Wandel zum Hightechbaustoff

Der Holzbau ist für die Baubranche ein bedeutendes Werkzeug und bietet damit Möglichkeiten zur Umsetzung der Ziele der Energiestrategie 2050 in der Schweiz.

Wandel zum Hightechbaustoff
Dem Baustoff Holz sind heute kaum noch Grenzen gesetzt.
Der Holzbau ist für die Baubranche ein bedeutendes Werkzeug und bietet damit Möglichkeiten zur Umsetzung der Ziele der Energiestrategie 2050 in der Schweiz.
Regula Gehrig ist Leiterin Marketingkommunikation beim Schwei-zerischen Verband für geprüfte Qualitätshäuser (VGQ). Im Interview berichtet sie über die Bedeutung des Holzbaus für die Baubranche und den Kompetenzenaustausch im Verband.Wofür setzt sich der Verband ein?
Der VGQ vertritt die Anliegen der führenden Holzbaubetriebe in der Schweiz. Er verfügt über ein wertvolles Netzwerk von Holzbauunternehmenden, Ingenieurbüros, Produzierenden, Zulieferung und Handel – ab 2022 werden zudem Architektinnen und Architekten unser Netzwerk erweitern. Seit 20 Jahren führt der VGQ die anspruchsvollste Qualitätssicherung im Holzbau und setzt sich für die Förderung von ökologischem Baumaterial ein. Dazu gehören insbesondere die Prüfung und die Optimierung von Rahmenbedingungen, technische Auskünfte und Weiterbildungen, Forschungsprojekte sowie gemeinsame Kommunikationsaktivitäten. Seit 10 Jahren führt er das CO₂-Institut Schweiz, das die Berechnung und die Kommunikation des CO₂-Reduktionseffekts für jedes einzelne Holzobjekt ermöglicht – und somit der Branche vorwiegend als Kommunikationsinstrument dient.Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Holzbau in den vergangenen Jahren?
In den letzten 10 Jahren hat der Holzbau sein traditionelles Image hinter sich gelassen, und heute ist Holz ein richtiger Hightechbaustoff. Ob Freiformobjekte wie der Swatch-Drache in Biel, architektonisch herausragende Einfamilienhäuser oder ganze Siedlungen und Hochhäuser – heute sind dem Baustoff Holz kaum noch Grenzen gesetzt. Auch die Produktion hat sich sehr gewandelt. Der Bauprozess hat sich durch die vorproduzierten Elemente im Systembau oder durch Modulbau stark verändert – dadurch verkürzt sich die Aufrichtzeit. Weiter hält die Digitalisierung immer mehr Einzug in das Werken unserer Mitglieder, so werden heute ganze Projekte in digitalen Prozessen ausgeführt.

Aufgrund von brandschutztechnischen Anpassungen ist der Holzbau seit einigen Jahren für mehrgeschossige Bauten interessant. Welche Projekte im Holzbau finden Sie diesbezüglich und darüber hinaus besonders spannend?
Da gibt es einige interessante Projekte. Auf ein Projekt bin ich besonders gespannt: V-Zug wird das grösste Holzhochhaus der Schweiz umsetzen. Dieses Projekt wird übrigens am kommenden Architektur- und Technik-Tag VGQ vorgestellt. Es soll 80 Meter hoch werden und über 28 Geschosse verfügen.

Damit die Ziele der Energiestrategie 2050 erreicht werden, müssen die vielen Potenziale, die im Bausektor schlummern, genutzt werden. Welchen Beitrag kann der Holzbau dazu leisten?
Holzkonstruktionen haben bezüglich der grauen Energie, der Treibhausgase und als Kohlenstoffspeicher grundsätzlich ökologische Vorteile gegenüber anderen Bauweisen. Der Energieaufwand zur Herstellung von Bauprodukten ist geringer als bei vergleichbaren Produkten. Zudem sind Holzbauten bezüglich Betriebsenergie führend. Achtet man auf kompakte Gebäudegeometrien und eine dauerhafte Konstruktion, auf naturbelassene Produkte wie Schnittholz und eine regionale Herkunft, ist der ökologische Effekt optimal. Würden wir also noch mehr Gebäude in Holz realisieren, könnte damit die Energiestrategie 2050 optimiert werden.

«Der Bauprozess hat sich durch die vorproduzierten Elemente im Systembau oder durch Modulbau stark verändert – dadurch verkürzt sich die Aufrichtzeit.» Regula Gehrig

Würden Sie sich von politischer Seite mehr Unterstützung für den Holzbau wünschen?
Da Wald und Holz einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Auswirkungen des Klimawandels leisten können, wären Unterstützungen für die Branche definitiv sinnvoll. Vonseiten der Politik wird das langsam erkannt. Kommunal und kantonal gibt es interessante Beispiele. National wurde noch nicht viel umgesetzt. Wir pflegen eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt, das unter anderem mit dem Aktionsplan Holz gute Projekte zur Förderung des Holzbaus und von Schweizer Holz bereitstellt. Noch gezieltere Unterstützung, gute Rahmenbedingungen oder Fördergelder für die Holzbauweise, beispielsweise in Analogie zum Gebäudeprogramm, würden die Wertschöpfungskette Holz in der Schweiz sicher stärken und wichtiges Know-how sowie Arbeitsplätze nachhaltig sichern.

Welche Bedeutung hat der Technik-Tag VGQ für die Branche?
Der Technik-Tag VGQ – neu heisst er übrigens Architektur- und Technik-Tag VGQ – ist einerseits ein fester Bestandteil unseres Qualitätssicherungssystems, er fand ursprünglich ausschliesslich für unsere Mitglieder statt.

Andererseits hat sich dieser Anlass durch das zukunftsorientierte Programm, die Vorträge und Erfahrungsberichte der hervorragenden Fachpersonen zu einem festen Schulungstag für die Branche entwickelt. Mit unserem neuen Standort in der Trafo-Halle in Baden und dem neuen Architektur-Parallelblock sowie zusätzlichen Ausstellungsflächen können wir der Branche ein noch spannenderes Set offerieren.

Was kann vom kommenden Technik-Tag VGQ erwartet werden?
Der Architektur- und Technik-Tag VGQ 2022 in der Trafo-Halle in Baden wird durch die Erweiterung mit Architektur zur grössten Tagungsplattform in der Schweiz. Inhaltlich werden die Gegenwart und die Zukunft beleuchtet, und das Tagungsprogramm ist in vier Blöcke unterteilt: Markt, Architektur, Wohnbauwirtschaft und Zukunft.

Wir freuen uns sehr auf viele namhafte Referenten, die unsere Teilnehmenden durch einen inspirierenden Tag führen werden. Auch die Ausstellung wird grösser, und in den Pausen gibt es immer wieder gute Gelegenheiten für den wichtigen Netzwerkaustausch. ●

Wandel zum Hightechbaustoff
Wandel zum Hightechbaustoff
Regula Gehrig, Leiterin Marketingkommunikation beim Schweizerischen Verband für geprüfte Qualitätshäuser (VGQ)
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