Solarstrom weiter auf dem Vormarsch

Swissolar, der Schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, geht für das Jahr 2020 von einem neuen Rekordzubau bei Photovoltaikanlagen aus.

Solarstrom
Dachintegrierte Anlage in Meggen LU. Foto: meraner-hauser.com, zur Verfügung gestellt von Eternit Schweiz AG
Rekordzubau bei der Schweizer Photovoltaik 2020
Swissolar, der Schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, geht für das Jahr 2020 von einem neuen Rekordzubau bei Photovoltaikanlagen aus. Gegenüber dem Jahr davor lag das Wachstum bei mindestens 30 Prozent. Doch zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele der Schweiz muss der Zubau in den nächsten Jahren um den Faktor 4 gesteigert werden.

Die offizielle Statistik für den Solarenergiezubau im Jahr 2020 wird im Juli 2021 vorliegen. Dennoch ist schon jetzt klar, dass die Schweiz einen neuen Rekordzubau bei Photovoltaikanlagen verzeichnen kann. Swissolar geht aufgrund von bereits verfügbaren Zahlen davon aus, dass in der Schweiz im vergangenen Jahr Solarstromanlagen mit einer Leistung von 430 bis 460 Megawatt (MW) neu installiert wurden.  * Das entspricht einem Wachstum von 30 bis 39 Prozent gegenüber 2019. Die Anmeldezahlen bei der Zertifizierungs- und Förderstelle Pronovo lassen darauf schliessen, dass das Wachstum nicht nur bei kleinen Anlagen, sondern auch bei solchen mit über 100 Kilowatt (kW) Leistung stattfand.

Kurze Wartefristen und Nebeneffekte der Pandemie

Für das starke Marktwachstum ist insbesondere die Verkürzung der Wartefrist bei der Einmalvergütung verantwortlich. Diese konnte auf wenige Monate reduziert werden. Die 2019 stärker ins Zentrum gerückte Klimakrise hat zudem vermutlich bei einigen Bauvorhaben eine Solarintegration vorangetrieben. Auch die Pandemie hatte wohl einen Einfluss auf den Solarzubau: Das Bedürfnis nach Autarkie nahm zu, viele fanden Zeit, um lange gehegte Wünsche zu realisieren, und finanziell stand mangels anderer Ausgabemöglichkeiten mehr Kapital zur Verfügung. Ob diese Effekte im laufenden Jahr weiter wirksam sind, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.

Jährlicher Photovoltaikzubau in der Schweiz muss zunehmen

Der Rekord darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Zubau noch massiv gesteigert werden muss. Pro Kopf entspricht der Zubau 2020 lediglich einer neu installierten Fläche von 0,25 bis 0,27 Quadratmetern. «Um den wegfallenden Atomstrom zu ersetzen und den zusätzlichen Strombedarf für die Elektrifizierung des Verkehrs und der Heizungen zu decken, muss der jährliche Zubau in den nächsten Jahren auf etwa 1500 MW gesteigert werden – also auf das nahezu Vierfache des letzten Jahres», sagt Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger. Das sehen auch die kürzlich veröffentlichten Energieperspektiven 2050+ des Bundesamtes für Energie vor.

Zur Erreichung dieses Ziels braucht es aus Sicht der Schweizer Solarbranche folgende politische Massnahmen:

– Stärkere Förderung von Anlagen ohne Eigenverbrauch: Zahlreiche Dächer von Ställen, Lagerhäusern und ähnlichen Gebäuden werden heute nicht mit Solaranlagen ausgestattet, da der Strom nicht an Ort und Stelle verbraucht werden kann. Ähnliches gilt für Parkplatzüberdachungen, Lärmschutzwände und weitere Infrastrukturen. Mit der Überweisung der parlamentarischen Initiative 19.443 von Nationalrat Bastien Girod hat das Parlament die Möglichkeit in der Hand, Anreize für solche Anlagen zu schaffen.

– Rasche Umsetzung der Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn 2014) in allen Kantonen und damit verbunden die Pflicht zur Eigenstromerzeugung bei Neubauten. In einem weiteren Schritt ist eine Verpflichtung zur Nutzung bestehender Dach- und Fassadenflächen zu prüfen.

– Abbau von Hürden bei der Erstellung von Freiflächenanlagen: Eine kürzlich veröffentlichte Studie der ZHAW zeigt auf, dass Solaranlagen ausserhalb von Gebäuden nur schwer eine Baubewilligung erhalten. Davon betroffen sind sinnvolle Nutzungen wie Parkplatzüberdachungen, Systeme zum Schutz empfindlicher landwirtschaftlicher Kulturen anstelle von Folientunnel (Agri-Photovoltaik) oder alpine Anlagen im Umfeld von Skigebieten.

Solarwärme: Unterschätzter Beitrag zur Energiewende

Zum Schluss ein Hinweis auf eine andere Anwendungsform der Solarenergie: Der Zubau von Sonnenkollektoren zur Wärmeerzeugung musste nach Einschätzung von Swissolar eine weitere Reduktion von rund 20 Prozent hinnehmen. Das ist sehr bedauerlich, denn diese Technologie muss einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen fossilfreien Wärmeversorgung leisten, wie die Studie «Machbar und zahlbar. Wärme 2050» der Wärmeinitiative Schweiz zeigt. Demnach können rund 10 Prozent des heutigen Wärmebedarfs mittels Sonnenkollektoren gedeckt werden.

Aus Sicht von Swissolar braucht es eine Förderung von Bund und Kantonen für Solarthermieanlagen, die den sommerlichen Wärmebedarf von Nahwärmenetzen decken (wie in diesem aktuellen Beispiel), für Anlagen zur Produktion industrieller Prozesswärme sowie für die thermische Regeneration von Erdsonden. Das sind drei der wichtigsten zukünftigen Anwendungsfelder dieser Technologie.

swissolar.ch

Der Rekord darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Zubau noch massiv gesteigert werden muss.
Solarfassade
Die Solarfassade an der «Winter und Sports World Wallisellen» liefert unter anderem Strom für das Eisfeld. Foto: Die Werke Versorgung Wallisellen AG
Freiflächenanlage
Im ehemaligen Steinbruch Calinis in Felsberg produziert seit Sommer 2020 die grösste Freiflächenanlage Graubündens Strom. Foto: Eric Bush
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