Lernziel erreicht
Wenn es um Bildung geht, sollte man entsprechende Bauvorhaben nicht auf die lange Schulbank schieben. Sonst wird der Druck seitens der Lernenden grösser, die Schulraumerweiterung dringender und ein termintreuer TU-Partner zunehmend nötiger. Besonders dann, wenn hohe Anforderungen bewältigt werden müssen.
Die «schulischen Anforderungen» bei der Ausschreibung zum Bau des neuen Gymnasiums auf dem bestehenden Schulgelände in La Tour-de-Peilz waren hoch.
- Aufgabe 1: Das neue Schulgebäude soll an seiner privilegierten Lage eine gesunde Lernumgebung mit bestem Raumklima, guter Akustik und stimulierender Alpen- und Seesicht für motivierte Lernende bieten.
- Aufgabe 2: Der Baustoff Holz soll umfassend und rationell zum Einsatz kommen. Hohe Energieeffizienz und nachhaltige Entwicklung des Gebäudes sind Pflicht.
- Aufgabe 3: Das Holz soll im Waadtländer Staatswald gewachsen sein, zur Kennzeichnung der Herkunft darf der Begriff «Bauherrenwald» verwendet werden.
Daneben gab es natürlich architektonische und ästhetische Anforderungen, die in die Ausschreibung einflossen. Die Erweiterung des «Gymnase de Burier» sollte der privilegierten Lage gerecht werden und harmonisch zur bestehenden Anlage passen. Mit der ambitionierten Ausschreibung beschäftigten sich neun Totalunternehmen. Die Bestnote erhielt das Westschweizer Team der Renggli AG.
Einigung und Harmonie
Das Projekt hielt jedoch weitere Prüfungen bereit. Beim Aushub entwichen gleich zu Beginn grosse Mengen Grundwasser – ein Problem, das gelöst werden konnte. Weiteres Umdisponieren wurde aufgrund der Covid-19-Vorschriften nötig. Ausserdem gab es Einsprachen seitens Umweltschutzorganisationen. Mit der Auflage zur Renaturierung des Prélong-Bachs südlich des Gebäudes konnte nicht nur eine Einigung erzielt werden, die Harmonie, die man zwischen Holzbau und Umgebungsgestaltung erreicht hatte, wurde sogar mit dem Sméo-Label für Energie und Umwelt belohnt.
Ohne Qualitätsminderung
Wie bei allen Bauprojekten liegt der Schlüssel zum Erfolg im übergreifenden Teamwork und in der Motivation, behördliche Auflagen als Chancen zu betrachten. Wie im Kanton Freiburg soll auch im Kanton Waadt die Nutzung von Holz bei öffentlichen Bauten gesetzlich verankert werden. In La Tour-de-Peilz sollte es sogar Holz sein, das der Borkenkäfer befallen hatte. Da dem Holz für den Erweiterungsbau nur strukturelle Aufgaben zukamen, störte seine bläuliche Verfärbung nicht – hinter dem messingfarben eloxierten Aluminiumwellblech der Fassade wird es nicht wahrgenommen. Bläulich wird Holz, wenn es vom Borkenkäfer «behandelt» wird. Befallenes Holz kann demnach ohne Qualitätsminderung statisch verwendet werden.
Zur vollsten Zufriedenheit
Das «Gymnase de Burier» ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man die unterschiedlichsten Interessen und Bedürfnisse unter ein Schuldach bringt. Die Lehrpersonen sind sehr zufrieden mit dem Gebäude und loben Raumklima und Akustik. Die Schülerinnen und Schüler finden besonderen Gefallen am neu angelegten Schulplatz, der unter anderem als Erweiterung der Sporthalle gesehen werden kann. Die Naturfreunde bewundern die Idylle des renaturierten Bächleins. Und die Immobilienabteilung des Kantons Waadt freut sich über die hohe Qualität des Gebäudes und natürlich darüber, dass Renggli Kosten und Termine punktgenau eingehalten hat.
Bautafel
Objekt Schulgebäude
Standort La Tour-de-Peilz
Fertigstellung 2021
Bauherrschaft Kanton Waadt, Departement für Gebäude und Kultur
Architektur Fesselet Krampulz Architectes SIA
Baustandard Sméo Energie + Umwelt
Konstruktion Erschliessung in Stahlbeton, Geschosse im Holz-Beton-Verbund, Aussen- sowie Innenwände in Holzsystembau
Fassade Eloxiertes Aluminiumwellblech, perforiert
Leistungen Renggli AG Totalunternehmung inklusive Holzbau und Holzbau-Engineering (Statik, Bausystem)
