Renovation zum «Spielplatz» in der britischen Vorstadt
Das britische Croydon ist geprägt von vorstädtischem Flair. Ein Reihenhaus wird durch Erweiterung und kundenorientierten Designprozess zum verspielten Abbild kindlicher Fantasien.

Eintreten und erleben
Was vor dem Betreten des renovierten Gebäudes noch nicht zu erahnen ist, entfaltet sich anschliessend in seiner Gänze. Helle, warme Räume mit einer Vielzahl an Holzverzierungen präsentieren sich dem Betrachter. Passiert man die mit Sperrholz verkleidete Treppe sowie eine versteckte Schiebetür, ist man bereits im Erweiterungsbau angelangt, einem hohen, zweigeteilten Raum – mit 3,80 Meter Höhe ist das der höchste Punkt im Innenraum.
Esszimmer, Sitzecke, Küche und Hauswirtschaftsraum bilden die vier Zonen des Wohnraums. Die Referenzen auf das traditionelle englische Bahnhofsspektrum sind nur schwer zu verkennen. Die um Bögen – sie sind ein elementares Stilmittel im und am Haus – ergänzten Durchgänge erzeugen vor dem inneren Auge schemenhafte Silhouetten von Lokomotiven. Sperrholzstäbe und CNC-geschnittene Sperrholzbänke dienen als Wandverzierungen – nicht flächendeckend, sondern ausschliesslich gezielt. Decke und Stirnwände sind überdies weiss gekleidet. Verspielte farbliche Akzente wie tiefblaue Schranktüren und rosa Sitzgarnituren finden sich dennoch zur Genüge. Ein halbkreisförmiger Hohlraum in der Wand stellt die Verbindung zur Küche her, während ein Oberlicht den Raum mit Licht flutet. Helle Arbeitsplatten aus Quarz mit ädrigem Muster bestücken die L-förmige Küche. Flache, runde Eichengriffe zieren die Türen – von Hand gedreht und individuell bemalt von einem Tischler aus Brighton.
Gartenseitige Inszenierung
Aus der äussersten zum Garten geneigten Wand ragt ein bogenförmiger Erker mit Sitzecke und Bullauge. Schiebetüren ermöglichen den gartenseitigen Zugang und eine räumliche Verbindung zwischen innen und aussen. Lärchenholz kleidet die Fassade des Erweiterungsbaus und setzt die für den Innenraum bevorzugte Materialisierung auf diese Weise fort. Das mit Wildblumensedum bepflanzte und doppelt geneigte Dach wird punktuell von Kuppeloberlichtern durchbrochen. Daraus entstehen besonders in den warmen Monaten interessante Sichtbezüge von den Innenräumen zur Dachflora. Dem Anbau steht ein Gartenstudio entgegen, welches das Grundstück funktional beschliesst und die gestalterischen Komponenten des Anbaus auf gleiche Weise wiedergibt.
Immersives Entwerfen
Um die Wünsche der Bauherrschaft mit den architektonischen Bedürfnissen abzustimmen, nutzten FAB Architects unter anderem digitale Modelle in Verbindung mit Virtual Reality. Will Fisher von FAB Architects formuliert den Entwurfsprozess folgendermassen: «Es ist wunderbar, mit Bauherrschaften zu arbeiten, die offen für neue Ideen sind und etwas Aufregendes erschaffen wollen. Durch diese kreative Freiheit konnte etwas nach den Wünschen und Interessen der Bauherrschaft entstehen, das sie nicht unbedingt erwarteten, von dem wir aber hofften, dass es ihnen gefallen würde.» Folglich erlaubt Green House das Eintauchen, um Erinnerungen zu wecken – nicht an die naive, sondern an die glückliche und stolze Kindheit. ●





