Maritimes Flair am Zürichsee
Mit «Alex Lake Zürich» setzen Marazzi + Paul Architekten Designakzente in Thalwil. Neben der Sanierung der angestaubten Bausubstanz entsteht mit der Erweiterung das moderne Boutiquehotel am Zürichsee.

Das «Alex Lake Zürich» ist ein neuer Blickfang am Zürichsee. Damit es sich in die malerische Kulisse integrieren konnte, musste man baurechtliche Rahmenbedingungen beachten. «Das Bauvolumen konnte nur umgesetzt werden, indem der Bestandsbau gehalten wurde. Des Weiteren mussten auch die unmittelbaren städtebaulichen Probleme – Lärmemissionen durch die Seestrasse, Gewässerschutz, öffentlicher Seeuferweg, Zugänge und Erschliessung auf einer knappen Bodenfläche – gelöst werden», erklärt Alfred Paul, Mitinhaber und Mitglied der Geschäftsleitung von Marazzi + Paul Architekten AG. Ein Anbau nimmt die Hotelzimmer auf und unterscheidet sich durch die Anzahl Etagen sowie die Gebäudehöhe vom bestehenden 4,5-geschossigen Kopfbau mit Haupteingang und -erschliessung. Das Gebäude ist von öffentlichen Flächen und Einrichtungen umgeben. Damit das Erdgeschoss Teil dieser öffentlichen Zone wird, bestehen verschiedene Zugänge vom und zum Uferweg, die Passanten dazu einladen, auf die Terrasse und ins Restaurant zu kommen. Um nahe am See zu sein, integrierten die Planenden einen Teil des Gebäudes in die Kubatur und nutzten dazu die Fundamente des Altbaus.
Besondere Herausforderungen
Vom Altbau wurde lediglich die Fassadengliederung beibehalten. Beigefarbener Travertin Classico ziert den Sockelbereich. Die übrige Fassade zeigt sich in Altweiss eingefärbtem, gebürstetem Putz und wird punktuell von schmalen, hohen und mit gebogenen Messinggeländern geschmückten Fenstern unterbrochen. Die übrigen konstruktiven Elemente wie Decken und Wände mussten ersetzt werden. Hierzu war ein komplettes Stahlskelett notwendig, um die Stabilität zu gewährleisten. Der dafür notwendige Stahlbau wurde zum Teil beibehalten, zum Teil geschossweise durch die Massivbauteile ersetzt. Alfred Paul erklärt die besonderen Herausforderungen in Bezug auf die vorhandene Gebäudestruktur und das von der Bauherrschaft geforderte Raum- und Nutzungsprogramm: «Vor allem Untergeschoss und Erdgeschoss waren für uns punkto Planung und Ausführung anspruchsvoll. So die Choreografie der Haustechnik unter Berücksichtigung der funktionalen und architektonischen Ziele, die effiziente Unterbringung der geforderten Parkplätze oder auch einfach das Bauen direkt am und im Wasser mit all seinen Vorgaben hinsichtlich Abstandslinien und Wasserhygiene, aber auch Abdichtungsthematiken mussten wir angehen.»
Villenhafter Charme
Eine besondere Prämisse der Entwurfsidee war das Erzeugen von Wohnlichkeit, was sich im Raumprogramm und in der Gestaltung privater und öffentlicher Zonen gleichsam ausdrückt. Eichenholzboden und Polstermöbel erzeugen ein warmes Ambiente in der lang gestreckten Lobby, der eine Bar, ein zweigeschossiges Restaurant und eine Terrasse angeschlossen sind. Wellness- und Saunabereich mit Zugang zur vorgelagerten Liegewiese und zum See ergänzen die öffentlich zugänglichen Bereiche des Boutiquehotels.
Weil das Haupttreppenhaus als Fluchtmöglichkeit fungiert, mussten die einzelnen Gänge zu den Zimmern mit Brandschotten abgetrennt werden können, die sich seitlich in den Wänden befinden und im Brandfall automatisch ausfahren. Betontreppen mit Eichenholzstufen und Geländer mit durchgehendem Holzhandlauf erzeugen einen villenhaften Charme.
Auf vier Geschossen verteilen sich insgesamt 41 Doppelzimmer und 3 Penthouse-Appartements. Allen ist die Orientierung zum Zürichsee gewiss. Dass einzelne Zimmer auch zu grösseren Suiten zusammengeschaltet wurden, erhöht die Flexibilität für die Gäste und ist insbesondere familienfreundlich. Jedes Zimmer verfügt zudem über eine eigene Küche mit Abwaschmöglichkeit und erlaubt damit auch einen ausgedehnten Aufenthalt.
Der gesamte Gästebereich ist mit jenem Eichenholzboden belegt, der ebenfalls in der Lobby zu finden ist. Möbel und Details aus Messing sind farblich darauf abgestimmt. Leuchten, Möbel oder Einfassungen in den Zimmern und die Staketengeländer der französischen Balkone tragen ebenfalls zur stimmigen Gestaltung bei. Die mit dunkelblauen Fliesen gestalteten Bäder setzen hingegen in Anlehnung an den Zürichsee farbliche Akzente in den Innenräumen.
Neu mit Innovation
Zur Wärmeerzeugung und zur Kühlung des Gebäudes wird das Seewasser genutzt. «Dem Seewasser wird dabei mittels einer Wärmepumpe die nötige Wärme- respektive Kühlenergie entzogen, um damit die Temperatur im Gebäude je nach Jahreszeit zu regeln. Das Gebäude ist zudem Minergie-zertifiziert», erklärt der Architekt. Um den Aussenraum zu schonen, kann Hotelbau auch innovativ sein. Das beweist die Parkplatzgestaltung am «Alex Lake Zürich». Neben den oberirdisch angelegten Parkplätzen gibt es eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen. Dafür stellen die Gäste das Auto lediglich auf einer Plattform ab, die das Fahrzeug nach Verlassen vollautomatisch absenkt und parkiert. Dadurch erübrigen sich Fluchttreppenhäuser für jenen Bereich. Neben der Ruhe und dem maritimen Charme ist das zudem als einladende Geste zu interpretieren – für einen entspannten Aufenthalt im «Alex Lake Zürich». ●
Bautafel

Objekt Hotel Alex Lake Zürich
Standort Thalwil
Fertigstellung 2019
Geschossfläche 4257 m2
Bauherrschaft Corim AG
Architektur Marazzi + Paul Architekten AG
Fachplanung Aschwanden & Partner, Gartenmann Engineering AG, Hunziker Partner AG, PBP AG Engineering
Zusammenarbeit Brady Williams Studio, Interior Design, London; OZO Living, Designer, Portugal












