Imposant vereint

Zusammen mit den Standorten in New York, Wien und Nairobi bildet der Sitz in Genf das Netzwerk der zentralen UNO-Büros. Die Räumlichkeiten in Genf wurden aufwendig saniert – mit prachtvollem Resultat.

UNO-Büros
Raum XIX.
Von Laura Chini (Text) und Giovanna Silva, Peia, DSL Studio (Bilder)
Zusammen mit den Standorten in New York, Wien und Nairobi bildet der Sitz in Genf das Netzwerk der zentralen UNO-Büros. Die Räumlichkeiten in Genf wurden aufwendig saniert – mit prachtvollem Resultat.

Die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) mit Sitz in New York umfasst derzeit alle Länder der Welt, zählt 193 Mitglieder und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von 51 Ländern gegründet. Nach dem Inkrafttreten der Charta der Vereinten Nationen nahm sie 1946 ihre Arbeit auf. Dabei schlug sie Wege vor, wie öffentliche Institutionen auf wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit, Entwicklungen, die Gewährleistung der Menschenrechte und die Aufrechterhaltung des Friedens sowie der internationalen Sicherheit hinarbeiten können. Die UNO ist die grösste multilaterale Institution, die für allgemeine politische Zwecke tätig ist. Nach dem Glaspalast in New York bilden die UNO-Büros in Genf das grösste und wichtigste internationale Operationszentrum der Vereinten Nationen. Es beherbergt unter anderem den UNO-Menschenrechtsrat und das Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte.

Illusion einer durchgehenden Oberfläche

Der gründlich erneuerte Raum XIX ist mit 4000 Quadratmetern und einer Kapazität von 800 Sitzen und 320 Tischen für die Delegierten der Nationen der grösste Saal, der für Plenarversammlungen genutzt wird. Entworfen wurde er vom Atelier Peia. Verwendet wurden dabei unter anderem Feinsteinfliesen, um neue Muster, visuelle Effekte und Schnitt- sowie Verlegelösungen mit expliziten und konsequenten Bezügen zu den Hauptelementen des Saals sowie des UNO-Gebäudes zu entwickeln. Diese tragen dazu bei, diesem Projekt einen einzigartigen Stil zu verleihen. Die grossformatigen Feinsteinfliesen wurden mit minimalen Fugenbreiten verlegt und erzeugen die Illusion einer durchgehenden Oberfläche, während die Wandverkleidungen in der Farbe Travertino von den historischen Architekturen der UNO in Genf inspiriert sind und an Basreliefs oder archäologische Funde erinnern. Einige der Böden sind in den Farben «Pietra del Cardoso» und «Zinco Titano» gefliest, wobei sich glänzende und matte Oberflächen abwechseln, während andere mit Mosaiken zufälliger Farbvariationen versehen sind, die das prächtige dreieckige Holzmuster «Dune» des imposanten Gewölbes der Halle nachahmen. Diese zeitgenössische Version der kunstvollen Geometrien und Muster, die typisch für die arabische Kultur sind, weist symbolische Elemente auf: Die dreieckigen und kreisförmigen Matrizen finden sich in den Mashrabiya-Mustern wieder, die Teil der Ikonografie und der spezifischen Identität Katars sind. Die Verwendung von in Dreiecke geschnittenen Feinsteinfliesen und die mit Spiegeln verkleideten Wände erzeugen durchgehende Oberflächeneffekte in Harmonie mit den eleganten Materialien und Oberflächen aus Holz, Bronze und Weiss.

Individualität und Identität

Die architektonische Gestaltung von Raum XIX mit kreisförmigen, konzentrischen und radialen Mustern widerspiegelt die Ideale, auf denen die Vereinten Nationen basieren: Anstelle vieler Schreibtische mit verschiedenen Reihen wurde ein einziges Modul entworfen, das mit den anderen kombiniert werden kann. Das fördert die Individualität und die Identität der Nationen und drückt gleichzeitig die Stärke der Union als Einheit aus, um sich auf die gemeinsame Lösung von Problemen in der Welt zu konzentrieren. Die Düne (die gewölbte Decke) und der Himmel (die Nationen) stehen konzeptionell auf dem Kopf: In der kollektiven Vorstellung stellt die Düne ein faszinierendes, einzigartiges Naturphänomen dar, bei dem sich die Formen je nach der Bewegung des Windes verändern und anpassen, um dadurch eine Reihe von mäandernden, sich verschiebenden Umrissen in einer Wüstenlandschaft zu schaffen.

Symbolträchtiger Ort

Die Beleuchtungsszenarien im Saal XIX imitieren Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Mithilfe eines automatischen Öffnungssystems wird zudem der Blick auf den Park, den Genfersee und auf das herrliche Mont-Blanc-Massiv freigegeben. Der mit modernster Technologie ausgestattete Saal verfügt über motorisierte hochauflösende Kameras und ein ausgeklügeltes Übertragungssystem: 10 Kabinen für Simultandolmetscher, 1 Kabine für Gebärdensprachdolmetscher, 400 hochauflösende Audio- und Videomonitore, die mit einem hochmodernen Lichtsystem und einer ausgezeichneten Akustik ausgestattet sind. Unterstützt wird das von einer parametrischen Software.

Die Liebe zum Detail und die Entschlossenheit zur Überarbeitung von Materialien, ohne dabei die Qualitätsstandards zu beeinträchtigen, führten zu der Entscheidung, den Architekten Giampiero Peia mit der Gestaltung der Räumlichkeiten zu betrauen. Entstanden ist ein symbolträchtiger Ort, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinandergreifen, um an die Herausforderungen zu erinnern, die eine Rettung des Planeten und einen wirklichen Fortschritt für seine Völker ermöglichen. ●

Bautafel

UNO-Büros
Die Beleuchtungsszenarien im Saal XIX imitieren Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
UNO-Büros
Die Holzverkleidung ist einer Düne nachempfunden, bei der sich die Formen je nach Bewegung des Windes verändern.
UNO-Büros
UNO-Büros
In der Gestaltung setzte man auf kreisförmige, konzentrische und radiale Formen und Muster.
UNO-Büros
Der Saal verfügt über motorisierte hochauflösende Kameras und ein ausgeklügeltes Übertragungssystem.
UNO-Büros
Unterkonstruktion der Holzverkleidung mit technischen Elementen.
UNO-Büros
Dreieckiges Holzmuster «Dune» des imposanten Hallengewölbes.

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Objekt UNO-Büros

Standort Genf

Fertigstellung 2019

Architektur Giampiero Peia

Hersteller Casalgrande Padana, Swisswood, Topakustik, Wood-Skin, Wallpepper, Wilkhahn

UNO-Büros
Dreieckiges Holzmuster «Dune» des imposanten Hallengewölbes.
UNO-Büros
In der Gestaltung setzte man auf kreisförmige, konzentrische und radiale Formen und Muster.
UNO-Büros
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Die Holzverkleidung ist einer Düne nachempfunden, bei der sich die Formen je nach Bewegung des Windes verändern.
Holzverkleidung mit technischen
Unterkonstruktion der Holzverkleidung mit technischen Elementen.
UNO-Büros
Der Saal verfügt über motorisierte hochauflösende Kameras und ein ausgeklügeltes Übertragungssystem.
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Die Beleuchtungsszenarien im Saal XIX imitieren Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
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Isometrie des Saalaufbaus
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Holzverkleidung mit technischen
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