Auszeichnung für zeitgemässes Wohnen

An der kurzen Südfassade mit auffälligen dreieckigen Fenstereinschnitten liegt der Haupteingang.

zeitgemässes Wohnen
An der kurzen Südfassade mit auffälligen dreieckigen Fenstereinschnitten liegt der Haupteingang. Fotos: Florian Summa, Petter Krag
Preis für herausragende Bauten
Den «DAM Preis 2022» gewinnt die Arge Summacumfemmer Büro Juliane Greb für ein genossenschaftliches Wohnhaus in München.
Das in der relativ jungen Münchner Messestadt Riem gelegene «San Riemo» stammt von der Arge Summacumfemmer Büro Juliane Greb. Ästhetisch überrascht das Gebäude durch eine Strassenfront mit schlanken Wintergärten hinter gewellten Polycarbonattafeln. Vor allem aber sind in dem Haus durch eine matrixartige Raumstruktur unterschiedliche Wohnungsgrundrisse für verschiedene Lebensweisen einschliesslich gemeinschaftlicher Flächen möglich. Dieses Konzept setzt Massstäbe in der drängenden Frage nach der Zukunft des Wohnens und erhielt dafür den «DAM Preis 2022» des Deutschen Architekturmuseums (DAM). Mit der Auszeichnung werden seit 2007 jährlich herausragende Bauten in Deutschland bedacht.

Farbliche Akzente

Im Frühjahr 1992 wurde der zu eng gewordene Flughafen München Riem geschlossen. Das zurückgebliebene leere Flugfeld sollte die Möglichkeit für neues, zeitgemässes Wohnen, Arbeiten und Leben mit Freizeitangeboten in einem ökologisch geplanten Stadtteil schaffen. Mit mehr als 500 realisierten Wohnungen entstand auf dem Gebiet inzwischen ein Quartiergefühl. Davon fallen 27 Einheiten auf das genossenschaftliche Wohnhaus «San Riemo». Das Gebäude setzt zur Heinrich-Böll-Strasse mit seiner gläsernen Fassade aus beweglichen Fenstertüren und einer vorgelagerten Schicht aus gewellten Polycarbonatplatten farbliche Akzente in einer Umgebung mit sehr streng gestalteten Häusern. Türkisfarbene Deckenplatten, Vorhänge und Rahmungen der grossformatigen Fenster im Erdgeschoss unterstreichen diesen Eindruck. Das Wellenmotiv setzt sich an den anderen Fassaden mit weissen Wellblechverkleidungen fort. An der kurzen Südfassade mit auffälligen dreieckigen Fenstereinschnitten liegt der Haupteingang. Im Erdgeschoss befindet sich die Gewerbefläche. Dahinter, vom Haupteingang erschlossen, ist der gemeinschaftlich genutzte Teil des Erdgeschosses. Von den Bewohnenden «Lobby» getauft, ähnelt der Bereich einer überdachten Spielstrasse. Sie schafft mit einer Gemeinschaftsküche und einer Werkstatt Impulse für gemeinschaftliches Tun im alltäglichen Zusammenleben. Waschmaschinen und Abstellflächen in einer Hochregalwand verschwinden hinter sonnengelben Vorhängen. Das Pendant zur Foyerhalle ist obenauf der Dachgarten mit Hochbeeten und Sommerküche.

Konventionell bis experimentell

Das einfache konstruktive System bietet eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Grundrissgestaltung. Für die Wohnungen wurden drei Typen definiert: das sogenannte Basis-, das Filial- und das Nukleuswohnen. Ersteres entspricht am ehesten einer konventionellen Wohnung. Beim Filialwohnen sind die privaten Räume etwas kleiner, die gewonnene Fläche wird gemeinschaftlich genutzt. Das Nukleuswohnen ist die experimentellste Wohnform im Haus: Mehrere Wohnungen geben Flächen in einen «Pool», dessen Nutzung neu und wechselnd definiert werden kann. Jede Partei behält aber einen individuell bewohnten Nukleus. So entsteht bewegliche Fläche, die untereinander je nach Bedarf hinzugenommen oder abgegeben werden kann.

Nutzungsneutralität

Entlang der West- und der Ostfassade befinden sich nutzungsneutrale, gleich grosse Räume. In der Achse dazwischen sind die beiden Erschliessungskerne, die Sanitärzellen und die gemeinschaftlichen Ess- und Kochbereiche platziert. So entstehen durchgesteckte Familien- oder Gemeinschaftswohnungen. Durch das Zusammenschalten mehrerer neutraler Raumzellen an den Seiten können weitere grössere, gemeinschaftlich genutzte Bereiche entstehen. Die schmalen Wintergartengalerien im Westen werden sehr vielseitig genutzt. Insgesamt bestimmen Sichtbeton und graue Estrichböden die Grundausstattung. Die beiden Treppenhäuser sind in kräftigem Lila und sattem Himmelblau gestrichen. «San Riemo» präsentiert damit neue mutige und mit Leben gefüllte Wohnformen.

dam-preis.de

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Türkisfarbene Elemente und Rahmungen der grossformatigen Fenster im Erdgeschoss setzen Akzente.
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Das Gebäude setzt mit seiner gläsernen Fassade aus beweglichen Fenstertüren und einer vorgelagerten Schicht aus gewellten Polycarbonatplatten farbliche Akzente.
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Insgesamt bestimmen Sichtbeton und graue Estrichböden die Grundausstattung.
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Entlang der West- und der Ostfassade befinden sich nutzungsneutrale, gleich grosse Räume.
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Die schmalen Wintergartengalerien im Westen werden sehr vielseitig genutzt.
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