Hotels und Restaurants  – Alles unter einem Dach

Das Weingut im tschechischen Dobšice verbindet eine lange Weintradition und moderne Weinherstellungsprozesse miteinander. Es beherbergt neben den Produktionsanlagen ein Besucherzentrum, einen Verkostungsraum und ein Amphitheater auf dem Dach. Durch eine subtile Symbiose mit den umliegenden Weinreben ist es in die Landschaft eingebettet und lädt lokale und internationale Besuchende ein, die mährische Kultur zu erleben.

winery
Von Roxane Latrèche (Text) und Laurian Ghinitoiu, Alex Shoots Buildings (Bilder)
Das Weingut im tschechischen Dobšice verbindet eine lange Weintradition und moderne Weinherstellungsprozesse miteinander. Es beherbergt neben den Produktionsanlagen ein Besucherzentrum, einen Verkostungsraum und ein Amphitheater auf dem Dach. Durch eine subtile Symbiose mit den umliegenden Weinreben ist es in die Landschaft eingebettet und lädt lokale und internationale Besuchende ein, die mährische Kultur zu erleben.

Chybik + Kristof Architects & Urban Designers haben 2020 den Bau des Weinguts Lahofer in Tschechien abgeschlossen. Eingebettet in die mährische Landschaft, verbindet das Weingut die langjährige Weintradition der Region mit einem zeitgenössischen Design, das auf den Aufbau einer Gemeinschaft und die Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Besuchenden ausgerichtet ist. Die gewölbte Struktur, die den typischen Weinkellern der Region nachempfunden ist, ruht auf einem Gitter aus gewölbten Balken, das drei verschiedene, miteinander verbundene Strukturen beherbergt. Neben dem Besucherzentrum und dem Verkostungsraum befindet sich die Produktionsstätte, welche die modernen Weinherstellungsprozesse widerspiegelt. Das bemerkenswerte, nicht gewölbte Dach dient als Amphitheater für kulturelle Veranstaltungen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind, und verbindet das Weingut mit der Kultur und dem Boden, auf dem es errichtet wurde.Die Gründungsarchitekten Ondřej Chybík und Michal Krištof erläutern das Konzept: «Die Gestaltung des Weinguts Lahofer ist tief in der Natur verwurzelt, und zwar in der Achtung vor ihr. In einer Zeit, in der Kultur und Natur antagonistische Kräfte zu sein scheinen, stellen wir uns einen Raum vor, der die seit Langem bestehende Symbiose zwischen beiden in der Region widerspiegelt – einen Raum, der die Umwelt, auf der er ruht, zutiefst respektiert. Die Struktur entfaltet sich in das ursprüngliche Terrain, taucht in die umgebenden Rebzeilen ein und bewahrt so die Essenz und die Integrität von Boden und Kultur.»

Geschwungene Form

Das Projekt wurzelt im Erbe der Weinkellerei Lahofer und beruht auf einem reichen kulturellen Vermächtnis und auf tiefem Respekt vor der natürlichen Umwelt. Die Planenden reagierten auf die Topografie und die architektonische Tradition Mährens, die in der Weinkultur einen festen Platz hat, und verfassten einen Entwurf, der in Symbiose mit der Landschaft der Region steht. In Anlehnung an die charakteristischen gewölbten Weinkeller der Region rahmt eine Kolonnade aus gewölbten Balken den Innenraum in seiner geschwungenen Form ein. An der Aussenseite, die das Weingut umhüllt, fungiert ein gewölbtes Dach als geneigtes Freiluft-Amphitheater und kultureller Treffpunkt. Das Gebäudevolumen wird durch drei getrennte Räume aufgelockert, wovon jeder eine bestimmte Funktion hat, die jedoch stets mit der angrenzenden Natur verbunden ist.

Perfekte visuelle Symmetrie

Unter dem konkaven Dach des Amphitheaters entfaltet sich der Raum zu einem weitläufigen Keller, der das Design der archetypischen tschechischen Weinkeller aufgreift, die durch die sichtbare Rippenkonstruktion der Gewölbe definiert sind. Jeder Stahlbetonbogen wurde individuell für einen bestimmten Winkel der Decke entworfen, während der Abstand zwischen den Bögen durch den Abstand zwischen den Rebzeilen bestimmt wird. Jedes Modul erhebt sich aus einer Rebzeile und zieht sich durch den Raum, um eine perfekte visuelle Symmetrie zu erreichen und den Blick der Betrachtenden über die Weinreben zu lenken. Das von einer Glasfassade umschlossene und nach Süden ausgerichtete Besucherzentrum wird mit reichlich Licht durchflutet, da die Fenster als verdeckte Abgrenzung zu den äusseren Rebzeilen dienen. Es lädt die Besuchenden ein, die Produkte im Barriquekeller aus Holz, Beton und Glas und im angrenzenden Verkostungsraum zu erleben. Ein grossformatiges Gemälde des tschechischen zeitgenössischen Künstlers Patrik Hábl lässt die gesamte Deckenfläche erstrahlen. Seine unregelmässigen und sparsamen Striche, die von erdigen Rot- und Schwarztönen bis zu Braun- und Beigetönen reichen, die an das Territorium erinnern, reflektieren die Variationen des Bodens und seine Schwerelosigkeit, wenn es sich scheinbar vom Boden hebt und seine zeitlosen Spuren an den Wänden hinterlässt.

Im Rhythmus

In der Kontinuität dieser materiellen Welle beherbergt das Gebäude die Produktion in zwei unterschiedlich hohen Hallen, in denen jeweils ein bestimmter Prozess abgewickelt wird. In der ersten, niedrigeren Halle sind die Arbeitsabläufe zentralisiert, einschliesslich der Weinproduktion und der Einrichtungen für die Angestellten. In der zweiten Halle sind hingegen Arbeitsabläufe untergebracht, die niedrigere Temperaturen erfordern. So befinden sich hier die Weinpresse, der Keller und das Weinlager. Die unterschiedlichen Höhen der Innenräume, die dem Gelände nachempfunden sind, ermöglichen die Ausrichtung der entsprechenden funktionalen Aussenhöfe. Während der eine Hof als Betriebsbereich dient und die Logistik und die Produktionspressen zentralisiert, beherbergt der andere Hof das Amphitheater, von dem aus man einen weiten Blick in die Landschaft hat. Das Amphitheater ist ein offener Raum, der sich aus den rhythmischen Rebstöcken erhebt und das grenzenlose Dach mit Blick auf den Horizont einbezieht, der von seiner Geschichte genährt wird. «Über den rein produktiven Aspekt hinaus legen wir Wert auf ein gemeinschaftliches Besuchererlebnis, indem wir das Dach als öffentlichen Raum für lokale und internationale Besucher zur Verfügung stellen – eine Erfahrung, die für das Verständnis und die Wertschätzung des Weins unerlässlich ist», erklären Ondřej Chybík und Michal Krištof.

Das Amphitheater erweitert die Funktion des Weinguts Lahofer von einer Produktionsstätte zu einem Zeugen der lokalen Kultur und fungiert als Gemeinschaftsraum für kulturelle Veranstaltungen wie Weinlesefeste und Theateraufführungen – ein Knotenpunkt für die dauerhafte Gemeinschaft, um sich mit Besuchenden der Region und Weinliebhabern aus aller Welt zu verbinden. ●

Bautafel

Objekt Weingut

Standort Dobšice, Tschechien

Fertigstellung 2020

Bauherrschaft Weingut Lahofer

Architektur Chybik + Kristof Architects & Urban Designers

winery
Aussenansicht des Weinguts.
winery
Eingebettet in die mährische Landschaft, verbindet das Weingut die langjährige Weintradition der Region mit einem zeitgenössischen Design.
winery
Innenansicht des Besucherzentrums mit B lick auf den Degustierraum.
Restaurant
Unter dem konkaven Dach des Amphitheaters entfaltet sich der Raum zu einem weitläufigen Keller, der das Design der archetypischen tschechischen Weinkeller aufgreift, die durch die sichtbare Rippenkonstruktion der Gewölbe definiert sind.
Restaurant winery
In Anlehnung an die charakteristischen gewölbten Weinkeller der Region rahmt eine Kolonnade aus gewölbten Balken den Innenraum in seiner geschwungenen Form ein.
winery
Blick in die Büroräume.
Restaurant winery
Aussenansicht des Amphitheaters.
Restaurant winery
Das Dach dient als öffentlicher Bereich für die Besuchenden.
winery
In der ersten, niedrigeren Halle sind die Arbeitsabläufe zentralisiert, einschliesslich der Weinproduktion und der Einrichtungen für die Angestellten.
winery
In der zweiten Halle sind Arbeitsabläufe untergebracht, die niedrigere Temperaturen erfordern. Hier befinden sich die Weinpresse, der Keller und das Weinlager.
winery
Schnitt durch das Gebäude
winery
Gebäudeensemble in der Planungsisometrie
(Visited 23 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema