Eine gelungene Kombination

Zwischen dem Dorfkern der Stadt Dübendorf und der Ueberlandstrasse wächst das neue Quartier «Im Giessen».

Giessenturm Dübendorf
Der 85 Meter hohe Turm wächst als städtebaulicher Fixpunkt zum höchsten Gebäude in Dübendorf. Fotos: Roland Hof
Giessenturm Dübendorf
Zwischen dem Dorfkern der Stadt Dübendorf und der Ueberlandstrasse wächst das neue Quartier «Im Giessen». Auf dem nicht mehr benötigten Industrieareal entsteht in verschiedenen Etappen bis 2022 ein wegweisendes Projekt. Wahrzeichen des Projekts ist der 25-geschossige, 85 Meter hohe Giessenturm, der mit seiner verspielten Fassade und dem Nutzungskonzept überzeugt.

Roland Hof (Text und Fotos)Im Nordwesten Dübendorfs, zwischen der Ueberlandstrasse und dem idyllischen Uferweg der Glatt, entsteht auf einem früheren Industrieareal in diversen Etappen bis 2022 ein neuer Stadtteil. Der Giessenturm ragt dabei heraus. Der 85 Meter hohe Turm wächst als städtebaulicher Fixpunkt zum höchsten Gebäude in Dübendorf. Die elegante Architektur mit einer filigran verspielten Fassade überzeugt ebenso wie das Konzept der Nutzung. Das Hochhaus besteht aus einem viergeschossigen Sockel (82 × 24,5 × 15,6 Meter) und dem Turm (24,5 × 124,5 × 85 Meter), die mit einer Drehung ineinandergreifen. Das Bauwerk erfüllt die Minergie-Standards unter der Einhaltung der Minergie-Eco-Ausschlusskriterien ebenso wie die Nachhaltigkeitskriterien des Gütesiegels Greenproperty.

Gestaltung und Zusammensetzung der Fassade

Die Fassade setzt sich aus verschiedenen Bauteilen zusammen. Der leicht verdrehte Turm erhält durch die gestalterisch angeordneten Fassadenelemente und die 131 Loggien ein unverwechselbares, lebendiges Gesicht. Die drei oberen Etagen des Sockelbaus sowie die Turmfassade sind als Vorhangfassade im Elementbau konzipiert. Aufgrund einer geschossweisen, horizontal versetzten Anordnung der Elemente entsteht das spezielle lebendige Fassadenbild. Die 1254 Teile setzen sich aus drei Grundtypen zusammen, ergänzt mit Eck- und Loggiaelementen. Durch die variable Anordnung dieser Hauptkomponenten zeigt sich das homogen wirkende, richtungslose «Fassadengitter», das mit den Ecken, die durch die Verdrehung entstehen, akzentuiert wird.

Bestandteile der Fassadenelemente

Das Flügelelement besteht aus einem tragenden, innen umlaufenden Aluminiumrahmen, aufgebaut aus Sonderprofilen, angelehnt an das Elementsystem von Jansen-Schüco der Serie «AWS 75». In die Rahmen unter dem Sturz eingebaut, können Holz-Metall-Fenster des Systems «Swisswindows Nobile» mittels Dreh-Kipp-Funktionen geöffnet werden. Die geschosshohen Fenstertüren nehmen die Dreifachverglasung auf mit den Werten: Ug = 0,5 W/m²K, Rw = 42 dB. Die Elemente sind eingefasst mit einem aussen umlaufenden Aluminiumsonderprofil von Jansen-Schüco. In die äusseren Lisenen integriert, wirken die Raffstoren «Warema E93 A6» als Sonnenschutz. Weil die Fensterelemente des Holz-Metall-Systems bis zum Boden reichen und geöffnet werden können, braucht es aussenseitig eine Absturzsicherung in Form eines Glasgeländers. Die Oberflächen der Lisenen sind im Farbton «Bronce 21» eloxiert, die Elementprofile sowie die aussen liegenden Aluminiumteile der Fenster mit «RAL 9005 schwarz» einbrennlackiert. Im Zusammenspiel mit den schwarz eingefärbten Folien der Gläser der oberen Blenden und den opaken Elementen entsteht das warme Erscheinungsbild der Fassade. Gegen innen gewähren die Holz-Aluminium-Fenster, weiss lackiert in «RAL 9016», hingegen eine helle, wohnliche Atmosphäre.

Die Elemente des Turms und der oberen drei Stockwerke des Sockelbaus machen den Grossteil der Fassadenkonstruktion aus. Die 131 Loggien in 26 verschiedenen Ausführungen sind in den Ecken, in den Schnittstellen der Verdrehung und in den Seiten angeordnet. Bei den Loggien springt die Fassade zurück und lässt einen balkonartigen Raum frei, von dem man, vor allem in den Ecken, eine prächtige Sicht auf zwei Seiten geniesst.

Technische Highlights

Die Fassade eines 85 Meter hohen Turms dient neben der Ästhetik auch den vielfältigen technischen Anforderungen. Bei Turmbauten sowie bei hohen Gebäuden mit unregelmässigen Geometrien können an den Gebäudeecken Verwirbelungen auftreten, die wesentlich höhere Windkräfte auf die Gebäudehülle ausüben, als es nach der Norm SIA 261 zu erwarten wäre. Um die effektiv auftretenden Windlasten (Druck und Sog) differenziert zu ermitteln, führten Wacker Ingenieure in Birkenfeld einen Windkanalversuch durch. Mit diesem adäquat ausgeführten Test konnten unnötig konservative und unsichere Windlastannahmen respektive Dimensionierungen vermieden werden.

In Bezug auf den Brandschutz teilt die VKF das Bauwerk aufgrund seiner Höhe und der Summe der Brandabschnittsflächen in die Qualitätsstufe 3 (QSS3) ein. Die Bauteile des Turms (Hochhaus) entsprechen der Brandstoffklassifizierung RF1. Zur Abwendung eines Brandüberschlags erfüllen die Brüstungen die Anforderungen der Feuerwiderstandsklasse EI 30 und haben eine Höhe von mindestens 0,90 Meter. Die Befestigung der Fassadenelemente darf nur im brandnahen Bereich versagen und keine Kettenreaktion zustande kommen lassen.

Zur Erfüllung des Minergie-Standards müssen folgende mittlere U-Werte inklusive örtlicher Wärmebrücken als Mindestwerte eingehalten werden: Fensterelemente mit oder ohne Flügel Uw ≥ 1,0 W/m²K, opake Fassadenverkleidungen Uw ≥ 0,2 W/m²K, 3-IV-IR-Wärmeschutzglas Uw ≥ 0,5 W/m²K. Für ein Musterfassadenstück mit je einem Flügel-, Festverglasungs- und Opakelement der Standardbreite und Höhe mit oberer Brüstung errechnete das Ingenieurbüro S. Graf, Sonnental, einen respektablen Ucw von 0,683 W/m²K, der für den Minergie-Standard genügt.

Für den sommerlichen Wärmeschutz kommt dem Verhalten der Rafflamellenstoren bei Wind eine zentrale Bedeutung zu. Dieses Verhalten in Bezug auf Steuerung und Funktionstüchtigkeit wurde ebenfalls im Zuge der Windkanalversuche untersucht. Empfohlen wird ein Produkt, das eine Grenzgeschwindigkeit von über 18 m/s aufweist. Ausserdem wird eine Steuerung benötigt, welche die Behänge bei einer kritischen Geschwindigkeit einfährt. Diese Steuerung kann von einem zentralen Windwächter oder von verschiedenen in der Fassade platzierten Messstellen Daten erhalten.

Fertigung und Montage

In den Werkstätten der Geilinger AG setzten die Metallbauer alle Komponenten, inklusive Gläser, Raffstoren, Brüstungen und Blenden, zu 1254 montagefertigen Elementen zusammen. Diese sind 3 Meter hoch und weisen die einfache, doppelte oder dreifache Breite von 1,17 Meter auf und wiegen bis zu 1200 Kilogramm. Die Elemente des Flachbaus montierte man wie üblich zwischen Gerüst und Gebäudekante mittels Pneu- oder Baukran. Ab dem Gerüst des Turms setzten die Monteure die Montagegrundplatten mittels Schrauben in eingelegte Ankerschienen und richteten sie in drei Richtungen aus. Von unten wurde dann nach und nach das Gerüst entfernt, Zonenabschrankungen und Unterkonstruktionen der Lifeline wurden für die Sicherheit angebracht. Anschliessend konnte die Hauptmontage der Elemente des Turms von unten nach oben beginnen. Die Monteure empfingen Elemente vom Pneu- oder Baukran und setzten sie in die Verankerungen ein. Die Pfosten-Riegel-Fassaden des Erdgeschosses wurden aus Einzelteilen konventionell in Skelettbauweise montiert und ausgerichtet.

geilinger.ch

Bautafel

Projekt Giessenturm

Standort Dübendorf

Bauherrschaft Credit Suisse Real Estate Fund Siat

Generalunternehmung, Bauleitung Implenia Schweiz AG

Architektur Atelier WW Architekten SIA AG

FassadenplanungGroup 5F AG

BKP 215.2 Fassadenbau Geilinger AG

Giessenturm Dübendorf
Elementmontage.
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Giessenturm Dübendorf
Filigran verspielte Fassade.
Giessenturm Dübendorf
Arkade in der Südfassade.
Giessenturm Dübendorf
Aussicht von einer Loggia.
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