Im Wandel zur Mondänität
Durch Erweiterung wird aus einem traditionellen Einfamilienhaus auf dem Mutschellen ein moderner Blickfang. Neben der äusseren Erscheinung erhöht sich unter anderem durch grosszügige Fensterflächen auch die innenräumliche Qualität.

In Berikon gaben Bark Architekten durch räumliche Erweiterung eines 1967 entstandenen Wohnhauses inmitten eines Einfamilienhausquartiers den Impuls zur baulichen Neuinterpretation. Die Bauherrschaft suchte eine temperierte und ganzjährig nutzbare Wohnraumerweiterung als Ersatz für die bestehende Pergola. Der 2019 fertiggestellte Anbau fügt sich harmonisch in Bestand und Umgebung, gleichwohl wagt er auf subtile Weise zu provozieren.
Dynamik und Wandelbarkeit
Das imposante Walmdach des bestehenden Hauses zu bewahren, weiterzuführen und zu verstärken, galt laut Thorn Meister von Bark Architekten als Prämisse des Umbaus. Das Resultat ist ein Anbau mit lebendiger Dachlinienführung. Ausgebildet als Faltwerk, verändert das Dach die Wahrnehmung des bestehenden Gebäudes, was in eine mondän anmutende Gestalt mündet – ohne dem Ausgangsobjekt die Identität abzusprechen. Im Bereich des neu gebauten Gebäudeteils verschwinden die ursprünglichen strengen Separationslinien zwischen Dach- und Fassadenfläche. Die gesamtheitliche Wirkung ist im Vergleich zur ursprünglichen Silhouette spürbar anders. Das an Dynamik gewonnene Einfamilienhaus erzeugt in der klassischen Wohnsiedlung moderne Akzente. Laut Martino Simoni von Bark Architekten ist die Intention dahinter simpel: «Die einzelnen Dachgiebel erheben, um den Anteil des natürlichen Lichts in den Innenräumen zu maximieren und gleichzeitig den Raum gartenseitig zu öffnen.»
Wertvollen Aussenraum erhalten
Das im Nordosten des Grundstücks platzierte Wohnhaus ist von grosszügigem Aussenraum umgeben. Um dessen Qualität nicht zu mindern, fusst der Anbau hauptsächlich auf dem bestehenden Untergeschoss und integriert darin einzelne bestehende Säulenelemente. Als Primärstruktur tragen sie zu grossen Teilen mit baumgleichen Verästelungen das Dach, das darüber hinaus in die Konstruktion des Walmdachs eingebunden wurde. «Für die Anforderungen des Weiterbauens und die komplexe Geometrie waren eine Kombination aus vorfabrizierten Holz- und Fassadenplatten sowie eine Anfertigung vor Ort ideal», erklärt Simoni. Neben Ausbildung der Rinne zur Dachentwässerung mussten die Fassadenbauer auch die Bautoleranzen und das Fassadenbild aufeinander abstimmen. Als Verkleidung des Neugebauten dient eine hinterlüftete Aluminium-Verbundplatten-Fassade mit anodisierter Oberfläche, die Wandelbarkeit ausdrückt und je nach Wetter- und Lichtsituation anders in Erscheinung tritt. Weil der Anbau baurechtlich kein Kleinbau ist, erfüllt die Gebäudehülle zudem sämtliche Energiestandards. Die Bodenplatte des Bestandes wurde zudem lokal ergänzt und bildet mit der bestehenden Basis des Untergeschosses den Abschluss zum Erdreich.
Anforderungen übertroffen
Erdfarbene keramische Platten ebnen den Boden im neu gebauten Gebäudebereich. Eine weiss lasierte Holzlattung kleidet die Decke der Innenräume ein. Unterbrochen wird diese durch öffenbare Oberlichter, was der Belüftung dient und zusätzliches natürliches Licht in die Innenräume lässt. Im Sommer sorgen Vordach und textile Ausstellmarkisen für die nötige Beschattung. Abgesehen von Strom- und Wasseranschluss bleibt der Anbau gebäudetechnisch eigenständig. Die Innenräume werden mittels Pellet-Kombiofen mit Speicherfunktion beheizt.
Umgebungs- und Gartengestaltung waren ebenfalls Bestandteil des Umbaus. Zwei Regenwassertanks ersetzen den bestehenden Pool, um darin das Dachwasser zur Gartenbewässerung zu sammeln. Thorn Meister verrät, dass die eigentliche Intention des Bauvorhabens übertroffen wurde: «Als Pflanzenliebhaber hatte die Bauherrschaft mit dem Anbau lediglich das Bedürfnis einer Pflanzenpflege unter idealen Bedingungen. Häufig fiel deshalb der Begriff ‹Wintergarten›. Letztlich ist deutlich mehr daraus geworden.» ●





