Neu komponierte Bebauung
Im Zuge einer Neustrukturierung entsteht in Oberwil (BL) eine Komposition aus Wohnbauten, Kirche und Pfarrhaus.

Ein 2011 von der Kirchgemeinde Oberwil-Therwil-Ettingen ausgeschriebener Projektwettbewerb initiierte die Planung des Areals an der Langegasse in Oberwil (Baselland). Das obsolet gewordene Altersheim neben Kirche und Pfarrhaus wurde aufgehoben und von Rosenmund + Rieder Architekten durch Wohnbauten und einen neuen, bisher im Altersheim untergebrachten Kirchgemeindesaal ersetzt.
Präsenz erhöhen
Über verschiedene Wege wie Bahnhofstrasse oder Weierweg war die direkte Verbindung vom Dorfzentrum bis zur Langegasse gegeben. Ab dort war der Zugang zur reformierten Kirche jedoch kaum erkennbar und spielte eine untergeordnete Rolle. Im Projekt wird der Weg vom Dorfzentrum in Verlängerung des Marbachwegs mit einer breiten Treppenkaskade fortgesetzt und endet in einem kleinen Platz vor der Kirche. Dieser wird von der bestehenden Kirche im Osten, dem neuen Kirchgemeindesaal im Norden und dem Wohnungsbau «Johanneshof» im Süden eingefasst.
Die räumliche Führung der Kaskade zwischen Pfarrgartenmauer und Wohnbauten verleiht dem neuen öffentlichen Raum die angemessene gesellschaftliche Bedeutung. Für die erstarkte Zentralität des Platzes sorgen auch weiterführende Wege zur Therwilerstrasse: zwischen Wohnungsbau und Kirche sowie über die Pfalz auf dem Dach des Kirchgemeindesaals zum Haupteingang der Kirche. Bei Anlässen, die rege stattfinden, kann der Platz dank eines eingebauten Rasters an Beschattungsstandplätzen individuell mit grossflächigen Sonnenschirmen bestückt werden. Auf der neuen, darüber liegenden Pfalz bietet ein langes raumbildendes Dach Sonnen- und Regenschutz.
Während der öffentliche Raum zur Kirche vorwiegend mit Hartbelägen und einzelnen bestehenden und neuen Bäumen strukturiert ist, wurde der Grünraum auf der Südseite der Wohnbauten dicht mit unterschiedlich bepflanzten Flächen und Bäumen ausgestattet.
Variation bei der Fensteranordnung
Für die Bewohnenden entsteht eine attraktive Situation mit Einblick in den neu geschaffenen öffentlichen Raum und zur Südseite der Bezug zum ruhigen, gut besonnten Grünraum. Der zweite Baukörper schliesst den gemeinsamen Grünraum zur Therwilerstrasse ab. Die unauffällige, schallabsorbierende Fensterkonstruktion zur Therwilerstrasse reduziert die Lärmbelastung.
Das wohlproportionierte Raster der Fassade ermöglicht eine Variation bei der Anordnung der Fenster zu einem vielfältigen und gleichzeitig ruhigen Auftritt. Öffentliche und halb öffentliche Räume umgeben die beiden Gebäude. Grosszügige Mauerflächen und eingezogene Loggien gewähren Privatheit direkt anschliessend an die öffentlichen Räume des Gebäudes. Raumhohe Fenster lassen das Tageslicht tief in die Innenräume vordringen, und die an die Loggien anschliessenden Räume verleihen den Grundrissen mit ihren seitlichen Verglasungen ein sehr offenes Raumgefühl.
Die Gebäude stehen auf lehmigem Boden. Deshalb waren zu Beginn der Bauarbeiten eine Stabilisierung des Bodens und eine Fundierung mit Betonsporen und Pfählen notwendig. Geheizt wird mit Erdsonden und mit einer Rückführung der Wärme im Sommer. Eine Photovoltaikanlage ergänzt zudem die energetische Versorgung der Bauten.
Bautafel
Objekt Wohnbauten Johanneshof
Standort Oberwil, Baselland
Bauherrschaft Wohnbaugenossenschaft Langegasse Oberwil
Fertigstellung 2019
Architektur Rosenmund + Rieder Architekten BSA SIA AG, Liestal
Bauleitung Büro für Bauökonomie, Muttenz


