Im Rhythmus sanfter Bodenwellen

Inmitten der weitläufigen neuseeländischen Landschaft dient eine Luxuslodge als Rückzugsort. Durch die zurückhaltende äussere Ausdrucksform erzeugt der Bau eine Symbiose mit der natürlichen Umgebung.

Lindis
«The Lindis» liegt im stillen Ahuriri-Tal.
Von Morris Breunig (Text) und Patrick Reynolds (Bilder)
Inmitten der weitläufigen neuseeländischen Landschaft dient eine Luxuslodge als Rückzugsort. Durch die zurückhaltende äussere Ausdrucksform erzeugt der Bau eine Symbiose mit der natürlichen Umgebung.
«The Lindis» in Neuseeland von Architecture Workshop zelebriert Abgeschiedenheit. Neben den landschaftlichen Gegebenheiten im stillen Ahuriri-Tal trägt vor allem die architektonische Umsetzung zu einem hohen Mass an Privatsphäre bei. Eine filigrane Konstruktion aus Stahl, Glas und Holz verortet das Hotel fast völlig unscheinbar an seinem Standort in Aotearoa zwischen Christchurch und Queenstown.In der Zurückhaltung liegt die Besonderheit des Bauwerks. Anpassung und Symbiose dienen dabei als Kunstform. Die Inspiration zur baulichen Umsetzung entstammt der imposanten Erhabenheit der weitläufigen Gletscherlandschaft und der sich daraus ergebenden gefalteten Moräne über dem Tal – Rückstände des Gletscherrückzugs vor 10 000 Jahren. Die wellenförmige Dachstruktur – bestehend aus Hartholzlamellen mit lokal verfügbarem Eukalyptus und Stahlträgern – ahmt die sanften Hügel der Umgebung nach, damit das Bauwerk mit der Landschaft verschmilzt.

Einzigartiges Design

Die Luxuslodge verfügt über fünf Suiten, die alle aufgrund der grossflächig verglasten Fronten einen unvergleichlichen Ausblick auf das weite Flusstal, das typische Gelb der Tussock-Graslandschaft und die Berge bieten. Die Temperatur an jenem Standort erreicht in den Sommermonaten – von Dezember bis März – bis zu 35 °C. In den Wintermonaten sinkt diese hingegen bis auf – 16 °C ab, und es treten regelmässig starke Winde auf. Für Behaglichkeit in den Innenräumen sorgt deshalb die Gebäudetechnik. Ein geothermisches Wärmepumpensystem dient zur Aufbereitung von Heiz- und Brauchwarmwasser. Neben bedarfsweise zugeschalteten Gasbrennwertkesseln erzeugen Gaskamine zusätzlichen Komfort in den Innenräumen. Unter den Holzfussböden versteckt sich weiter eine Fussbodenheizung. Ein Filtersystem bereitet zudem das Trinkwasser aus dem Bohr- und Regenwassernutzungssystem vor. Das Abwasser gelangt schliesslich in eine Biokläranlage.

Im Gegensatz

Was man bei der Innenraumgestaltung lediglich vermissen mag, ist der Umgang mit Authentizität. Zugegeben, Designermöbel und -leuchten sorgen mit den farblich perfekt aufeinander abgestimmten Materialien für ein prächtiges Ambiente. Es droht jedoch mitunter die Austauschbarkeit. Das Gefühl, die Einzigartigkeit des Orts auch im Inneren des Gebäudes zu spüren, wird dadurch abgeschwächt. Statt eines prachtvollen Interieurs hätte einem Bauwerk, das in überzeugender baulicher Zurückhaltung den durchdringenden Fokus auf die landschaftlichen Gegebenheiten und das Sinnieren über Notwendigkeiten erlaubt, auch diesbezüglich etwas mehr Sensibilität gut zu Gesicht gestanden. Stattdessen wird ein Gegensatz präsentiert, dessen es allenfalls nicht oder trotz alledem zu Recht bedurfte? Womöglich kann man sich beim Blick auf den mit Sternen übersäten Himmel auch schnell von diesem Eindruck befreien, um sich dem Wohlgefühl in der Stille der neuseeländischen Abgeschiedenheit vollständig hinzugeben. ●

Lindis
Lindis
Eine filigrane Konstruktion aus Stahl, Glas und Holz verortet das Hotel fast völlig unscheinbar an seinem Standort in Aotearoa.
Lindis
Die Luxuslodge verfügt über fünf Suiten.
Lindis
Die wellenförmige Dachstruktur aus Hartholzlamellen mit lokal verfügbarem Eukalyptus und Stahlträgern ahmt die sanften Hügel der Umgebung nach.
Lindis
Grossflächige Glasfronten gewähren einen unvergleichlichen Ausblick auf das weite Flusstal.
Lindis
Designermöbel und -leuchten sorgen mit den farblich perfekt aufeinander abgestimmten Materialien für ein prächtiges Ambiente.
Lindis
Grundriss
Grundriss
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