Corporate Architecture – Entstanden aus einem Dialog
Das nolax House in Sempach Station ist ein aussergewöhnliches Innovations-Zentrum, das schon durch sein äusseres Erscheinungsbild Aufsehen erregt.

Zur angenehmen Atmosphäre trägt nicht nur die Architektur bei, sondern auch das Verhalten der Mitarbeiter. Sie leben die Kultur des Hauses. Auch hat man sofort Einblick in die verschiedenen Arbeitsbereiche und merkt: Hier wurde Platz geschaffen, um die Ideen und Visionen der unterschiedlichen Mitarbeiter und ihrer Tätigkeiten zu verbinden.
Im «Licht» angekommen, treffen wir auf den Architekten Luca Deon und vonseiten der Bauherrschaft auf den Inhaber der Nolax AG, Stefan Leumann, und Projektleiter Kari Huber. Mit ihnen haben wir uns über die Vision unterhalten, aus der die aussergewöhnliche Architektur des nolax House hervorgegangen ist.
Bauherrschaft Wir haben bei uns die Kultur der Freiheit
Die Nolax AG wurde 2008 von Stefan Leumann gegründet. Stefan Leumann hatte ein komplett neues Geschäftsmodell, es war ein spezielles und auf jeden Fall anderes. Die Essenz von Nolax ist, dass das Unternehmen kein Wettbewerber in der Klebstoff-Industrie mehr ist, wie Collano es noch war. Man versucht ganz neue Märkte zu erschliessen, die es heute noch nicht gibt. Nolax ist im Grunde ein Lieferant von Innovationen, neuen Technologien, neuen Geschäftsmodellen, die dann der Klebstoff-Industrie zur Verfügung gestellt werden. «Unser Ansatz ist revolutionär», so Stefan Leumann, «und wenn man radikal Neues kreieren will, geht das nicht im stillen Kämmerlein. Das geht nur über Austausch, über enge Kollaboration. Teams müssen sich finden, sich intensiv austauschen und wieder auseinandergehen. Dann finden sich neue Teams – und so weiter.»
Die neue Geschäftsidee forderte auch eine neue Arbeitsweise, die im alten Gebäude nicht möglich war. So war das heutige nolax House vor zehn Jahren bereits mitgedacht. Dazu kam, dass ein weiterer Teil der Belegschaft in anderen Gebäuden an verschiedenen Orten war. «Ich wollte alle unter einem Dach haben», so Leumann weiter. «Ich wollte ein Gebäude, in dem wir dieses Arbeitsmodell, diesen Austausch, diese sehr flexible Formation von interdisziplinären Teams und kreativen Gedanken realisieren können.»
So wurde das nolax House zu einer aussergewöhnlichen, besonderen Form von Corporate Architecture, geboren aus der Voraussetzung. Und eine Grundphilosophie von Leumann, die in die Architektur einfliessen musste, ist, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, dass sie sozusagen heimkommen und nicht zur Arbeit fahren. Denn nur wer sich wohlfühlt, kann wirklich kreativ sein.
Der Mensch im Mittelpunkt
Wie schon der Eingang an eine Haustür erinnert, so arbeitet im Innern jeder, wie er es zu Hause tun würde: Der eine am Schreibtisch, der andere mit dem Laptop auf dem Sofa, jeder, wie es ihm am bequemsten ist. «Als der Bau fertig war», ergänzt Projektleiter Kari Huber, «hörten wir oft: Das ist ja eine Wohlfühloase. Meine Antwort war dann immer: Hätten wir uns ein Unwohlfühloase bauen sollen? Wir haben jetzt im ersten Jahr die Veränderung gespürt. Ein unglaublicher Anstieg des Austausches und der Zusammenarbeit im Vergleich zu vorher.»
Es war von Anfang an klar, dass das Haus dem Menschen dienen soll. Das war auch der Ausgangspunkt für den Architekten. Der Weg von der Idee bis zum fertigen nolax House, in dem heute Kreativität gelebt wird, war lang.
Schon bei der Wahl des Architekten liess man sich bewusst Zeit. «Mit Luca Deon sind wir zusammengekommen», erklärt Stefan Leumann, «weil wir bei ihm gespürt haben, dass er ein Künstler ist und ein Visionär, der begreifen kann, was wir wirklich wollen. Es war ein absoluter Bauchentscheid für ihn.» «Ganz wichtig war auch», so Kari Huber, «dass die Mitarbeiter mitgenommen wurden. Bereits in einer sehr frühen Phase. Sie mussten verstehen, dass es eine wesentliche Veränderung geben würde. Es begann, als Stefan Leumann Nolax vorstellte: Plötzlich verkauften wir keine herkömmlichen Produkte mehr, wir hatten keine Mitbewerber und mussten völlig anders arbeiten. Das war für viele Ältere gar nicht so einfach. Trotzdem hat das Unbekannte fasziniert. Alle hatten ja gespürt: Wenn wir weiter so arbeiten, bekommen wir Probleme. Die Mitarbeiter mussten wissen, dass sie nicht mehr ihr Arbeitspult mit Familienfoto, Zimmerpflanze und so weiter haben würden. Aber es gibt sehr viele andere Vorteile. Entscheidend war, dass der Chef vorausging. Er räumte als Erster sein Büro, bereits noch im alten Gebäude, nachdem der Entscheid gefällt worden war, das nolax House zu bauen, und ihm folgte die Führungscrew.» «Man muss», so Stefan Leumann, «als Führungsperson, als Unternehmer ein Zeichen setzen. Deshalb gab ich mein Chefbüro frei und ging sofort in ein Sitzungszimmer, das ich verlassen musste, wenn andere es buchten. Man muss vorangehen, sonst ist man einfach nicht glaubwürdig. Es war ja nicht nur ein Umdenken. Die Leute mussten überzeugt sein: Es ist richtig so.»
Zum Konzept gehörten von Anfang an auch externe Start-ups, denn das Unternehmen wollte sich nach aussen öffnen. Es sollten zwei oder drei Start-ups ins nolax House ziehen, mit denen man sich austauschen konnte. «Es gehört zur Öffnung und schafft etwas Einzigartiges», erläutert Stefan Leumann. «Bewusst in andere Branchen gehen, anderes Denken, andere Meinungen erfahren. Immer auf der Suche nach Perspektivenwechsel.» «Wir hatten die Vision einer ‹open and inspiring world›», ergänzt Kari Huber, «und das heisst, auch nach aussen offen sein. Also auch zu Branchenfremden, die nichts mit der Verbindungstechnologie zu tun haben, in der wir zu Hause sind.» Nolax erwartet von den Externen keine Miete. Sie können auch einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten, einen Mehrwert bieten. So kann jemand zum Beispiel je nach Neigung oder Können mittags kochen oder Gymnastik anbieten.
Am Anfang war eine Vision
«Flexibilität, Respekt und Vertrauen», erläutert Luca Deon, «sind die Grundlagen der Nolax AG. Diese Grundlage haben wir gelebt, und sie hat uns schliesslich zu einem faszinierenden Projekt geführt. Die klare Vision von nolax House hat uns immer wieder geholfen, im Entwurfslabyrinth und in der Planungs-Odysee den roten Faden nicht zu verlieren.» Die Typologie des Gebäudes orientiert sich am Geländeverlauf der Landschaft und verschmilzt mit ihr zu einer Einheit.
Der Dialog mit der Umgebung setzt sich im Gebäude-Innern mit den nachhaltigen Aspekten des modernen Büro-, Forschungs- und Laborgebäudes fort. «Für uns war die sogenannte Hecke wichtig», stellt Luca Deon fest. «So bezeichnen wir die 80- bis 90-jährigen Stieleichen, die das gegenüberliegende Fabrikareal vom nolax House trennen.
Sie geben dem Ort eine spezifische Identität, und wenn sie zuwachsen, bilden sie einen grünen Filter.» Es ist gelungen, die übliche Geschossigkeit aufzulösen, und zwar durch Split-Levels in Kombination mit einem Innenhof. Das Ergebnis ist ein optimaler, Ebenen-übergreifender Kommunikationsfluss zwischen den Mitarbeitern. Zudem ist auch Kommunikation über die Diagonale möglich.
Eine Symbiose aus Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik
«Stefan Leumann sagte zu Beginn, die Firmenkultur sei ein offener Geist in einem offenen Raum», so Luca Deon weiter.
«Wir haben im Gebäude diese Firmenkultur umgesetzt. Alles kann fliessen, die Begegnung, das Wissen und der Austausch. Ausserdem gliedern gezielt platzierte Körper im Raum, die verschiedene Funktionen beherbergen, die Geschosse. Diese modulare Zellenstruktur ermöglicht bei Bedarf einfache Um- und Ausbaumöglichkeiten und begünstigt technische Flexibilität. Dies führt zu einer interdisziplinären Symbiose aus Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik.
Der Gebäudeausdruck ist innen wie aussen durch das statische Grundgerüst geprägt. Im Inneren dominieren vorfabrizierte Betonstützen und Holzbalkenträger, die über Metallstifte miteinander verbunden sind. Die linearen Elemente entwickeln sich dreidimensional im Raum zu einem den Raum prägenden kompositen Traggerüst. Die Ausformulierung der Träger hat sowohl statische als auch räumliche Bewandtnis.»
Eine mutige Entscheidung war, bewusst auf einen Empfang verzichtet und an die Mündigkeit der Besucher zu appellieren. Und für die die Orientierung war es wichtig, ohne Signaletik auszukommen. Nur das Nötigste – wie Fluchtwege – ist signalisiert.
«Hier können gute Ideen wachsen», meint Luca Deon. «Denn gute Ideen entstehen selten am Arbeitstisch. Viel eher kommen sie in der freien Natur oder beim Spazieren oder auch im Bett, im Auto oder im Zug. Daher wird im nolax House ein örtlicher und klimatischer Wechsel der Arbeitsumgebung angestrebt und provoziert.
Direkte Zugänge ins Freie sind auf jeder Etage vorhanden. Arbeiten im Freien ist erlaubt und erwünscht. Möglichkeiten gibt es auf der Wiese vor dem Haus, im Schatten der grossen Stieleichen, auf den Terrassen und Loggien und auf der Dachterrasse. «Ein innerer Weg entlang der Fassade hat den kontemplativen Charakter eines Kreuzgangs», so Luca Deon. «Auf einem Spazierweg lässt sich gut schlendern. Verschiedene ‹Pfade› kürzen den Weg quer durch die Abteilungen hindurch ab.»
Für Stauraum ist im Parterrebereich gesorgt. Jeder hat hier seine Box für Privates. Im Parterre sind auch die Maschinenräume untergebracht. Hier im Back-Stage-Bereich befinden sich auch die Anlieferung, die komplette Technik und der Lift.
Ein Haus mit Seele
Das nolax House ist ein Haus mit Seele, das zum Bleiben animiert. Der Dialog, aus dem es entstanden ist, findet sich in jedem Bereich, in jedem Teil des Gebäudes wieder. Aus der Ausrichtung des Unternehmens, Verbindungen zu schaffen, stellt das Bauwerk selbst auch Verbindungen her: Auf der einen Seite die Flexibilität in der Nutzung, auf der anderen die Unverwechselbarkeit im äusseren Ausdruck.
Es gibt nonterritoriale Arbeitsplätze, die eigentlich anonym sind, aber durch die eigene Wahl des Arbeitsplatzes eine tägliche Vertrautheit schaffen. Die natürliche Welt der schönen Kulturlandschaft in der Umgebung trifft im Innern auf die kultivierte Welt einer neuen Arbeitslandschaft. Vom unteren Niveau mit Parkplätzen und Eingang erfährt man im oberen Geschoss die Weite sowohl im Gebäude als auch der weite Blick aus den Fenstern.
Auf der Ebene des Materials verbinden sich Holzträger mit Betonplatten und der kühle, silberfarbene Sonnenschutz mit dem warmen, goldfarbenen Öffnungsflügel. Im nolax House verspricht ein Arbeitstag eben immer auch Lebensqualität.
Die Tragstruktur und das räumliche Konzept des nolax House bilden eine untrennbare Einheit in einem Gebäude mit fliessenden, multifunktionalen Räumen unterschiedlichster Stimmung ohne eigentliche Erschliessungszonen. Dank intensiver Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauingenieur ab der Konzept-Phase bis und mit Ausführung ist sowohl gestalterisch als auch tragwerktechnisch eine kräftige Struktur entstanden, deren Ausdruck durch die Materialisierung der Holz-Beton-Verbundbauweise weiter gestärkt wird. Treiber der interdisziplinären Bestrebungen war die architektonische Entwicklung einer innovativen Bürolandschaft, die den Anforderungen der Bauherrschaft möglichst gut gerecht wird. Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten, offene Begegnungsbereiche für Kommunikation und Austausch, Flexibilität und Erweiterungspotenzial waren Aspekte, auf die das Raumkonzept einzugehen hatte. Als Antwort darauf wurde die Struktur zum Generator der Räume deklariert, und die Split-Level-artige Geschossigkeit mit einem über alle Geschosse reichenden zentralen Aufenthalts- und Erschliessungsbereich organisiert. Erreicht wurde dies mithilfe einer Tragstruktur, die in der Lage ist, Räume sowohl anzudeuten als auch auszuformulieren, die gleichzeitig einem klaren Schema folgt und trotzdem erweiterbar bleibt. So sind die im Grundriss seriell windmühlenartig angeordneten hölzernen Unterzüge auf unregelmässig angeordneten Holzstützen aufgelegt, von denen sich immer wieder vier zu Rechtecken ordnen, um Räume oder Kerne auszubilden. Die Stützen und die Unterzüge sind von aussen erkennbar als tragende Elemente, bleiben aber im Gegensatz zu den Betonbrüstungen, die dem Bauwerk Horizontalität und Dynamik verleihen, im Hintergrund. Gleichzeitig lässt das starke Öffnungsverhalten der stark verglasten Fassade Aussenraum und Landschaft ins Gebäude hineinfliessen.
Tragwerk und konstruktive Lösungen
Das flach fundierte Gebäude weist ein Untergeschoss auf, das in konventioneller Bauweise erstellt wurde. Die horizontale Aussteifung unter Wind- und Erdbebeneinwirkungen erfolgt über die massiven Stahlbetonwände sowie über die eingespannten vorfabrizierten Stahlbetonstützen. Diese sind einerseits über Bolzen mit den Brettschichtträgern und anderseits mittels durchgehender, nachträglich eingelegter vertikaler Bewehrung mit den Decken verbunden, sodass sie mit den Decken Rahmentragwerke bilden. Die Decken wurden in Stahlbeton erstellt. Zur Erzielung eines statischen Zusammenwirkens der Decken mit den unterzugartigen Holzträgern wurden geneigte Stahlbinder in die Holzträger eingelassen.
Die Decken mit den integrierten Gebäudetechnikleitungen übernehmen diverse tragwerktechnische Funktionen: Sie tragen die Eigen- und Nutzlasten zusammen mit den Holzbalken zwischen den Stützen ab, dienen zudem als sekundäre Tragelemente in die Querrichtung zwischen den Balken und wirken als Zugelemente im Bereich der Auskragungen, in denen die Holzbalken auf Druck beansprucht sind. Zur Erzielung eines guten Verhaltens im Gebäudeunterhalt wurden die Decken vorgespannt. Zur Vermeidung beweglicher Spannköpfe in den Randbereichen und der damit verbundenen Spannnischen in den sichtbaren Deckenstirnen wurden Spannnischen in den Deckenfeldern angeordnet, die nicht bis an die Deckenuntersicht reichen, sodass der Sichtbeton ungestört durchlaufen konnte.
Weitere Herausforderungen stellten sich bei den Übergängen vom Aussen- ins Innenklima: Hier wurden die Stahlbetonplatten mit Kragplattenanschlüssen versehen, durch die einerseits die Spannkabel hindurchgeführt wurden und die anderseits zur Erhöhung des Schubwiderstands mit einfachen Rundstählen ergänzt wurden. Zur Aufnahme der grossen negativen Momente bei den Auskragungen quer zu den Holzträgern werden die Stahlbetonbrüstungen herangezogen, die so vorgespannt wurden, dass deren Umlenkkräfte die ständigen Lasten vollständig kompensieren, sodass die Verformungen der Decken gering bleiben und keine Probleme mit den Fenstern infolge Kriechverformungen der Decken auftreten.
Der Beitrag der Ingenieure beim nolax House besteht einerseits in der gelungenen interdisziplinären Konzeption der Raum- und Tragstruktur in Zusammenarbeit mit den Architekten und anderseits in der sehr sorgfältigen konstruktiven Ausbildung des bis an die Grenzen des Machbaren getriebenen Tragwerks, stets unter ausgeklügelter und konsequenter Verfolgung der inneren Kräfte.
Das Tragwerk stellte sehr hohe Anforderungen an die Planenden und die Ausführenden. Dank bewusster und engagierter interdisziplinärer Zusammenarbeit ab der ersten Konzeptphase, dem sehr starken Vertrauensverhältnis sowohl der Planenden untereinander als auch mit der Bauherrschaft sowie dem grossen Einsatz und dem respektvollen Umgang aller Beteiligten in der Ausführungsphase konnten die grossen Herausforderungen souverän gemeistert werden.
Von der Überzeugung ausgehend, dass die Gestaltung und Möblierung von Räumen grossen Einfluss sowohl auf die Motivation als auch auf die Performance und Gesundheit der Mitarbeiter hat, entwickelte Vitra in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und den Architekten ein auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Nolax ausgerichtetes Nutzungskonzept. Auf Grundlage der individuellen und kollektiven Bedürfnisse der Mitarbeiter und ihrer unterschiedlichen Arbeitsweisen wurde eine Lösung erarbeitet, die durch das sorgfältig austarierte Zusammenspiel der verschiedenen Räume und Raumkonzepte die Werte, die Kultur und die Prozesse der Organisation widerspiegelt und erlebbar macht. Die konsequent auf das Gesamtkonzept abgestimmte Auswahl von Möbeln, Farben, Textilien und Licht resultierte in einer Collage aus für die jeweilige Nutzung – Begegnung, informeller Austausch, Team- oder Einzelarbeit – optimierten Räume und Zonen mit differenzierter Atmosphäre.
Flexibles Nutzungskonzept
Die moderne Arbeitswelt ist zunehmend geprägt von Digitalisierung und Automatisierung. Die damit einhergehenden Veränderungen verlangen von den Mitarbeitern ein hohes Mass an Unvoreingenommenheit und Anpassungsfähigkeit und von den Unternehmen kurze Reaktionszeiten. Die kontinuierliche technische Entwicklung geht einher mit der Entwicklung und Umsetzung neuer Arbeitsmethoden und -modelle. Mehr denn je braucht es deshalb flexible Raumlösungen. Eine offene Architektur mit möglichst wenigen tragenden Wänden schafft die dafür benötigten Voraussetzungen, um eine zukunftsgerechte Arbeitsweise zu ermöglichen. Für die angestrebte bereichs- und funktionsübergreifende Zusammenarbeit – innerhalb bestehender Strukturen wie auch in Projektteams – braucht es geeignete, auf die spezifischen Anforderungen ausgerichtete flexible Arbeitsplätze. Der über Jahre einem einzelnen Mitarbeiter fest zugeordnete Arbeitsplatz wird zunehmend die Ausnahme sein und zulasten der sogenannten aktivitätsbasierten Arbeitsweise (Activity Based Working, ABW) früher oder später wohl ganz verschwinden.
Durch das Sichtbarmachen von Arbeit und Prozessen leisten räumliche Offenheit und Transparenz einen wesentlichen Beitrag dazu, dass sich innerhalb des Unternehmens ein Wir-Gefühl entwickelt. Arbeit findet nicht mehr hinter geschlossenen Türen oder versteckt hinter massiven Aktenschränken statt. Offene Strukturen und klar erkenntlich ihrer Funktion zugeordnete Zonen begünstigen und fördern den für Innovation und Identifikation mit dem Unternehmen wünschenswerten informellen Austausch innerhalb der Organisation ganz allgemein, besonders aber auch zwischen jenen Mitarbeitenden, die dazu sonst nicht unbedingt Veranlassung oder Möglichkeit hätten.
Das von Nolax für den Neubau verlangte flexible Nutzungskonzept und die architektonische Übersetzung der Architekten bildeten sowohl für den eigentlichen Planungsprozess als auch für eine Resultat- und lösungsorientierte Zusammenarbeit eine ausgezeichnete Basis. Die durch offene Strukturen gewährleistete Durchlässigkeit über die jeweils versetzten Geschosse sowie die durchdachte Platzierung von Sitzungsräumen und Erschliessungen ermöglichten eine in sich flexible, sich aus der räumlichen Struktur ergebende logische und klar zuordenbare Verortung der verschiedenen Zonen.
Bei der Entwicklung des Konzepts stand die Multifunktionalität im Sinn von «arbeiten ist überall möglich» stets im Vordergrund. Die Lösungsfindung erfolgte in einem von der Verkehrsführung ausgehenden kontinuierlichen Dialog mit Nolax und Deon auf Grundlage der 2D-Pläne.
Ausgehend vor allem vom Verhalten und der Arbeitsweise der Mitarbeiter ging es im Rahmen dieses ersten Prozessschritts in erster Linie darum, die verschiedenen Zonen und Räume hinsichtlich ihrer Funktion und Bestimmung zu definieren: als Ort der Begegnung und des informellen Informationsaustauschs oder als Rückzugsraum für Projekt- beziehungsweise konzentrierte Einzelarbeit.
Nach der räumlichen Zuordnung ging es im zweiten Schritt darum, für die verschiedenen Zonen und Räume eine dem funktionalen Anspruch entsprechende Atmosphäre durch die dafür geeignete optisch und materiell differenzierte Ausstattung zu entwickeln. Das sich daraus ergebende breite Spektrum verschiedener Lösungen umfasste Arbeitsplatzsituationen mit abgestufter Privatheit für Team- und Einzelarbeit, ausgestattet mit Tischen auf Sitzhöhe, Steh- oder höhenverstellbaren Tischen, individuell zu nutzende Touchdown-Bereiche mit Arbeitsflächen entlang des Lichthofs, eine Projektzone mit flexiblem Mobiliar sowie mit Sofas und Sesseln ausgestattete Zonen mit der Möglichkeit des informellen Austauschs oder des temporären Rückzugs. Das Herzstück des Gebäudes bildet die im Atrium platzierte Sitztreppe mit angrenzender Kaffee-Ecke.
Um Klarheit zu schaffen und den Mitarbeitenden die Gelegenheit zu geben, sich frühzeitig selber ein Bild vom neuen Nutzungskonzept ohne fest zugeteilte Arbeitsplätze und ohne physische Ablage zu machen, wurden bereits rund eineinhalb Jahre vor dem Umzug im damals genutzten Gebäude verschiedene Arbeitsplatzsituationen mit wenig Aufwand implementiert und getestet.
Konsequente Umsetzung
Stefan Leumanns klare Vision für das nolax House, das grosse Engagement und die Beharrlichkeit des Projektteams sowie die konsequente Umsetzung waren aus Sicht von Vitra die ausschlaggebenden Kriterien für die erfolgreiche Umsetzung des vorgeschlagenen Raum- und Nutzungskonzepts. Aufgrund der vom Auftraggeber definierten Anforderungen an ein innovations- und identifikations-freundlichen Arbeitsumfelds war das Projekt zum Zeitpunkt des Bezugs durch die Mitarbeitenden voll funktionstüchtig, das Gebäude aber noch nicht bis ins letzte Detail und die hinterste Ecke fertig möbliert und eingerichtet. Dies deshalb, um das Konzept so flexibel und entwicklungsfähig zu halten wie die Menschen, die darin arbeiten. Darum besteht innerhalb des vom Konzept eingefassten Rahmens im wahren Wortsinn noch viel Raum für Anpassungen und Veränderungen. Dieses Verständnis von nolax widerspiegelt die ausserordentliche Agilität und die zukunftsorientierte Kultur des Unternehmens. ●
Bautafel
Bauherr Nolax AG, Sempach Station
Architektur und Generalplaner DEON AG, Luzern
Landschaftsarchitektur Vogt Landschaftsarchitekten AG, Zürich
Tragwerk Dr. Schwartz Consulting AG, Zug
Bauphysik RSP Bauphysik AG, Luzern
Konzeption Gebäudetechnik Prof. Urs Rieder
HLK Olos AG, Baar
Sanitärplanung Aregger Partner AG, Luzern
Elektroplanung Jules Häfliger AG, Luzern
Laborplanung Aicher, De Martin, Zweng AG, Luzern
Bauleitung Christian Müller Baumanagement AG, Rothenburg
Baumeister Estermann AG, Geuensee
Holzbau Tschopp Holzbau AG, Hochdorf
Büroplanung Vitra AG, Zürich
Inneneinrichtung Waldis Büro und Wohnen AG, Kriens
Sonnenschutz Storama AG, Burgstein-Station
Beleuchtung Lichtteam AG, Rothenburg





















