Sport- und Freizeitbauten – Zweckbau mit grosser Ausstrahlung

Die privat gebaute Heja Sporthalle Stighag in Kloten ist ein Zukunftsprojekt mit grosser Ausstrahlungskraft für die sportliche Betätigung und Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen.

Stighag
Das anthrazitfarbene Metall der Fassade fügt sich harmonisch in die Umgebung ein.
Von Uwe Guntern (Text) und Andreas Suter (Bilder)
Die privat gebaute Heja Sporthalle Stighag in Kloten ist ein Zukunftsprojekt mit grosser Ausstrahlungskraft für die sportliche Betätigung und Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen.

Kloten ist eine Sportstadt. Viele der rund 20 000 Einwohner sind sportlich aktiv. Insbesondere besteht eine grosse Nachfrage nach Breitensport. Aber Hallen sind knapp, die bestehende Infrastruktur kann die Nachfrage nicht abdecken. Aus diesem Grund musste auch der Unihockey-Klub seine Damenabteilung auflösen. Aufgrund des Finanzplans ist die Stadt Kloten in naher Zukunft kaum in der Lage, eine weitere Halle zu bauen.Drei Bürger der Stadt – Bruno Heinzelmann, Heinz Eberhard und Rolf Nussbaumer – ergriffen daraufhin die Initiative und setzten sich zusammen mit weiteren Personen das grosse Ziel, auf privater Basis Abhilfe zu schaffen. Sie gründeten die Stiftung Sporthalle Stighag. In viel Fronarbeit und mit Unterstützung zahlreicher Gleichgesinnter hat die Stiftung mit diesem einzigartigen Projekt der Hallenknappheit in Kloten entgegengewirkt. Durch Förderung der sportlichen Betätigung soll nun ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheit der Jugend geleistet werden. Die Stiftung unterstützt mit ihren Aktivitäten die Prävention gegen Bewegungsarmut, gegen zunehmende Fettleibigkeit sowie gegen Alkohol- und Drogenkonsum.

Der Standort der neuen Sporthalle ist ideal. Sie befindet sich mitten in Kloten bei der Kaserne und in unmittelbarer Nähe der Fussballanlage und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar.

«Der Aha-Effekt beim Betreten dieser reinen Holzhalle ist schon beeindruckend.»
Bruno Heinzelmann

Die Dreifachsporthalle weist Innenmasse von 25 × 45 Meter und eine lichte Höhe von 7 Meter auf und ist somit für sämtliche Grossfeldspiele (Unihockey, Handball, Volleyball usw.) bestens geeignet und kann auch weiteren Sportaktivitäten (Turnen, Gymnastik usw.) dienen. Die Halle ist behindertengerecht konzipiert. Angrenzend sind je vier Garderoben und Duschbereiche eingebaut. Jeweils ein Raum für Fitness und die Teambesprechungen bilden nebst den erforderlichen WC-Anlagen, den Material- und Technikräumen den Abschluss.

Eine Galerie mit Verpflegungsmöglichkeiten und Aufenthaltsräumen dient gleichzeitig als Zuschauertribüne. Auf der Westseite sowie auf den beiden Stirnseiten können auf dieser Empore bis zu 300 Zuschauer die Spiele und Turniere verfolgen. Die Halle in Holzbauweise besticht durch eine einzigartige Atmosphäre und verfügt über ein ausgeglichenes Raumklima.

«Architektur + Technik» unterhielt sich mit dem Initianten des Projekts, Bruno Heinzelmann, und dem Architekten Remo Schällibaum.

Wie kam das Projekt überhaupt zustande?

Bruno Heinzelmann: Bereits als ich noch Stadtpräsident von Kloten war, habe ich bemerkt, dass es an einer Sporthalle fehlt. Viele Vereine standen auf der Warteliste. Kinder hatten so keinen Zugang zum Sport. Bei einem Besuch in Finnland habe ich gesehen, dass es auch einfacher geht. Ich hatte mir zusammen mit Wladimir Jursinow – er war damals Coach bei den Kloten Flyers und der russischen Eishockey-Nationalmannschaft – dort die Infrastrukturen angesehen. Der Hallenmangel hatte denn auch zu politischen Vorstössen geführt – ohne Erfolg. Und so kam die Idee auf, auf privater Basis eine Sporthalle zu bauen und zu betreiben. Ich konnte dafür Rolf Nussbaumer und Heinz Eberhard begeistern, beide sind Klotener Bürger, die wie ich eine Verbindung zum Sport haben.

Remo Schällibaum: Aber man muss unterstreichen, dass die wichtigste Person des ganzen Projekts Bruno Heinzelmann war. Er ist nicht nur Präsident der Stiftung, sondern war auch treibende Kraft. Ich kenne ihn beruflich seit Jahren, und zwar von der Zusammenarbeit mit Emil Frey. Dort ist er Chef der Bauabteilung.

Deshalb wurden auch Sie in das Projekt involviert, Sie sind ja heute ebenfalls Mitglied des Stiftungsrats.

R. S. Es war nach einer Sitzung, als Bruno mir sagte, er habe noch etwas Privates mit mir zu besprechen. Er erzählte mir von dem Vorhaben und seinem Sinn und Zweck. Dann zeigte er mir auch ein Vorprojekt. Es solle eine Halle werden, für Unihockey, und Bruno bat mich, das Ganze einmal anzuschauen und zu beurteilen.

B. H. Remo stand eigentlich von Anfang an hinter dem Projekt. Er war von dem sozialen Gedanken begeistert, und er sagte, er helfe dabei mit. Zunächst bot er mir an, das Baugesuch kostenlos zu erstellen. Und nach einiger Zeit habe ich ihn dann auch beim Wort genommen.

R. S. Bruno hatte einige Skizzen und Überlegungen, so wie er sich alles vorstellte, zu Papier gebracht. Darauf konnte ich aufbauen. So kam der Stein dann ins Rollen. Bis zur Schlüsselübergabe. Und seit dem 27. Mai ist die Halle in Betrieb.

Was können Sie über die Bauphase berichten?

R. S. Schwierigkeiten mit den Bauhandwerkern gab es keine. Das sehr strenge Kostenkorsett war die besondere Herausforderung. Dann natürlich die Einschränkungen durch die Lage. Wir liegen in der Verlängerung der Flughafenpiste und haben daher eine Höhenbeschränkung. Weder durften wir mit dem Baugerüst zu hoch werden noch einen Kran stellen. Da es sich um eine Holzhalle handelt, gab es hinsichtlich des Brandschutzes Auflagen, die nicht unbedingt geläufig sind.

B. H. Einige Besonderheiten in der Brandschutzverordnung haben uns während der ganzen Bauzeit begleitet. Insbesondere was das Treppenhaus betrifft. Wir waren mit dem Bau fast fertig, und wir kämpften immer noch mit brandschutztechnischen Auflagen rund ums Treppenhaus. Das bringt eben die Holzbauweise mit sich. Man baut zwar eine Holzhalle, aber wegen brandschutztechnischer Vorgaben muss man alles wieder verkleiden.

Was macht die Halle architektonisch aus?

R. S. Die eben erwähnte Einschränkung durch die Lage des Grundstücks in der Anflugschneise des Flughafens bedingte, dass wir uns etwas einfallen lassen mussten. Da wir keinen Kran stellen konnten, wurde ein Mobilkran eingesetzt. Das hat von der architektonischen Seite zu einer Holz- und Elementbaulösung geführt. Holz stand eigentlich von Beginn an im Vordergrund. Zum einen aus Gründen der Spannweite, zum anderen wegen der Behaglichkeit und auch als sommerlicher Wärmeschutz. Deshalb ging es in der Architektur und der Gestaltung vor allem darum, all das unter einem Hut zu bringen oder, besser gesagt, all dem ein hübsches Kleid zu verpassen.

B. H. Remo hat es geschafft, dass bei Betreten dieser reinen Holzhalle ein Aha-Effekt entsteht. Das ist schon beeindruckend. ●

«Da wir in der Verlängerung der Flughafenpiste lagen, hatten wir eine Höhenbeschränkung.»
Remo Schällibaum

Nachgefragt

«Architektur + Technik» hat bei den beteiligten Firmen nachgefragt, wie sie persönlich das Projekt sehen.

«Bruno Heinzelmann, Rolf Nussbaumer und ich sind aus Kloten, dort zu Hause und sehr stark mit der Stadt verbunden. Wir waren eigentlich immer bei der Stadt aktiv, damit eine Zweifach- beziehungsweise Dreifachturnhalle gebaut wird. Das ist aber nicht gelungen, und so haben wir selbst die Initiative ergriffen. Und dann hatten wir im jugendlichen Leichtsinn die Idee, die Halle selbst zu bauen.»
Heinz Eberhard, Eberhard Unternehmungen, Kloten

«Wir arbeiten schon seit Jahren mit Remo Schällibaum und mit Bruno Heinzelmann zusammen. Für uns war es eine Herzensangelegenheit mitzumachen und etwas für die Jugend und den Sport zu tun. Arbeitstechnisch war das kranlose Arbeiten schon speziell.»
Roland Herzog, Esslinger AG, Brütisellen

«Eine besondere Herausforderung war die Logistik. Der reibungslose Ablauf stand absolut im Vordergrund. In der Nacht zu arbeiten, verlangt aufgrund der schlechteren Lichtverhältnisse mehr Konzentration und eine höhere Aufmerksamkeit.»
Richard Frischknecht, Frischknecht Holzbau-Team AG, Kloten

«Was mich besonders fasziniert hat, ist dieser aussergewöhnliche Holzbau. Zudem ist es mit dem Elementbau ein etwas anderes Arbeiten. Man muss jede Aussparung, jede Vertiefung genau planen. Bei der Vorproduktion in der Werkstatt benötigt man jedes Detail. Die schnelle Bauweise war schon faszinierend.»
Heinz Bucher, Müller.Bucher AG, Zürich

«Beeindruckend war, wie sich die Herren im Stiftungsrat beziehungsweise in der Baukommission engagiert und aus dem Nichts etwas aus dem Boden gestampft haben. Und dies für den Dienst an der Jugend.»
Dominik Rieder, Hug Baustoffe AG, Nänikon

«Jeder Knabe und jedes Mädchen, das wir von der Strasse holen, wird hier in einem Netz gut aufgefangen. Deswegen hat mich das Projekt angesprochen und deswegen habe ich zugesagt, es zu unterstützen. Über die Stiftung konnten wir mitmachen, und so war ich von Anfang an in das Projekt integriert.»
Heinz Spross, Spross Ga-La Bau AG, Zürich

Namensgebung der Heja Sporthalle Stighag

«Heja» kommt aus dem Schwedischen und heisst «jubeln». Es ist aber auch aus Heinz und Jaqueline, den Vornamen von Stiftungsrat Heinz Eberhard und seiner Ehefrau, zusammengesetzt.

Stighag heisst übrigens das Gelände, auf dem die Halle steht.

Stighag
Die Dreifachsporthalle ist für alle Grossfeldspiele geeignet.
Stighag
Stighag
Die feinen blauen Akzentlinien geben dem Gebäude einen individuellen Charakter.
Stighag
Stighag
Stighag
Stighag
Stighag
Ansicht West
Ansicht West
Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Stighag
Im letzten Oktober wurden die Binder eingebaut und das Dach gedeckt. Da wegen des Anflugs auf den Flughafen Kloten und der Höhenbegrenzung kein Kran gestellt werden durfte, mussten diese Arbeiten nachts ausgeführt werden. Zunächst wurden tagsüber etappenweise die Wände gestellt und das Dach abgedichtet. In der Nacht wurden jeweils die Binder versetzt.
Stighag
Stighag
Stighag
Stighag
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