Gläserner Anbau als «historische» Werkstatt

Ein 1891 im Stil der Gründerzeit erbautes und schützenswertes Wohnhaus war über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden. In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbauten und zum Garten hin eine Aufstockung mit einer Dachumgestaltung.

Gemeinschaftliches Wohnprojekt
Der industriell wirkende Anbau bildet einen gelungenen Kontrast aus rohen Stahlträgern, lasierten Betondecken und riesigen Glasscheiben in den korrespondierenden Stahlprofilen «Janisol Arte 2.0».
Nicola Schröder, Conzept-B (Text) und Judith Stadler (Bilder)
Bei der Renovierung und dem Umbau eines historischen Wohnhauses in Zürich Wipkingen prallten Welten aufeinander. Mithilfe stimmiger Planung durch AMJGS Architektur vereinten sich diese zu einem harmonischen Ganzen. Der mehrstöckige Anbau aus Glas entstand mit den Stahlprofilen «Janisol Arte 2.0».

Ein 1891 im Stil der Gründerzeit erbautes und schützenswertes Wohnhaus war über die Jahre mehrfach umgebaut und erweitert worden. In den 1930er- und 1940er-Jahren erhielt es diverse Anbauten und zum Garten hin eine Aufstockung mit einer Dachumgestaltung. Während die Aussenseite dabei noch weitgehend die ursprüngliche Optik behielt, war das Innere in den 1970er-Jahren entkernt und dem Stil der Zeit angepasst worden. Das Ziel des Bauherrn Niklaus Leuthold und von AMJGS Architektur war es, mit einem Umbau dem Ursprungszustand des typischen Gründerzeitbaus wieder möglichst nahe zu kommen und dennoch dessen Wohnwert zu steigern.

Gemeinschaftliches Wohnprojekt

Bei der Sanierung wurde darauf geachtet, nach Möglichkeit authentisches historisches Material, historische Bauweisen und Details zu verwenden. Elemente, die für Komfort und Energieeffizienz sorgen, wie Fenster und Türen, entstanden neu nach historischem Vorbild. Sie erhielten jedoch Originaldetails wie Kastenschlösser oder Stangenverschlüsse. Das Originalparkett wurde, wo noch vorhanden, ausgebaut, nummeriert, gereinigt und nach einer schall- und brandschutztechnischen Aufarbeitung der Decken wieder eingebaut. Bei der Erweiterung des Gebäudes sollte eine Alternative zu den Vorgängern in massiver Klinkerbauweise entstehen, möglichst aus Glas. «Seine Fassade sollte kleinteilige Fensterflächen bekommen, was mit dem Janisol-Arte-Profil von Jansen sehr gut umzusetzen ist. Es ist ein tolles Produkt, aber man braucht einen Metallbauer, der genau weiss, wie damit umzugehen ist», so Sandra König und Anja Meyer von AMJGS Architektur zum Anbau und zu der Zusammenarbeit mit Baur Metallbau.

Das Haus auf Wunsch des Bauherrn als gemeinschaftliches Wohnprojekt anzulegen, diente als zentrale Planungsidee für den Baukörper. Alle drei übereinanderliegenden Wohnparteien sollten direkt in den Garten und zueinander gelangen können. Historische Industriebauten halfen bei der Lösungsfindung. Eine Werkstatt war die Idee, bei der speziell die Bauten von Jean Prouvé als Vorbilder dienten. Ausgesponnen wurden die Gedanken zu deren Ästhetik zwischen den Architekten, dem Bauherrn sowie dem Kunsthandwerker und Metallkünstler Gregor Portmann, der eine Wendeltreppe, Geländer und Brücken entwarf. Zusätzlich wurde die Künstlerin Maja Thommen herangezogen, die eine Plastik für die Aussenfassade des Anbaus schuf. Leuthold, Portmann und Thommen verbindet eine gemeinsame Geschichte als Kulturschaffende. Gemäss Architekten sind viele Reminiszenzen und Anspielungen auf die Punk-Bewegung und die Hausbesetzungen der 1990er-Jahre sowie die damit verbundenen Subkulturen der letzten drei Jahrzehnte in der Ästhetik, der Formensprache und der Materialisierung des Anbaus enthalten.

Historisierende Materialisierung

Der Altbau erstrahlt heute mit seinen hellen Holzböden, weissen Wänden und Türen, gemusterten Boden- und farbigen Wandplatten sowie den warmen Klinkertönen wieder in einer einladenden Wohnlichkeit. Der industriell wirkende Anbau bildet hier einen gelungenen Kontrast aus rohen Stahlträgern, lasierten Betondecken und riesigen Glasscheiben in den korrespondierenden Stahlprofilen «Janisol Arte 2.0». Diese überführen einen denkmalgeschützten Bau sanft und optisch authentisch in einen zeitgemässen Wohnkomfort. Das filigrane Fenstersystem bietet sich speziell für die Rekonstruktion historischer Fenster an. Mit den schmalen Profilansichtsbreiten von lediglich 25 beziehungsweise 40 mm bei Festverglasungen und einer Bautiefe von 60 mm entstehen feine und dennoch stabile sowie wärmegedämmte Konstruktionen mit einem hohen Glasanteil. Das System «Janisol Arte 2.0» ermöglicht die Konstruktion von nach innen und nach aussen öffnenden Fenstern als Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenster und Festverglasungen in Elementgrössen von bis zu 1000 mm Breite und 2400 mm Höhe. Spezielle Öffnungsarten wie Senk-/Klapp-, Schwing- und Schiebefenster sind ebenfalls möglich.

Die integrierte Küche fungiert als Aufenthalts- und Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt und Neu. Sie ist aus Stahl und Holz gearbeitet und unterstreicht den Werkstattcharakter. Die Fronten der Küche bestehen aus Birnbaumholz aus dem eigenen Garten des Hauses. Das in der Gründerzeit erbaute Wohnhaus widerspiegelt nach seiner Sanierung seinen Ursprungszustand vom Ende des 19. Jahrhunderts, entspricht jedoch auch modernen Komfortansprüchen. Mit dem mehrstöckigen Anbau aus Glas gelingt es, alle Anforderungen auf innovative Art und Weise zu verknüpfen.

jansen.com

Gemeinschaftliches Wohnprojekt
Gemeinschaftliches Wohnprojekt kuche
Die integrierte Küche fungiert als Aufenthalts- und Wohnraum sowie als optisches Bindeglied zwischen Alt und Neu.
(Visited 72 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema