Maximierung des Minimalen

Das Objekt Lalo in Antwerpen beweist, dass die Renovation und die Erweiterung eines Reihenhauses aussergewöhnliche Resultate hervorbringen können.

Grösstes schwenkbares Fenster
Der Bau wurde oberhalb des gewachsenen Terrains in der Höhe von drei Etagen vollständig geöffnet.
Lange Lozanastraat in Antwerpen
Gerald Brandstätter (Text) und Luc Roymans, Jansen AG (Fotos)
Das Objekt Lalo in Antwerpen beweist, dass die Renovation und die Erweiterung eines Reihenhauses aussergewöhnliche Resultate hervorbringen können. Die Verwendung des Stahlprofilsystems «VISS Fassade» als raumhohe und rasterfeldgrosse Wendetür ermöglichte eine höchst radikale Lösung mit dem «grössten schwenkbaren Fenster der Welt».
Im 15. und 16. Jahrhundert war Antwerpen eine der grössten Städte der Welt, zeitweise die wichtigste Handelsmetropole Europas und Wirkungsstätte namhafter Künstler. Im zentral gelegenen, jahrhundertealten Diamantenviertel und rund um den «Grote Markt» findet man bis heute beste Beispiele für die typische Antwerpener Architektur im Stil der flämischen Renaissance.Trotz der grossflächigen Bombardierungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieb das historische Stadtbild weitgehend erhalten. So auch die Gegend an der Lange Lozanastraat (Lalo), in der das Büro Sculp(IT) sein Projekt realisiert hat. Ziel waren eine umfassende Sanierung des Bestands sowie eine Öffnung und Erweiterung der Räumlichkeiten in Richtung Garten.

Grösstmöglicher Kontrast

Die schmucke historische Fassade des Reihenhauses wurde zur Strasse hin unverändert belassen. Sie vermittelt ihre Geschichte und ihren bürgerlichen Charakter. Strassenseitig sanierten die Architekten das fünfgeschossige, nur rund sechs Meter schmale Haus – inklusive Mansardendach – im Einklang mit dem Denkmalschutz, gartenseitig jedoch wurde es mit grösstmöglicher Geste und radikaler Konsequenz geöffnet und erweitert. Der Kontrast könnte nicht grösser sein: Während die Frontseite des Gebäudes mit ihren drei Fenstern je Geschoss kleinteilig wirkt, präsentiert die Gartenseite eine überwältigende Offenheit. Der Bau wurde oberhalb des gewachsenen Terrains in der Höhe von drei Etagen vollständig geöffnet. Statt einzelner Fenster wurde eine riesige Wendetür eingesetzt: Zwei enorme Flügel mit je drei Metern Breite und sechs Metern Höhe bilden die gläserne, öffenbare Rückseite des Altstadthauses. Das Gebäude wird dadurch mit Tageslicht geflutet, und der vormals verschlossene Zugang zum Garten wird geöffnet. Der neue Ess- und Wohnbereich sowie die Galerie gestalten sich zu einer Einheit aus Raum und Licht.

«Wir haben den hinteren Teil des Gebäudes abgebrochen und einen Teil der ehemaligen Beletage auf die Gartenebene genommen, um eine Verbindung auf derselben Ebene herzustellen und den Bewohnenden von den verschiedenen Etagen aus einen schönen Blick in den Garten zu ermöglichen», erläutern die Architekten. Die Glasrückseite des Gebäudes ergänzt mutig und radikal die historische Frontseite und macht dieses Haus bereit für einen modernen Lebensstil.

Neues neben Altem

Der neue Bereich im Erdgeschoss weitet sich um rund sechs Meter in Richtung Garten aus: In dem zweigeschossigen Raum sind neu eine offene Küche und ein grosszügiger Essbereich untergebracht, während im bestehenden Teil des Erdgeschosses Hauswirtschaftsräume und eine Garage integriert wurden. Der Boden aus poliertem Beton, der vom Gebäudeinnern hinaus auf die Gartenterrasse reicht, betont die Weitläufigkeit. Über der Küche befindet sich in Längsrichtung des Gebäudes eine schmale Galerie, die als Atelier oder Heimbüro genutzt wird. Auf der darüber liegenden Etage sind zwei Schlafzimmer angeordnet. Eines davon hat Zugang zu einem internen Balkon mit Blick über den Essbereich hinaus in den Garten. Zwischen den Schlafzimmern liegen zwei Badezimmer, die im Zuge der Renovationsarbeiten ebenfalls aufgefrischt wurden.

Grösstes schwenkbares Fenster

Im geöffneten «neuen» Teil zeigt sich der Bau sachlich und minimalistisch: Die Wände, die neuen Decken und Brüstungen bestehen aus Beton und sind weiss verputzt und gestrichen. Der Beton des Bodens ist poliert, ansonsten ist die Architektur schmucklos. Oberhalb der zweiflügeligen Wendetür wurde noch ein fest verglaster Teil von sechs mal drei Metern eingebracht. Inklusive Rahmen wiegt jedes Fenster rund zwei Tonnen. Die verwendeten Jansen-Profile vom Typ «VISS Fassade» mussten aus Sicherheitsgründen verstärkt werden, um hohen Windlasten oder Einbrüchen garantiert standhalten zu können. Hierfür bietet Jansen durch die Kombination von neuen Profilergänzungen, wie hoch statischen Stahlprofilen und den Schwerlast-T-Verbindern, eine raffinierte Komplettlösung für anspruchsvolle Fassadenkonstruktionen. «VISS Fassade» verbindet schlichte Eleganz, technische Fertigkeit und wirtschaftliche Effizienz. Damit konnten auch beim Objekt Lalo Bauästhetik, statische Sicherheit und effiziente Verarbeitung auf einen Nenner gebracht werden.

jansen.com

Bautafel

Objekt Lalo

Standort Antwerpen

Bauherrschaft Van Nuffel, Van der Schueren

Architektur Sculp(IT) Architecten

Metallbau Lootens Deinze NV, Deinze

Verwendete Stahlprofilsysteme VISS, VISS-Basic-Wendetür (verstärkt und projektspezifisch angepasst)

Grösstes schwenkbares Fenster
Statt einzelner Fenster wurde eine riesige Wendetür eingesetzt.
Grösstes schwenkbares Fenster
Die Gartenseite präsentiert eine überwältigende Offenheit.
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