Multifunktionell und zirkulierend

Der neue ökologische Stadtteil Bottière Chénaie im französischen Nantes nutzt das Erbe des einst landwirtschaftlich geprägten Standortes. Ein neues Multifunktionsgebäude als Abbild des vielfältigen Quartierprofils erhöht die bauliche Qualität.

Bottière Chénaie
Die Architekten setzten einen weiteren Schwerpunkt im von Wohnbauten geprägten Viertel.
Von Morris Breunig (Text) und Sebastian van Damme (Bilder)
Der neue ökologische Stadtteil Bottière Chénaie im französischen Nantes nutzt das Erbe des einst landwirtschaftlich geprägten Standortes. Ein neues Multifunktionsgebäude als Abbild des vielfältigen Quartierprofils erhöht die bauliche Qualität.

Der junge Stadtteil Bottière Chénaie in Nantes zählt zu den wichtigsten Urbanisierungssektoren im östlichen Teil der Stadt. Das von KAAN Architecten geplante und an der Hauptverkehrsader der Route de Sainte Luce gelegene Multifunktionsgebäude basiert auf einem Wettbewerb, der 2013 gewonnen wurde. Es ist Bestandteil eines vom Stadtplaner Jean-Pierre Pranlas-Descours zusammen mit dem Landschaftsarchitekturbüro Atelier Bruel-Delmar entworfenen Stadtentwicklungsplans für jenen Stadtteil, dessen Umsetzung 2002 begann und bis heute andauert.

Zusätzlicher baulicher Schwerpunkt

Aufgrund implementierter Vegetationsgebiete und gezielter ökologischer Massnahmen wird das Viertel für die Stadt Nantes zunehmend bedeutender. Der Bach Gohards verläuft durch den Park Bottière Chénaie und wurde revitalisiert. Beide bilden einen idealen Kontrapunkt zur städtischen Dichte. Der von Nordwest nach Südost verlaufende Park bekräftigt gleichwohl die neue Verbindung zwischen den alten Vierteln Doulon und Bottière. Weiterhin befinden sich im gesamten Stadtteil an die traditionellen Brunnen angeschlossene Wasserspeicher zur Sammlung und Wiederverwertung von Regenwasser. Ein windbetriebenes Pumpsystem ist zudem Bestandteil des modernen Regenwassermanagements und dient der Bewässerung der Grünflächen.

Vereinzelte Überreste von Bauernhöfen, Brunnen sowie Mauern sind ein Verweis auf die ehemaligen landwirtschaftlichen Tätigkeiten im Quartier und wurden restauriert. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Turnhallen, Geschäfte und Mediathek ergänzen die verschiedenen, unter anderem aus dichten Einzelwohnungen sowie Kollektivwohnungen mit Terrassenloggien bestehenden Wohnformen.

Fehlte dem Quartier bisweilen eine markante bauliche Identität, füllen KAAN Architecten mit dem 2019 fertiggestellten Gebäude jene Lücke. Neben dem Place du Commandant Cousteau haben die Architekten somit einen weiteren Schwerpunkt im von Wohnbauten geprägten Viertel geschaffen.

Vorteilhafte Zirkulationslösung

Der Sockelbereich des Gebäudes dient vor allem der gewerblichen Nutzung aus Geschäftsräumen, Supermarkt und Parkhaus. Darüber erstrecken sich 172 Wohnungen, die sich auf zwei fünfstöckige Wohnblöcke verteilen.

Der nordwestlich gelegene Baukörper fasst herkömmliche Mietwohnungen und formiert sich um einen bepflanzten Innenhof. Statt der Aneinanderreihung gleicher Grundrisse ermöglichte diese Zirkulationslösung vielfältige Wohneinheiten. Das zweite Volumen im östlichen Teil des Gebäudekomplexes fasst 39 Sozialwohnungen. Bei den zweiseitig ausgerichteten Ecklösungen variieren die Loggien flächenmässig. Ein südwestlich gelegener Baukörper mit Büroflächen komplettiert den Gebäudekomplex.

Abbild des Quartiers

Eine Pfosten-Riegel-Konstruktion aus vorgefertigtem Beton strukturiert die Fassade. Die zu den Höfen und Gehwegen ausgerichteten Fassaden sind mit grau gebeiztem Holz verkleidet. Jene Elemente verleihen dem Gebäude gestalterische Details, die erst bei näherer Betrachtung ersichtlich werden, aber ein harmonisches Gesamtkonzept offenlegen. Der von KAAN Architecten entworfene Multifunktionsbau ist hinsichtlich der Nutzungsvielfalt ein Abbild des im Quartier angestrebten städtebaulichen Profils und bildet zugleich einen neuen Fixpunkt in der Vorstadt von Nantes. ●

Bautafel

Standort Nantes, Frankreich

Fertigstellung 2019

Bauherrschaft OCDL – Groupe Giboire

Architektur KAAN Architecten

Landschaftsarchitektur Pranlas-Descours Architect & Associates, Atelier Bruel-Delmar

Gebäudeprogramm 172 Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen, Parkgarage, öffentliche Flächen

Bottière Chénaie
Eine Pfosten-Riegel-Konstruktion aus vorgefertigtem Beton strukturiert die Fassade.
Bottière Chénaie
Bottière Chénaie
Bottière Chénaie
Der Multifunktionsbau ist hinsichtlich Nutzungsvielfalt ein Abbild des im Quartier angestrebten städtebaulichen Profils.
Bottière Chénaie
Ein südwestlich gelegener Baukörper fasst Büroflächen.
Bottière Chénaie
Der Sockelbereich dient vor allem der Gewerbenutzung.
Bottière Chénaie
Die 172 Wohnungen verteilen sich auf zwei fünfstöckige Wohnblöcke.
Bottière Chénaie
Bottière Chénaie
Bottière Chénaie
Die zu den Höfen und Gehwegen ausgerichteten Fassaden sind mit grau gebeiztem Holz verkleidet.
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