Siedlungs- und Städtebau – In der Tradition der Hochhausarchitektur
Das Hochhausensemble Westlink Tower und Cube in Zürich-Altstetten akzentuiert das neue Zentrum nördlich des Bahnhofs.

Begünstigt durch die gute Anbindung an den öffentlichen und privaten Verkehr und die Nähe zum Stadtzentrum hat sich das Quartier Altstetten in Zürich in den letzten Jahren zu einem wichtigen wirtschaftlichen Subzentrum der Stadt Zürich entwickelt. Das Areal Westlink an der Nordseite des Bahnhofs gehört zu den Arealen der SBB entlang des Gleisfeldes, die nicht mehr dem primären Bahnbetrieb dienen und deshalb einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Mit dem Hochhausensemble Tower und Cube wurde die Überbauung Westlink rund um den Vulkanplatz komplettiert.Die städtebauliche Disposition und die Volumetrie der insgesamt vier Gebäudekörper gehen aus einem Masterplan hervor. Die Bauten Plaza und Connex wurden als erste Etappe bereits vor einigen Jahren realisiert. Das durch Burkard Meyer Architekten erarbeitete Teilprojekt Tower und Cube, bestehend aus einem 80 Meter hohen Turm und einem 30 Meter hohen Kubus, wurde nach einer mehr als zehnjährigen Planungs- und Bauzeit im Herbst 2017 fertiggestellt. Die Elemente des Ensembles übernehmen verschiedene Funktionen der Imagebildung, Repräsentation und Identitätsstiftung – insbesondere der Tower, der als Landmarke ein weitherum sichtbares Zeichen des neuen Zentrums darstellt.
Die drei orthogonal zueinander stehenden Hauptvolumen Tower, Cube und Plaza spannen zwei gegensätzliche Freiräume auf. Der Vulkanplatz – durch die Endschlaufe der Tramlinie Zürich-West umgeben – ist ein parkähnlicher Raum mit dichtem Baumbestand und einer Kiesoberfläche. Dem gegenüber steht ein städtischer Raum mit Hart- und Grünflächen, welcher durch die drei Hauptvolumen definiert wird. Die umgebenden Bauten und Nutzungen prägen dessen stadträumliche Qualität. Doppelgeschossige Kolonnaden und ein Portikus vermitteln zwischen dem Platz und den Gebäudezugängen zu Tower und Cube und wirken als Übergangsraum zwischen städtischem Raum und architektonischem Körper. Die öffentlichen Erdgeschossnutzungen stehen mit dem Platz in einer Wechselwirkung.
Der Tower folgt vom Sockelbau über den Schaft bis hin zur Gebäudekrone einer klassischen Schnittlogik und verjüngt sich nach oben mit präzis gesetzten Rücksprüngen. Währenddessen wird die Präsenz des niedrigeren Cube durch sein ungerichtetes, würfelförmiges Volumen gestärkt.
Den Bauten liegen die architektonischen Prinzipien der klassischen Moderne zugrunde. In Anlehnung an die Tradition der Hochhausarchitektur der 1940er- und 1950er-Jahre wurde eine differenzierte Fassade entwickelt, welche die spezifischen Anforderungen ans Objekt, die unterschiedlichen Nutzungen und die energetischen Anforderungen aufnimmt. Die regelmässige, reliefartige Fassadenstruktur erfährt durch die sinusförmige Ausbildung des Sonnenschutzes eine beinahe textile Erscheinung. In seiner Addition wirkt das Element über seine technische Funktion hinaus inszenatorisch und verleiht dem Gebäude ein emblematisches Erscheinungsbild.
Beide Gebäude wurden ursprünglich als Büro- und Dienstleistungsgebäude geplant. Während der Cube seine Nutzung beibehalten hat, hat der Tower im Planungsverlauf eine Nutzungsänderung erfahren: Aufgrund veränderter Bedürfnisse sollte ab dem 6. Obergeschoss eine Wohn- anstelle der Büronutzung realisiert werden. Die Baubewilligung für die Büronutzung lag zu diesem Zeitpunkt bereits vor. Dank des strengen Rasters und des All-over-Prinzips der Fassade war die Umplanung jedoch unter Beibehaltung des äusseren Erscheinungsbildes möglich. Die insgesamt 155 Wohnungen und deren Aussenräume sind in der Gebäudehülle nicht explizit ablesbar, sondern eingebunden in die regelmässige Fassadenstruktur. Die spezifische Anordnung der Loggien ermöglicht an dieser lärmexponierten Lage unweit von Europabrücke, Autobahn und Bahnlinie das Einhalten der vorgeschriebenen Immissionsgrenzwerte in den Wohnungen. Die Ausblicke aus den 1,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen reichen je nach Ausrichtung bis ins Limmattal oder über Gleisfeld und Stadt Zürich bis hin zu den Alpen. ●
Bautafel

Bauherrschaft SBB AG, vertreten durch SBB Immobilien Development Anlageobjekte Ost
Architekt, Generalplaner Burkard Meyer Architekten BSA AG, Baden
Landschaftsplanung Haag Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich
Bauingenieur Synaxis AG, Zürich
HLKKS-Planung Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG, Zürich
Elektroplanung HKG Engineering, Schlieren
Fassadenplanung Mebatech AG, Baden





