Alpinbau – Gestalterische Gesten inszenieren die Bergwelt
Das Architekturbüro Snøhetta gestaltete den Perspektivenweg auf der Innsbrucker Nordkette. Die architektonischen Elemente entlang des Rundwanderwegs fügen sich nahtlos in die alpine Landschaft.

Vom Innsbrucker Stadtzentrum gelangt man in kurzer Zeit auf 2300 Meter Höhe und somit mitten in die Alpen. Die Innsbrucker Nordkette zieht Extremsportler genauso an wie Städtetouristen. Besucher und Einheimische schätzen die einzigartige Lage am Rande des Karwendels. Mit dem Perspektivenweg von Snøhetta gibt es auf der Nordkette nun ein zusätzliches Angebot für ein individuelles Bergerlebnis. Zehn subtile architektonische Interventionen, die sich nahtlos in die Landschaft fügen, bieten auf dem sogenannten Perspektivenweg die Möglichkeit, die alpine Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erleben. In der Nähe der Station Seegrube auf 1905 Metern gelegen, locken die einzelnen Elemente dieses 2,8 Kilometer langen Rundwanderwegs zu einem Spaziergang in alpiner Umgebung, der rund 45 bis 60 Minuten dauert.Snøhetta setzte auf subtile architektonische Eingriffe, die Blicke gezielt lenken und markante Perspektiven in Szene setzen. Jedes Element, von einzelnen Bänken bis zum Aussichtssteg, markiert einen besonderen Ort oder bietet sich als Treffpunkt an. «Mit kleinen gestalterischen Gesten inszenierten wir spezielle und markante Situationen in der alpinen Bergwelt. Spektakel bietet die dramatische Bergkulisse ohnehin», erläutert Architekt Patrick Lüth, der das Innsbrucker Snøhetta-Büro leitet.
Am spektakulärsten präsentiert sich der Aussichtssteg, der aus dem Gelände herauszuwachsen scheint, elegant über eine Geländekante hinauskragt und den vorhandenen Höhenunterschied zusätzlich inszeniert. Die markante Landmarke ist bereits von der Gondel auf dem Weg nach oben zu sehen. Der Gitterrost am Boden des Stegs verstärkt das Höhenerlebnis der Besucher, die gleichzeitig Blicke ins Inntal geniessen können. Als weiteres hervorstechendes Element markiert eine Treppenkonstruktion den Übergang vom baumlosen Hochgebirge zur Latschen-Vegetation. An anderer Stelle inszeniert ein Balken, an den sich Wanderer beim Bewundern der Szenerie wie an einer Bar anlehnen können, den ersten Eindruck der markanten Berge Langer Sattel und Frau Hitt. Beim sogenannten Grossen Stein umgeben Holzplattformen auf verschiedenen Ebenen die sanfte Erhebung und machen ihn zum beliebten Ruheort. Weiter oben formen abgetreppte Holzplattformen ein Auditorium.
Corten-Stahl ist das prägende Material bei allen zehn Elementen. Er verweist auf den rostigen Stahl, der bei den vorhandenen Lawinenverbauungen in der Umgebung zum Einsatz kommt. Aussichtssteg und Aussichtstreppe bestehen komplett aus diesem Material. Bei den Bänken, den Sitz- und Liegeplattformen oder bei der «Lehne» wird er mit Lärchenholz kombiniert. Zitate des Philosophen Ludwig Wittgenstein, dessen Nachlass zum Teil im Innsbrucker Brenner-Archiv lagert, sind bei jedem Element angebracht und auch gestalterisch integriert. Kuratiert wurde die Auswahl der Zitate von Prof. Allan Janik. Die subtilen architektonischen Interventionen vor spektakulärer Kulisse verweisen also nicht nur auf Besonderheiten der Bergwelt, die philosophischen Zitate laden auch zur inneren Einkehr. ●



