Bildungsbauten – Natürlich, spielerisch und aussergewöhnlich

Das neue Schulzentrum Chavully in Granges-Paccot FR stärkt die vorhandene Qualität des Grundstücks und rückt die Natur als tragende Idee ins Zentrum.

Bildungsbauten
Von Uwe Guntern (Redaktion) und Anderas Buschmann (Bilder)
Das neue Schulzentrum Chavully in Granges-Paccot FR stärkt die vorhandene Qualität des Grundstücks und rückt die Natur als tragende Idee ins Zentrum.

Durch Wald und Autobahn begrenzt liegt das neue Centre scolaire Chavully im Schnittpunkt dreier Quartiere der Gemeinde Granges-Paccot FR auf einem dreieckförmigen, in zwei Richtungen abfallenden Gelände. Der Ort selbst sowie dessen Topografie und Kontext stellten die Prämissen dar, auf die es eine Antwort zu finden galt.Obwohl strategisch zentral gelegen, befand sich die zu bebauende Parzelle weit entfernt von der eigentlichen Dorfstruktur, in einer durch die Autobahn geprägten Landwirtschaftszone, während der angrenzende Wald dem Grundstück seinen eigentlichen Charme verlieh. So galt es durch den Bau des neuen Schulensembles die vorhandene Qualität zu stärken, und die Natur wurde als tragende Idee ins Zentrum gerückt. Das neue Schulzentrum sollte nebst sechs Kindergärten, zwölf Primarklassen, drei Handarbeitszimmern, vier Gruppenräumen und dem Lehrerzimmer auch eine Doppelturnhalle, einen Rhythmiksaal, einen Hort mit Mittagstisch, zwei Hauswartwohnungen sowie einen logopädischen und psychologischen Dienst beherbergen.

Die funktionalen wie auch kontextuellen Bedingungen legten eine Aufteilung des Raumprogrammes in mehrere Gebäude nahe. Während der eine Baukörper die eigentliche Schul- und Kindergartennutzung aufnimmt, beherbergt der zweite Baukörper die Nutzungen mit öffentlichem Charakter und steht somit auch ausserschulisch für Vereine zur Verfügung.

Dialog mit der Natur

Zwei dem Gelände folgende Gebäudekörper definieren den zentralen Pausenplatz, der sich zum Wald hin öffnet und die Natur in den Aussenraum der Schule miteinbezieht. Das Schulgebäude besteht aus in der Höhe gestaffelten und zueinander versetzten Volumen, während das Turnhallengebäude durch einen Gebäudekopf mit flachem Hauptbau definiert ist. Auch ermöglicht die gezielte Gebäudesetzung, dass weitgehend auf Schallschutzmassnahmen verzichtet werden konnte, da die lärmtechnisch wenig sensible Turnhalle durch ihre Position das Schulgebäude von den Immissionen der Autobahn abschirmt. Der Bezug zum Wald wird zur tragenden Idee und soll die Identität und den Charakter des Ensembles definieren. So tritt neben den Aussenräumen auch die Fassade in Dialog zu diesem und strahlt durch ihr hölzernes Kleid eine natürliche Wärme aus. Fassadenornamente, die von Holzverzierungen von regionalen Bauernhäusern inspiriert und neuinterpretiert sind, unterstreichen die Wertigkeit des Ensembles. Im Schulgebäude selbst werden durch die Versetzung der Gebäudekörper im Innenraum übersichtliche Sektoren geschaffen, die in ihrer Dimension den Kindern gerecht werden, da die Grösse des Gebäudes im Massstab gebrochen wird. So werden den Kindern kleine, gut proportionierte Raumeinheiten anboten, die dem pädagogischen Konzept der Altersstufe gerecht werden.

Die zenital belichtete Haupttreppe verbindet verschiedene Sektoren und eröffnet durch die halbgeschossige Versetzung der Sektoren vielfältige Durchblicke, während der Erschliessungsraum selbst aus einer Abfolge von zueinander versetzten Hallen gebildet wird, die von Durchblicken und Ausblicken profitieren. Im Innenraum entfaltet das Schulgebäude zwei unterschiedliche Welten. In der Hallenfolge, deren Raumstimmung durch die Materialfarben geschaffen wird, bilden Terrazzo, Sichtbeton und Eichenholz eine Harmonie, die durch das Spiel des natürlichen Lichts unterstützt wird.

Runde spielerisch angeordnete Haken bilden den Schmuck der Wände und bilden zusammen mit den hölzernen Bänken die Garderobe der Kinder. Eichenfurnier bekleidet die Akustikdecke, die mit einem Betonfries gefasst wird und deren Wertigkeit unterstreicht. Eichentüren mit lateralen Glasfenstern eröffnen einen ersten Blick in die Klassenzimmer und unterstützen die Vision einer offenen Schule.

Die Klassenzimmer zeigen sich in monochromen Pastelltönen in zartem Gelb, sanftem Grün bis hellem Blau. Die Farben alternieren in den Sektoren, was spielerisch der Orientierung hilft. Magnetische, beschreibbare Einbauschränke lassen die Klassen vielfältig nutzen. Pastellfarbene, mobile Möbel dienen in den Kindergärten als Raumteiler zur Nischenbildung. Mobile, individuell verstellbare Möbel bieten in den Primarklassen die notwendige Flexibilität. Ihre weisse Farbe verleiht Ruhe, was die angenehme Stimmung des Raumes unterstützt.

Galerie verleiht Grosszügigkeit

Im zweiten Gebäude dient die Galerie der horizontalen Erschliessung. Sie öffnet den Blick zur Turnhalle hin und verleiht dem Gebäude Grosszügigkeit. Zwei Treppen mit vorgelagerten Hallen dienen der vertikalen Erschliessung. Die Vorhallen leiten zum Hort mit Mittagstisch. Dieser ist aus drei Räumen konzipiert, die mittels Schiebetüren miteinander verbunden sind. Im Obergeschoss sind die Hauswartwohnungen, die Logopädie, die Psychologie und der Rhythmikraum angeordnet. Das Untergeschoss beherbergt die Garderoben und die Technikzentrale. Die Turnhalle selbst ist als Sporttempel konzipiert. Die Tragstruktur des Daches, bestehend aus gekreuzten Holzträgern, rhythmisiert mit einem Kranz aus Betonstützen den Raum. Sie unterstreicht das harmonische Bild und verleiht mit den Fenstern vorgelagerten Fassadenornamenten, die als Filter dienen, eine ausgewogene Raumstimmung. Der warme Holzton der Träger, der Wandverkleidung und der Fassadenelemente und das lichte Grau der Stützen und Wände prägen den Raum mit. Während in der Turnhalle die Fassadenornamente der Fenster den Innenraum von der Sicht auf die Autobahn abschirmen, dienen sie bei den Klassenzimmern als Brüstungselement bei den Lüftungsflügeln. Die Fassade selbst besteht aus druckimprägnierter, pigmentierter, lasierter Tanne. Der dunkle Fassadenton integriert sich selbstverständlich in den Kontext und harmoniert mit den bronzen eloxierten Holzmetallfenstern. Zwischen den Gebäuden wie selbstverständlich ins Gelände integriert befindet sich der Pausenplatz. Durch seine Terrassierung werden Zonen unterschiedlicher Qualität für die verschiedenen Altersstufen anboten. Einladende Sitzstufen verbinden die verschiedenen Bereiche.

So wurde durch das Gebäudeensemble zusammen mit den Aussenräumen, der Fassadengestaltung sowie deren Materialität ein Ort geschaffen, der die Qualitäten des Kontextes unterstreicht und ein neues Zentrum mit eigener Identität ermöglicht. Ein Schulzentrum, das durch sein natürliches Erscheinungsbild und seine spielerischen Raumsequenzen den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. ●

Tragstruktur

Bildungsbauten
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Das Dach dieser Doppelturnhalle mit einer Fläche von mehr als 1000 m2 wird von einem Holzbalkenrost mit einem Verhältnis von 1:25 getragen. Eine dünne Kompressionsdecke aus Beton auf der Oberseite des Trägerrostes und die Verwendung auf die Unterseite geklebter Kohlefasern garantieren die Kontinuität der Tragstruktur, die aus gekreuzten und ineinandergesteckten, kammförmigen Trägern bestehen.

Die Turnhalle besitzt einen fast quadratischen Grundriss, was eine in zwei Richtungen tragende Struktur, nahegelegt hat. Dadurch konnte die statische Höhe des Tragwerks reduziert werden.

Die Träger wiegen um 5.8 bzw. 6.1 Tonnen, während die Nord-Süd-Träger 31 Meter und die Ost-West-Träger 34 Meter lang sind. Die Montage erfolgte innerhalb von knapp vier Tagen.

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Der Bezug des Schulzentrums zum Wald wird auch durch die Fassade aus pigmentierter und druckimprägnierter Weisstanne deutlich.
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Zwei dem Gelände folgende Gebäudekörper definieren den zentralen Pausenplatz, der sich zum Wald hin öffnet.
Bildungsbauten
Die Architekten haben außergewöhnliche Räume geschaffen, die den zeitgemässen Unterrichtsanforderungen entsprechen. Sie haben Gänge vermieden und Raumsequenzen geschaffen, die eine multifunktionale Nutzung erlauben.
Bildungsbauten
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Die Tragstruktur des Turnhallendaches besteht aus gekreuzten Holzträgern.
Situation
Situation
Ostfassade
Ostfassade
Schnitt
Schnitt
Erdgeschoss
Grundrisse Erdgeschoss Schule (links) und Sporthalle.
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