Sport- und Freizeitbauten – Aussicht und Einblicke

Um dem Gebäude seine Massigkeit zu nehmen und eine harmonische Einbettung in die Umgebung zu erzielen, wurde das Gesamtvolumen des Ägeribads bewusst aufgeteilt.

Ägerisee zum Schwimmvergnügen
Von Thomas Lothenbach (Text) und Ben Huggler (Bilder)
Um dem Gebäude seine Massigkeit zu nehmen und eine harmonische Einbettung in die Umgebung zu erzielen, wurde das Gesamtvolumen des Ägeribads bewusst aufgeteilt.

Das Ägeribad lädt mit Sicht auf den Ägerisee zum Schwimmvergnügen und zur Entspannung ein. Die Lage direkt am See verpflichtet zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Volumen und der Materialisierung. So wurde das Gesamtvolumen bewusst aufgeteilt, um dem Gebäude seine Massigkeit zu nehmen und eine harmonische Einbettung in die Umgebung zu erzielen. Die dreiseitige Verglasung des Schwimmbeckens bietet den Besuchern beim Schwimmen eine traumhafte Sicht und allen Spaziergängern einen Einblick ins Schwimmgeschehen.Bei der Farb- sowie der Materialwahl wurde bewusst auf die Umgebung Rücksicht genommen. So bestehen die Fassaden des neuen Hallenbades aus einem umlaufenden Schirm aus vertikalen Holzlamellen, die an den traditionellen Holzbau in der Landwirtschaftszone vis-à-vis über dem Ägerisee anlehnen. Jedes Volumen hat einen eigenen und aus der Umgebung abgeleiteten Farbton.

Materialisierung

Technische Öffnungen in der Fassade (Lüftung usw.) sind hinter dem Holzschirm verborgen. Technische Aufbauten auf dem Dach (Kamin, Abluft, Aufbau Rutschbahn) sind analog mit einer Holzlamellierung verkleidet. Damit wird ein einheitlicher Gebäudeeindruck erzeugt. Das Spiel der Fugen gliedert den Holzschirm und gibt dem Gebäude eine schwingende Leichtigkeit.

Im Innenbereich wurde vor allem Wert auf die Dauerhaftigkeit der verwendeten Materialen gelegt, da der Badebetrieb hohe Anforderungen stellt. Die warmen Farben ergänzen die Wasserflächen. Die Schwimmbecken sind in einem hellen Türkis gefliest, womit das Wasser einladend warm wirkt. Die Deckenkonstruktion und die Untersicht der Schwimmhalle sind in Holz ausgeführt, zwischen den Lamellen befinden sich die geometrischen Figuren des Lichtdesigners Guido Grünhage. Wellnessbereich und Ruhezone sind in einem Spiel von kleinformatigen, hellen Platten und Holzvertäfelung ausgeführt, die Erlebnisduschen und Tauchbecken sind dunkel, um das Erlebnis des Eintauchens in den Gebäudekörper in den Vordergrund zu rücken.

Das Aussenbecken ist in Chromstahl ausgeführt und besitzt eine integrierte Abdeckung gegen die Nachtauskühlung. Der Liegebereich aussen sowie die Terrassenfläche bestehen aus Naturstein.

Räumliche Einteilung

Der Eingang befindet sich auf der Nordseite bei der Endhaltestelle der Zuger Verkehrsbetriebe. Unter einer Auskragung erreicht man durch einen Windfang den Eingangsbereich, wo sich mit dem Empfangskorpus die funktionale Drehscheibe der Organisation befindet. An diesem werden Tickets ausgegeben, Badezubehör verkauft, Auskünfte erteilt und ausserhalb der Öffnungszeiten des Restaurants auch Kaffee und weitere Kleinartikel verkauft. Von dieser Schaltstelle aus sieht man alle Zugänge zu Garderoben, Wellness, Betrieb und Restaurant, eine Verbindungstür erlaubt den Zugang in den rückwärtigen Bereich des Restaurants.

Entlang der Nordfassade erreicht man durch ein Drehkreuz die Umkleidebereiche (Einzelkabinen und Gruppenräume für Schulen usw.). Die IV-Garderobe ist über eine Verbindungstür direkt vom Gang aus zugänglich. Nach der Umkleide und den Garderobenkästchen führt der Weg durch die Sanitäranlagen mit Duschen und WC (geschlechtergetrennt) in die Badehallen. Direkt nach dem Garderobenausgang befindet sich eine Wartezone für Gruppen und anschliessend das Multifunktionsbecken mit verstellbarem Hubboden. Entlang des Beckens sind Bänke zum Warten und für Ablagen platziert.

Geschützt an der westlichen Fassade der kleinen Halle befindet sich der Kinderplanschbereich. Dieser hat die Form einer schiefen Ebene, die Abgrenzung zur Halle ist als Sitzstufe ausgebildet, die den dort sitzenden Eltern einen guten Überblick (und Ausblick ins Freie) gewährt sowie für kleine Kinder eine krabbeltechnische Hürde Richtung tieferes Wasser bildet.

Südlich des Multifunktionsbeckens befindet sich der Ausgang und der Einstieg für das ganzjährig beheizte Aussenbecken. Das Chromstahlbecken bietet eine Wassertiefe von 1.35 Meter, die Aussenwand ist so ausgebildet, dass kein Beklettern möglich ist.

Vom Liegebereich des Aussenbeckens führt eine Treppe auf die Liegewiese. Über diese Verbindung kann im Sommer auch vom See her die Halle erreicht werden, der Zugang ist mit einem Drehkreuz gesichert. Neben diesem Aufgang liegt der Abgang zur Aussengarderobe für das Freibad. Diese Garderobe können sämtliche Besucher der Freiflächen unentgeltlich nutzen, der Zugang erfolgt über die Wiese.

Neben dem Aussenbecken ragt das Gebäude der grossen Schwimmhalle Richtung See, mit einem rundumlaufenden Panorama durch die grosszügige Verglasung. Um diese Aussicht zu betonen und um solare Wärme zu gewinnen, wird auf eine komplette Beschattung verzichtet, für die kritischen Sommertage ist auf der West- und der Südseite ein Blendschutz angebracht. Seitlich angeordnet an der Ostseite befindet sich eine kleine Tribüne als Sitz- und Ablagefläche sowie für das Publikum bei Heimspielen des lokalen Wasserballclubs und Schwimmwettbewerben.

Im Rücken der Schwimmhalle befinden sich die Lagerräume sowie der (abtrennbare) Aufstieg zur Rutschbahn. Der Startbereich der Rutsche auf dem Dach erlaubt auch den Ausstieg auf die Dachfläche und somit den Unterhalt der Photovoltaikanlage. An der Nahtstelle zwischen den verschiedenen Becken befindet sich der Raum für den Bademeister sowie der Sanitätsraum.

Restaurant

Das Restaurant ist als Selbstbedienungskonzept geplant, die Produktion der Speisen erfolgt direkt vor Ort. Der Zugang ist sowohl vom Eingangsbereich als auch von aussen über die Terrasse möglich. Vom Sitzbereich des Restaurants aus hat man direkte Sicht auf den Kinderplanschbereich sowie das Multifunktionsbecken. Durch eine seitliche Tür können die Gäste direkt aus der Schwimmhalle ins Restaurant gelangen. Bei grossem Personenandrang kann die Aussentheke geöffnet werden. Die Grösse und die Ausstattung der Produktionsküche sind auf diese Kapazität ausgelegt.

Die Personalräume, die Lagerflächen und das Restaurant im Untergeschoss sind über eine interne Treppe sowie einen Warenlift mit dem rückwärtigen Bereich verbunden. Die Anlieferung von Waren sowie die Entsorgung erfolgen über den an der Ostseite angeordneten grossen Warenlift ins Untergeschoss.

Der Wellnessbereich

Der Zugang zum Wellnessbereich erfolgt entweder über den Lift oder die Treppe, die vom Eingangsbereich aus auf die obere Ebene führt. Ein Oberlicht im Dach erzeugt einen Lichthof, der eine Sichtverbindung zwischen Obergeschoss und Eingangsbereich schafft. Von der Vorzone im Obergeschoss ist ein Zugang zu den ostseitig gelegenen Büroräumen des Betriebs möglich, ebenso gelangt man durch eine abgetrennte Treppe aufs Flachdach.

Die Wellnesszone ist durch ein Drehkreuz getrennt. Nach Durchschreiten der beiden Garderoben folgen auf der Südseite die Sauna- und Ruheräume, mit Aussicht auf den See. Das Angebot umfasst zwei allgemeine Saunas und ein Dampfbad sowie mehrere Erlebnisduschen, Tauchbecken und einen Kneippbereich. Direkt von der Damengarderobe aus ist die Frauensauna erreichbar.

Die gesamte Haustechnik (ausser Küchenabluft auf dem Dach und Wellness) befindet sich im Untergeschoss und ist durch Lift und diverse Treppen erschlossen. Seitlich vorgelagert im Untergeschoss befindet sich das Holzschnitzelsilo der Heizung, das durch grosse Klappen im Anlieferungsbereich beschickt wird. Die Becken sind allseitig zugänglich, damit die Installation gut unterhalten werden kann.

Die Wärmeerzeugung erfolgt über zwei Holzheizungen, die Badewassertechnik ist auf die verschiedenen Becken aufgeteilt (je nach Wärmebedarf). Das verbrauchte Badewasser (nicht Duschwasser) wird von einer internen Abwasserreinigungsanlage aufbereitet und darf nach der Wärmerückgewinnung mit Genehmigung des Kantons in den Ägerisee eingeleitet werden. Diese Anlage wird permanent überwacht, bei abweichenden Werten wird das Wasser in die Kanalisation umgeleitet. ●

Bautafel

Bauherr Ägeribad AG (Gemeinden Ober- und Unterägeri)

Architekt Scheitlin Syfrig Architekten, Luzern

Generalunternehmung Priora AG, Root

Landschaftsarchitekt Appert Zwahlen Partner AG, Cham

Planung HLKKS Kannewischer Ingenieurbüro AG, Cham

Ägerisee zum Schwimmvergnügen
Das Gesamtvolumen wurde bewusst aufgeteilt, um dem Gebäude seine Massigkeit zu nehmen und eine harmonische Einbettung in die Umgebung zu erzielen.
Ägerisee zum Schwimmvergnügen
Aegeribad Materialwahl
Bei der Farb- und der Materialwahl wurde auf die Umgebung Rücksicht genommen.
Ägerisee zum Schwimmvergnügen
Im Innenbereich wurde vor allem Wert auf die Dauerhaftigkeit der verwendeten Materialen gelegt.
Holzlamellen
Die Fassaden des Hallenbades bestehen aus einem umlaufenden Schirm aus vertikalen Holzlamellen.
Ägerisee zum Schwimmvergnügen
Multifunktionsbecken
Vom Sitzbereich des Restaurants hat man direkten Sichtkontakt auf den Kinderplanschbereich sowie das Multifunktionsbecken.
Wellnesszone
Das Angebot der Wellnesszone umfasst zwei allgemeine Saunas und ein Dampfbad sowie mehrere Erlebnisduschen, Tauchbecken und einen Kneippbereich.
Wellnesszone
Wellnesszone
Ostfassade
Ostfassade
Erdgeschoss
Erdgeschoss
Querschnitt
Querschnitt
Längsschnitt
Längsschnitt Aussenbad
Längsschnitt
Längsschnitt Schwimmbad
Aegeribad sauna
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