Zeitzeugen der Stahlindustrie

Die Hochofenstrasse von Belval steht im Zentrum der Transformation einer 120 Hektar grossen Industriebrache zu einem modernen Stadtviertel. Die beiden erhaltenen Hochöfen und weitere Industriedenkmale wurden in die urbane Bebauung integriert. Die Erneuerung zahlreicher Industrieverglasungen mit Stahlprofilsystemen bewahrt deren authentisches Erscheinungsbild.

Die Fensterbänder beider Längsfassaden sowie die der Giebelfassade wurden mit dem ungedämmten Stahlprofilsystem «Jansen-Economy 50» erneuert.

Jahrzehntelang war Belval im Nordosten von Esch-sur-Alzette so etwas wie das «Ruhrgebiet» Luxemburgs. Und wie im Ruhrgebiet gibt es auch im «schönen Tal» (so die Übersetzung von «Belval») längst keine qualmenden Schlote mehr: Bereits 1997 endete mit der Stilllegung des letzten Hochofens die Herstellung von Roheisen in Luxemburg. Dieser Einschnitt markiert zugleich den Beginn eines gross angelegten städtebaulichen Projektes. Basierend auf dem Masterplan des holländischen Architekturbüros Jo Coenen entsteht auf der rund 120 Hektar grossen Industriebrache ein neues Stadtviertel mit Wohnungen, Arbeitsplätzen, einer Universität und Forschungseinrichtungen. Weil die Industrieanlagen Teil dieser urbanen Umgebung werden sollten, wurden die beiden verbliebenen Hochöfen A und B (ein dritter wurde abgebaut und verkauft) und weitere Gebäude der einstigen Hochofenstrasse in das städtebauliche Konzept einbezogen.

Denkmal-Status sichert den Bestand

Eines dieser Gebäude ist die «Möllerei». Hier wurden früher Koks und Eisenerz, der sogenannte «Möller», gemischt und gelagert. Das 1910 erbaute und Ende der 1960er-Jahre modernisierte Gebäude ist 164 Meter lang, 25 Meter breit und durchschnittlich 26 Meter hoch. Im Jahr 2000 wurde diese riesige Halle zu Füssen der Hochöfen in das «ergänzende Verzeichnis der nationalen Denkmäler» eingetragen; damit einher ging die Verpflichtung, sie zu erhalten. Ihre Umnutzung erfolgte in zwei Bauabschnitten: Der nördliche Teil des Gebäudes über eine Länge von ca. 110 Metern wird seit September 2018 als Universitätsbibliothek (auch: Luxembourg Learning Centre) genutzt. Das verbleibende Drittel der Möllerei wurde bis 2022 unter der Federführung des Architekturbüros BFF architecture & urbanisme, Luxemburg, zu einer Veranstaltungs- und Ausstellungshalle umgebaut.

Oberste Prämisse der Sanierung und Umnutzung der Möllerei war es, das Gebäude im bauzeitlichen Zustand von 1970 zu erhalten.

Statische Ertüchtigung

Oberste Prämisse der Sanierung und Umnutzung der Möllerei war es, das Gebäude im bauzeitlichen Zustand von 1970 zu erhalten. Unter diesem Gesichtspunkt wurde die korrodierte Metallverkleidung der Fassade durch neue Bleche ersetzt und auch das Dach erneuert. Auf eine Wärmedämmung nach heutigen energetischen Anforderungen verzichtete man jedoch bewusst: «Es wurde damals entschieden, dass wir das Gebäude gegen äussere Witterungseinflüsse schützen, dass aber eine Innentemperatur von etwa 12 bis 15 Grad für die Nutzung als Veranstaltungs- und Ausstellungshalle ausreichend ist. Zudem wollte die Bauherrschaft die Fensterbänder optisch möglichst unverändert beibehalten», erläutert Julia Nockemann von BFF. Weil auch die Denkmalpflege die Beibehaltung des äusseren Erscheinungsbildes höher wertete als die energetische Sanierung, wurden die Fensterbänder beider Längsfassaden sowie die der Giebelfassade schliesslich mit dem ungedämmten Stahlprofilsystem «Jansen-Economy 50» erneuert. Und auch die Heizungsanlage wurde angesichts des industriellen Charakters des Gebäudes auf ein Minimum reduziert – was aber die Durchführung von Veranstaltungen in der kalten Jahreszeit nicht ausschliesst: Bereiche, in denen Veranstaltungen stattfinden, sind mit wärmegedämmten Profilen ausgeführt. Dazu zählen insbesondere der neue Eingangsbereich mit dem anschliessenden Foyer; hier kam das wärmedämmende Pfosten-Riegelsystem «Jansen VISS» zum Einsatz, mit dem sich ganz besonders elegante Fassaden herstellen lassen. Die Eingangstüren selbst wurden aus dem ebenfalls wärmedämmenden Stahlsystem «Janisol» gefertigt.

Umnutzung bedingt neue Erschliessung

Die Umnutzung der Möllerei zu einem öffentlich zugänglichen Ort erforderte zudem einige bauliche Veränderungen, die über die statische Ertüchtigung und die Sanierung des Bestands hinausgingen. Unter anderem wurde ein neues Treppenhaus mit Aufzugsanlage eingefügt sowie Rampen und Stege, die Besuchern einen Rundgang durch das Industriedenkmal ermöglichen. Seit Abschluss der Sanierungsarbeiten wird hier auf knapp 400 Quadratmetern anhand von digitalen und interaktiven Installationen die Funktionsweise des Hochofens A dokumentiert. Während dieser aufgrund seines guten Zustandes vollständig konserviert wurde, blieb Hochofen B lediglich als Hülle erhalten. Als identitätsstiftende Industriedenkmale erinnern sie an die Bedeutung der Eisen- und Stahlindustrie im 19. und 20. Jahrhundert.

jansen.ch

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