Auf den Dächern

In Rotterdam nutzt man Gebäudedächer zur Nachverdichtung und für Zwecke des Klimaschutzes. Das Rooftop-­Festival, das jährlich stattfindet, präsentiert potenzielle Projekte, die in der Gebäude- und Städtebauplanung ­künftig von Bedeutung sein könnten.

Rooftop Festival Rotterdamm Architektur-Technik
Der «Rooftop Walk» führte Besuchende in 30 Metern Höhe auf einer Länge von 600 Metern über die Dächer von Rotterdam.

Von Morris Breunig (Text) und Rob ’t Hart, Ossip, Frank Hanswijk, Pavlos Ventouris (Bilder)

Durch den zunehmenden Mangel an Wohnraum und Fläche in Grossstädten rücken die Gebäudedächer verstärkt in den Fokus von Planenden. Rotterdam ist die Stadt mit den meisten Flachdächern in den ­Niederlanden, wovon rund 19 Quadratkilometer ungenutzt sind. Deshalb wird intensiv über eine sinnvolle Nutzung dieser nachgedacht. Grünflächen, Parks oder zusätzlicher Wohnraum könnte dadurch entstehen.

Vergangenen Juni war es dann wieder so weit. In der Stadt fanden die jährlichen «Rotterdamse ­Dakendagen» statt. Personen aus Kunst, Design und Architektur zeigen, was möglich ist, wenn Dächer effizient für Begrünung, Wasserspeicherung, Lebensmittelproduktion und Energieerzeugung genutzt werden.

Stadt auf dem Dach
Ein Resultat intensiver Dachnutzung sind unter anderem die in Himmelblau gefärbten und 2006 fertiggestellten Didden-Häuser. Platzprobleme in den eigentlichen Innenräumen führten zu dem von MVRDV geplanten Projekt. Rund 45 Quadratmeter zusätzliche Fläche und 120 Quadratmeter an Terrasse konnten durch die Erweiterung für die Familie Didden als Bauherrschaft generiert werden. Während das eigentliche Haus für Wohnraum und Ateliers genutzt wird, sind in den separaten Häusern die Schlafzimmer zu finden. Die Häuser sind so platziert, dass sie zusammen mit Plätzen, Strassen und Gassen wie ein Minidorf auf dem Dach des Gebäudes erscheinen. Umgeben ist es von Brüstungsmauern. Bäume, Tische, Freiluftduschen und Bänke sind ebenfalls ­Gestaltungselemente. Eine blaue Polyurethan­beschichtung setzt die farblichen Akzente.

Von Dach zu Dach
Für das diesjährige Festival entwickelte das niederländische Architekturbüro MVRDV den «Rooftop Walk», der Besuchende in 30 Metern Höhe auf einer Länge von 600 Metern über die Dächer von Rotterdam führte. Der mithilfe einer Stahlkonstruktion realisierte Weg wurde mit einem orangefarbenen Teppich optisch markant in Szene gesetzt. Als Highlight entpuppte sich dabei eine Brücke über Coolsingel, eine der wichtigsten Strassen Rotterdams. Die temporäre Installation diente zur Sensibilisierung der Bevölkerung für die zunehmende Raumknappheit in der Stadt und das hohe Potenzial von Dächern für eine zusätzliche Nutzung.

Für MVRDV-Gründungspartner Winy Maas könnte die ­Umsetzung noch weitreichender sein: «Wir sollten unsere Dächer nicht nur besetzen und begrünen, sondern sie miteinander verbinden, damit wir den Rotterdamern einen neuen Dachpark bieten können. Dafür sind der orangefarbene Teppich und die Überbrückung des Coolsingels ein schöner erster Testfall.» Bereits 2021 veröffentlichte man den «Rooftop Catalogue» mit 130 Vorschlägen zur besseren Nutzung bestehender Flachdächer, den das Architekturbüro zusammen mit der Stadt Rotterdam entwickelte.

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