Neu verflochten

Auf dem ehemaligen Fabrikgelände Saurer vollzieht die Stadt Arbon den Wandel. Mit zwei Neubauten setzen Züst Gübeli Gambetti dort neue Akzente im Bereich Wohnungsbau und in der Wiedereingliederung eines lang abgesonderten Stadtteils.

Neu verflochten
Züst Gübeli Gambetti realisierten auf dem lang gezogenen Baufeld A in Arbon die zwei Neubauten «Wohnen am Hamelplatz» und «Wohnen Plus».
Von Morris Breunig (Text) und Roger Frei, René Dürr (Bilder)
Auf dem ehemaligen Fabrikgelände Saurer vollzieht die Stadt Arbon den Wandel. Mit zwei Neubauten setzen Züst Gübeli Gambetti dort neue Akzente im Bereich Wohnungsbau und in der Wiedereingliederung eines lang abgesonderten Stadtteils.

Nach dem Rückzug traditionsreicher Industrieunternehmen stehen die dafür verwendeten Areale stets im umfangreichen Wandel von Neunutzungen. So auch das ehemalige, von Oerlikon-Bührle genutzte Saurer-Areal zwischen Bahnhof und Altstadt in Arbon. Auf dem 200 000 Quadratmeter fassenden Areal entstand im Zusammenspiel mit dem Gebäudebestand ein neuer Stadtteil mit Mischnutzung aus Wohnen, Gewerbe und Freizeit.

In enger Verbindung

Gegenüber dem identitätsstiftenden Hamelgebäude realisierten Züst Gübeli Gambetti auf dem lang gezogenen Baufeld A ab 2013 die zwei Neubauten «Wohnen am Hamelplatz» und «Wohnen Plus». Zusammen mit dem denkmalgeschützten «Presswerk» bilden sie ein Dreigespann, das als Eingangsportal zum neuen Quartier fungiert. «Mit der Realisation des gesamten Areals liess man sich bewusst Zeit – das neue Quartier sollte langsam wachsen und mit der bestehenden Stadt verbunden sein», erklärt Michel Gübeli von Züst Gübeli Gambetti.

Der Backsteinbau «Wohnen am Hamelplatz» für genossenschaftliches Wohnen mit abgestuftem Blockrand und Innenhof bildet den Auftakt am Hamelplatz. Dieser steht im Erdgeschoss gewerblichen sowie gemeinschaftlichen Nutzungen zur Verfügung und bestimmt zusammen mit dem Hamelgebäude die Silhouette am Bahnhof. Volumetrie, Höhenstaffelung und architektonischer Ausdruck der Neubauten orientieren sich am neu als Kulturzentrum genutzten «Presswerk» sowie am gegenüberliegenden Hamelgebäude – im Sinne der Entfaltung einer Ensemblewirkung. Zum Bahnhof wirkt der erhöhte Kopf des Backsteinbaus gemeinsam mit dem Hamelgebäude als Eingangspforte zum neuen Stadtteil, der unter anderem mit Fernwärme aus Arbon versorgt wird. Auch alte oder informelle Wegführungen zur punktuellen Ausbildung vielfältiger Freiräume und zu einer Teilaktivierung der Erdgeschosszone beeinflussten die Gebäudedisposition. So erstreckt sich beispielsweise der Strassenasphalt beim «Wohnen am Hamelplatz» durch die drei Gebäudedurchgänge bis in den Innenhof. Westlich zum Park situiert, schafft der Winkelbau «Wohnen Plus» eine öffnende Geste und soziale Durchmischung, die unter anderem Menschen im höheren Alter ein angenehmes Umfeld bieten soll.

Mit Einblicken

Die Vorzüge des neuen Stadtteils sind besonders die zentrale und äusserst attraktive Lage – direkt am Bahnhof und in unmittelbarer Nähe zum See. «Das Saurer-Areal übernimmt damit eine Art Scharnierfunktion im Übergang zur Altstadt», sagt der Architekt. Das breit gefächerte Nutzungskonzept trägt ebenfalls einen bedeutenden Teil dazu bei: von Wohnüberbauungen verschiedener Architekturbüros über Kultur-, Gastro- und Einkaufsmöglichkeiten bis zur Ansiedelung von Dienstleistungsbetrieben und einem Grossverteiler. Aus den speziell modellierten Baukörpern resultieren zum Teil schlanke, wenig tiefe Wohnungen mit eingeschriebenen Loggien oder jene als Laubengangtyp formulierte Einheiten. Raumhöhen von 2,62 Meter, vereinzelt mit Seesicht, grosse private Aussenräume und eine hochwertige Materialisierung sind Teil der detailliert gestalteten Mietwohnungen, in welche die Vielfalt des Quartiers ebenso vordringt.

Die Projektrealisierung ist zugleich ein Bemühen städtebaulicher Wiedereingliederung, um einen Teil der Stadt wieder der Allgemeinheit zugänglich zu machen. «Bis zur Konversion des Areals war die Öffentlichkeit lange Zeit gänzlich vom Areal ausgeschlossen – Zutritt zum umzäunten Gebiet der ‹Verbotenen Stadt› hatten bis dato nur Fabrikangestellte durch ein nadelöhrartiges Tor», ruft der Architekt in Erinnerung. Künftig wird es hingegen ein vielseitig durchmischter, lebendiger und beliebter Stadtteil Arbons. Implementierung gelungen. ●

Neu verflochten
Alte oder informelle Wegführungen zur punktuellen Ausbildung vielfältiger Freiräume und zu einer Teilaktivierung der Erdgeschosszone beeinflussten die Gebäudedisposition.
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Volumetrie, Höhenstaffelung und architektonischer Ausdruck der Neubauten orientieren sich am «Presswerk» sowie am gegenüberliegenden Hamelgebäude.
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Aus den speziell modellierten Baukörpern resultiert eine Vielfalt an Wohnungstypen.
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Grosse private Aussenräume und eine hochwertige Materialisierung sind Teil der detailliert gestalteten Mietwohnungen.
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Erdgeschoss
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1. Obergeschoss
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