulen wirkt wie ein umhüllendes Gewand. (Bilder: Cyrille Weiner)

200 Jahre nach der Gründung der Bank entstand am selben Ort, in Montagne du Parc, ein architektonisches Statement. Es verbindet Nachhaltigkeit mit Ästhetik sowie sozialen und kulturellen Aspekten. Brüssel und BNP Paribas Fortis erhalten eine von Baumschlager Eberle Architekten geplante architektonische Umsetzung, die den Ort aufwertet und allen Mitarbeitenden der Bank am Standort Brüssel ein inspirierendes Umfeld bietet.

Grün schimmernde Säulen

Aussen liegende tragende Stützen prägen das Erscheinungsbild des Gebäudes. Das Exoskelett aus 300 Säulen wirkt wie ein umhüllendes Gewand, dessen Muster das Volumen zähmt. Für die polychrome Wirkung sorgt ein grün schillerndes Granulat aus Fuchsit: Durch eine Variation des Säulenquerschnitts wird dieses Grün in Teilbereichen sichtbar. In der frontalen Ansicht zeigen sich die Fassaden als zarte, elegante Tragwerke, in der Halbtotalen ergibt sich eine Verdichtung der Stützen, die das Thema des Gebäudeverlaufs intensivieren und Gebäudekanten betonen. An den Hoffassaden verstärken horizontale Bänder aus Faserbetonfertigteilen mit einem vertikalen Relief die fliessenden Formen und die der Höhenverläufe des Daches; sie wirken zudem als fester Sonnenschutz und beherbergen eine zusätzliche steuerbare Beschattung.

Raumerlebnis und Flexibilität

Als konstruktive Fixpunkte definierten Baumschlager Eberle Architekten drei grosse Kerne, in die zusätzlich zu den Treppenhäusern alle Hilfsfunktionen wie Sanitärräume und Technik integriert sind. Diese «harten» Elemente liegen in einer «weichen» Schale aus Holzlamellen, und diese weichen Formen prägen und ordnen den Raum. Alle festen Einbauten folgen dem Raumfluss. In den überwiegend offenen Büroflächen sind formelle Treffpunkte sowie akustische und visuelle Massnahmen integriert, ohne das Raumerlebnis zu stören.

Das Atrium als vertikales Element verbindet vier Geschosse miteinander – und damit die Funktionen Restaurant, temporäres Arbeiten, Treffen, Entspannen. Öffnungen schrauben sich von der Ebene der «unteren Stadt» auf die Ebene der «oberen Stadt», auf der sich das Atrium mit einem Bogen zur Esplanade hin fortsetzt. Auch im Atrium ist alles auf eine maximale Erfahrung des Raumflusses und eine möglichst flexible Nutzung hin entwickelt.

Die Regelgeschosse sind in unabhängig voneinander nutzbare Bereiche teilbar. Obwohl als Bankzentrale beauftragt, lässt das Gebäude vielfältige Nutzungen zu. Arkaden, Höfe und ein Aufzug, der die beiden Stadtniveaus verbindet, sind öffentlich zugänglich. Das sich über zwei Ebenen erstreckende Erdgeschoss folgt dem Strassenniveau und bietet Raum für Shops, Gastronomie und öffentliche Nutzungen.

Nachhaltige Umsetzung

Bereits der Rückbau des Vorgängergebäudes mit seinem charakteristischen Sockel und den beiden Türmen war Teil des nachhaltigen Konzepts und setzte dank Materialtrennung und -recycling wertvolle Ressourcen frei. Zudem wurde die unterirdische Wanne weiterverwendet.

Die Nutzung des bestehenden unterirdischen Volumens als saisonaler Speicher mit 14 000 Kubikmeter Wasser trägt massgeblich zu einem hocheffizienten Betrieb und hohem Komfort bei: Azyklisch wird der Speicher im Sommer zur Kühlung verwendet; im Winter ist die auf diese Weise gespeicherte Abwärme für eine angenehme Temperierung nutzbar. Dank der saisonalen Wärmespeicherung benötigt das Gebäude keine fossilen Brennstoffe, und der Energieverbrauch für Kühlung und Heizung beträgt jährlich maximal 15 kWh/m², was dem Gebäude das Label Passivhaus verleiht. Das Dach des Gebäudes mit seiner fliessenden Form ist weitestgehend frei von technischen Aufbauten: 5500 Quadratmeter dienen als Lebensraum für Bienen, Vögel und bieten eine grosse Vielfalt von Pflanzen. Eingebettet darin sind Photovoltaikpaneele, die nachhaltig Energie für den Betrieb des Gebäudes und darüber hinaus ihren Beitrag zur Nutzenergie liefern. Noch mehr Grünfläche von rund 1400 Quadratmeter bietet Montagne du Parc in den Innenhöfen und um das Gebäude. ●

Bereits der Empfangsbereich zeugt von edler Gestaltung.
Das Atrium als vertikales Element verbindet vier Geschosse miteinander.
Arkaden und Höfe sind öffentlich zugänglich.
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