Lebendigkeit und städtisches Farbenspiel integriert
Im Interview geben Karim El-Ishmawi, Founder & CEO bei Kinzo, und Edoardo Albano, Partner & Head of Design bei Kinzo, Einblick in den Ideenprozess zu F21.

Welche Designaspekte müssen berücksichtigt werden, um dieser Mischung von öffentlichen und privaten Aktivitäten gerecht zu werden?
Edoardo Albano: Unsere Aufgabe in F21 war es, ein Innovationslabor für die Start-ups von AmorePacific zu schaffen und mit der sogenannten AP Cloud, einem vom ganzen Unternehmen gemeinschaftlich genutzten Bereich, zu verknüpfen. Dieser enthält einen Marktplatz mit Café und Lounge für entspannte Treffen und die sogenannte Universität. Diese wiederum bietet Raum für Forschung, Brainstorming und Präsentationen sowie eine Bibliothek: Bis zu 8000 Bücher können um ein Podium herum untergebracht werden, das an ein Kolosseum erinnert. Natürlich wollten wir damit ein Gleichgewicht zwischen Privatsphäre und Gemeinschaft erzeugen. Auf funktionaler Ebene befinden sich die Gemeinschaftsaktivitäten in den innenliegenden Räumen, die zum inneren Hohlraum des Gebäudes mit Blick auf die offene Terrasse und die Eingangshalle ausgerichtet sind. Die Aussenbereiche, reich an grossartigen Ausblicken auf die Stadt Seoul, sind der kreativen Arbeit vorbehalten. Kinzos Entwurf für die Inneneinrichtung ist auf die verschiedenen Ebenen von Seoul abgestimmt. Er vereint die traditionellen Wohnhäuser von Gahoe-Dong mit der boomenden Industrie von Guro-Gu und einem Hauch von Luxus. Diese Vielfalt erforderte ein komplexes Design.
Welche «weichen Faktoren» sind für Sie in Bezug auf Arbeit heute und in der Zukunft wichtig? Kann man noch Bereiche abgrenzen und Raumtypologien festlegen?
Karim El-Ishmawi: Die Grenzen zwischen den verschiedenen Arbeitsbereich-Typologien verschwimmen zunehmend. Bei dieser Revolution der Arbeit können zwei ausschlaggebende Hauptfaktoren hervorgehoben werden: die Evolution der Hierarchien und die Veränderung des Zeitmanagements. Im Veränderungsprozess nehmen die meisten Unternehmen die Unterschiede zwischen den Mitarbeitern in Angriff, sowohl administrativ, als auch in der Gestaltung der Arbeitsbereiche. Dieses Vorgehen stösst immer noch auf gewisse Widerstände, doch die Tendenz ist wohl unumkehrbar. Noch einschneidender ist vermutlich die Entwicklung des Zeitmanagements. Die schrittweise Zunahme der Planungsfreiheit – «ich arbeite, wann und wo ich will» – hat viele «weiche Typologien» in den Vordergrund gerückt, wie zum Beispiel diejenigen der Zusammenarbeit oder der handlungsorientierten Arbeit. Das heutige Produktdesign spiegelt diese kulturellen Veränderungsprozesse wider. So entfalten die Soft-Work-Inseln von Vitra im Café- und Bibliotheksbereich der AP Cloud ihr volles Potenzial. Um ehrlich zu sein: Wir arbeiten ja alle zu Hause auf unserem Sofa, warum sollten wir das nicht auch im Büro tun? ●
Dieses Interview wurde in der Vitra-Publikation «The newspaper about work», Ausgabe 03, veröffentlicht, Porträtbilder: Sebastian Dörken.




