Die etwas andere Produktionshalle

Wie baut man heute eine multifunktional nutzbare Produktionshalle? In diesem Fall mit viel Holz.

In Holz realisiert
Die mächtigen Träger und Stützen des Primärtragwerks prägen die Fassade.
In Holz realisiert
Wie baut man heute eine multifunktional nutzbare Produktionshalle? In diesem Fall mit viel Holz.

Das Ziel der Bauherrschaft war es, eine optisch ansprechende Produktions- und Lagerhalle mit attraktiven Arbeitsplätzen und maximaler Nutzungsflexibilität zu bauen. Die produktionsbedingte Abwärme sollte weitgehend genutzt und aus energetischen Gründen sollte auf Kühlung verzichtet werden, ein Solardach sollte zudem massgeblich zur Produktion von Strom für das Areal beitragen.Das Büro Schwyter Benz Architekten AG schuf dafür ein weit auskragendes Dach mit einem Primärtragwerk von acht Holzfachwerken mit unterschiedlichen Dachneigungen. Dadurch entstand ein Kaltdach mit Flügelprofil und West-Ost-Ausrichtung, das aufgrund unterschiedlicher Traufhöhen permanent mit Luft durchströmt wird.

Die innere wärmegedämmte Hülle hängt am Primärtragwerk und ist deshalb komplett stützenfrei, was eine maximale Nutzungsflexibilität ermöglicht. Eine Achse mit Eingang, Vertikalerschliessung, sanitären Anlagen, Aufenthaltsraum und Technik ist fix organisiert. Die Bodenplatte ist zweigeteilt, und der gedeckte Aussenbereich im Bedarfsfall mit überschaubarem Aufwand erweiterbar. Das weit auskragende Vordach beschattet die Gebäudeteile innerhalb des Dämmperimeters im Sommerhalbjahr sehr grosszügig. Erstellt wurde der Bau innerhalb von acht Monaten.

Logistische Herausforderung

Die Anfertigung des Fachwerks mit einer Länge von 45 Metern und 3,80 Metern Höhe war eine logistische Herausforderung. Jeder Träger des Primärtragwerks wurde zweiteilig im Werk vormontiert und auf der Baustelle zusammengebaut. Das Dach selbst wurde vor Ort in Grosselementen von bis zu 62,5 Quadratmetern inklusive Dachhaut vorgefertigt. Das führte dazu, dass die Dachfläche von knapp 1800 Quadratmetern innerhalb eines Arbeitstages versetzt werden konnte und auch gleich dicht war. Im Nachgang entstand auf dem Dach eine Solaranlage mit einer Leistung von 300 kWp, die zugehörigen Wechselrichter sind in einer transparenten Box aus Lochblech in der Ebene des Primärtragwerks untergebracht. Der permanente Luftstrom in der Ebene des Fachwerks führt zu effizienter Kühlung der Wechselrichter. Die Eigenverbrauchsgemeinschaft nutzt den erzeugten Strom, der geringe Überschuss gelangt ins Netz.

Die mächtigen Träger und Stützen des Primärtragwerks prägen die Fassade und liegen auf einem 60 Zentimeter hohen Betonsockel. Dieser steht im Bereich der schrägen Stützen noch zusätzlich vor, um diese im Falle einer Kollision mit einem Stapler zu schützen. Dahinter respektive dazwischen liegt eine mehrfarbige vertikale Holzschalung, die in Elementen produziert und aufgeschraubt wurde. Sie lässt sich im Falle von Beschädigungen, wie sie bei Gebäuden mit hohem Warenumschlag vorkommen, einfach austauschen. Die Mehrfarbigkeit lässt die grossen Flächen abwechslungsreich erscheinen. Je nach Distanz zum Gebäude wirken die Flächen einheitlich oder jede Fassadenlamelle nuanciert. Der gedeckte Bereich ausserhalb des Dämmperimeters ist west- und nordseitig mit einem Textilgewebe bekleidet, um die Witterung abzuhalten. Durch die farblich aufeinander abgestimmte Holzschalung und das Textilgewebe nimmt man den gesamten Kubus unter dem Primärtragwerk in sich geschlossen wahr.

Materialoptimierte Bauweise

Holz und Beton dominieren den Innenraum. Mit Ausnahme des Treppenhauses sind die Wände und Decken mit unbehandelten Fichtenplatten belegt. Der Boden des Erdgeschosses wurde betoniert und im Nachgang geglättet. Die Bodenheizung wurde auf die Unterarmierung montiert, um genügend Befestigungstiefe für die Fixierung der Maschinen zu haben.

In einer altbewährten und materialoptimierten Bauweise konstruierte man die Galerie. Als tragende Bauteile dienen Baumstämme, die nur in einer Ebene auf ein bestimmtes Mass geschnitten wurden. Als Resultat zeigt sich ein industrieller Zweckbau in eindrücklicher Umsetzung.

hartwag.ch

Bautafel

Objekt Produktionshalle

Standort Buchs (ZH)

Bauherrschaft Ermitin AG

Architektur Schwyter Benz Architekten AG

Holzbauingenieur Pirmin Jung Schweiz AG

Bauingenieur Schüpbach Ingenieure AG

In Holz realisiert
Die Anfertigung des Fachwerks war eine logistische Herausforderung.
In Holz realisiert
Jeder Träger des Primärtragwerks wurde zweiteilig im Werk vormontiert und auf der Baustelle zusammengebaut.
In Holz realisiert
In einer altbewährten und materialoptimierten Bauweise konstruierte man die Galerie. Fotos: Hartwag
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