Faszination spüren

Die Möglichkeiten zur baulichen Umsetzung sind vielfältig. Eine davon ist der Stahlbau, der konstruktive sowie gestalterische Vorzüge vereint und sich keineswegs nur auf industrielle oder gewerbliche Bauten beschränkt.

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Metall und Glas geben den Planenden einen enormen gestalterischen Spielraum. Fotos: Pletscher Metallbau AG
Die Möglichkeiten zur baulichen Umsetzung sind vielfältig. Eine davon ist der Stahlbau, der konstruktive sowie gestalterische Vorzüge vereint und sich keineswegs nur auf industrielle oder gewerbliche Bauten beschränkt.
Reto Wetter, Geschäftsführer der Pletscher Metallbau AG, informiert im Interview über das facettenreiche Spektrum des Stahlbaus.Worin liegen die konstruktiven Vorzüge des Stahlbaus?

Mit Stahl lassen sich filigrane Konstruktionen in den unterschiedlichsten Geometrien realisieren. Sie haben eine sehr lange Lebensdauer. Zudem können Stahlkonstruktionen einfach rückgebaut und unendliche Male recycelt werden.

Konstruktionen aus Stahl und Glas sind üblicherweise vor allem bei gewerblichen Bauten und Bürogebäuden zu finden.

Vor allem, aber nicht nur. Vermehrt finden Stahl und Glas im modernen Wohnraum Anwendung. Ausserdem werden oft alte Industriekomplexe in Loftwohnungen umgebaut, bei denen Stahl massgeblich zum faszinierenden Industriecharme beiträgt. Aber auch mir als «Stähligem» gefallen Materialkombinationen, wie zum Beispiel alte Holzbalken in einem Bauernhaus zusammen mit einer Treppe aus rohem Stahl oder einer Verglasung im Industrielook. Ich sage immer: das richtige Material am richtigen Ort. Das wird im Moment im Bau leider nicht immer so gehandhabt.

Inwieweit kann Metall- und Glasbau zur Fassadengestaltung beitragen?

Metall und Glas geben den Planenden durch die schier unendlichen Möglichkeiten einen enormen gestalterischen Spielraum, der die bauphysikalischen Anforderungen nicht ausser Acht lässt. Des Weiteren lässt sich in lichtdurchfluteten Räumen einfach gut leben und arbeiten.

Welche interessanten Projekte konnten bereits umgesetzt werden, und wo liegen die Stärken?

Wir sind gegenüber den alteingesessenen Fassadenbauunternehmen ein verhältnismässig junger und kleiner Player am Markt. Das gibt uns aber die nötige Dynamik und Flexibilität. Unsere Stärke liegt im Bereich von kleinen und mittelgrossen Konstruktionen mit einer gewissen Komplexität, die für die grossen Mitbewerbenden zu klein und für die kleinen zu komplex sind. Für unsere Grösse haben wir ein sehr leistungsfähiges Planungsteam, überdies verfügen wir in der Produktion und der Montage über eigenes und top ausgebildetes Fachpersonal, bei dem man die Faszination für den Metallbau spürt. Unser Können konnten wir zum Beispiel beim Nest der Empa im Projekt «HiLo», beim Kongresshaus und bei der Tonhalle in Zürich oder beim BMW-BEC in Dielsdorf und diversen anderen Projekten unter Beweis stellen.

Ein hoher Glasanteil im Fassadenbereich führt häufig zu höheren Wärmelasten in den Innenräumen. Womit kann das verhindert oder sogar genutzt werden?

Durch die Ausrichtung des Gebäudes und der Fassade oder durch entsprechende Sonnenschutzmassnahmen. Das können verstellbare, feste oder natürliche Sonnenschutzsysteme sein. Auch hier gibt es punkto Materialisierung ein grosses Spektrum. Deshalb empfiehlt sich bei kleinen Fassaden eine Bemusterung und bei grossen sogar ein grössengetreues Mock-up. Je nach Jahreszeit und Lage des Gebäudes kann ein Wärmegewinn von Vorteil oder sogar gewünscht sein und so zur Energieeffizienz des Gebäudes beitragen. Deshalb ist es wichtig, im Vorfeld die verschiedenen Szenarien zu simulieren.

Die Energieeffizienz von Gebäuden nimmt inzwischen einen hohen Stellenwert ein. Worin liegen die Vorzüge von Konstruktionen aus Metall und Glas?

Wie angetönt, haben Metallkonstruktionen durch ihre statischen Vorzüge einen geringen Rahmenanteil und ermöglichen grosse Glasflächen. Die erwähnte Wiederverwend- und Recycelbarkeit von Metallen und Glas tragen ebenso zu einem effizienten Umgang mit den Ressourcen bei. Weiter lässt sich intelligente Gebäudetechnik ideal in Metallkonstruktionen einbauen.

In der heutigen Gebäudelandschaft herrscht ein hoher Sanierungsbedarf. Welchen Beitrag kann der Metallbau hierfür leisten?

Ich denke, den gleichen wie alle anderen Gewerke. Hier sollte man einfach aus den bisherigen Fehlern lernen und (ich wiederhole mich) das richtige Material am richtigen Ort einsetzen. Weil nicht jeder Sanierungsbedarf durch den Zahn der Zeit entstanden ist. Vielleicht sollten einige Investoren wieder etwas mehr auf Qualität als auf den schnellen und nicht nachhaltigen Gewinn setzen.

Welche Projekte sind derzeit in der Planung und der Ausführung?

Zurzeit sanieren wir die Gebäudehülle der Schulschwimmanlage Tannenrauch. Dabei soll der ursprüngliche Charakter beibehalten, die Fassade jedoch technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Das unter den bekannten Herausforderungen im Hallenbadbereich, ein sehr spannendes Projekt!

Die Digitalisierung in der Baubranche schreitet ebenfalls voran. Haben Sie bereits Erfahrungen mit Building Information Modeling (BIM) sammeln können?

An BIM-Projekten waren wir bereits beteiligt. Das grösste war eine Revitalisierung für die Migros in Schaffhausen, bei der wir alle Bereiche mit Stahl und Glas ausführen durften. Aber die Digitalisierung ist ja nicht nur BIM, das ist nur ein Teil davon. Dabei ist zu bemerken, dass die Digitalisierung als Unterstützung und nicht als Heilsbringer angesehen werden sollte, das Fachwissen ersetzt sie nicht. Wir brauchen weiterhin Leute, die diese effizienten und spannenden Tools bedienen können. Dabei haben aus meiner Sicht diverse Berufsverbände einen grossen Nachholbedarf. Wir engagieren uns in diesem Bereich, und ich sehe uns aktuell gut aufgestellt. Doch das ist ein stetiger Prozess.

pletscher-metallbau.ch

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Reto Wetter, Geschäftsführer der Pletscher Metallbau AG
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