In Verwandlung

Das Planungsbüro MVRDV verwandelt im niederländischen Apeldoorn eine Ikone des Strukturalismus in ein neues Wohnviertel.

Centraal Beheer  Apeldoorn
Das Gebäude «Centraal Beheer» und die «Pakhoedtorens», die ebenfalls Teil des Geländes sind, werden eine Vielzahl von Wohnungen beherbergen. Foto: Certitudo

Das Gebäude «Centraal Beheer» von ­Herman Hertzberger in Apeldoorn ist unter Architekturschaffenden weltweit bekannt. Das für eine Versicherungsgesellschaft entworfene Bürogebäude gilt weithin als einer der Höhepunkte der strukturalistischen Bewegung. MVRDV baut nun in Absprache mit Herman Hertzbergers Büro AHH das berühmte Gebäude um, wobei seine Struktur erhalten bleibt und es zum Mittelpunkt eines nachhaltigen, grünen Wohnviertels wird, das die Gestaltungsprinzipien des bestehenden Gebäudes aufgreift. Der von Certitudo Capital in Auftrag ge­gebene Umbau ist Teil einer grösseren Gebietsvision für das drei Hektar grosse Gelände in der Nähe des Bahnhofs der Stadt. Der Entwurf des Architekturbüros legt den Schwerpunkt auf die Erhaltung des historischen Erbes, die Begrünung und sieht etwa 650 bis 800 Wohnungen vor.

Soziales Herz
Das «Centraal Beheer» war bei seiner Eröffnung im Jahr 1972 eine Revolution im Bürodesign. Herman Hertzbergers Entwurf besteht aus vier Quadranten, die durch zwei zentrale «Strassen» geteilt werden, die das soziale Herz des Gebäudes bilden. Durch die konsequente Wiederholung und Anpassung eines 9-Meter-Kubus als Grundelement erhielt das Gebäude seine unverwechselbare Form und sein bemerkenswertes Inneres.

2015 erwarb Certitudo Capital das inzwischen ungenutzte Gebäude und das umliegende Gelände mit dem Ziel, es in ein multifunktionales Wohngebiet zu verwandeln. MVRDV entwickelte eine Gebietsvision, welche die strukturalistischen Prinzipien des Gebäudes auf das gesamte Wohngebiet ausdehnt. Die Achsen der zentralen Strassen innerhalb des Gebäudes werden nicht nur ein Ort der Begegnung für die Apeldoorner Bevölkerung sein, sondern auch ein Teil der wichtigsten Routen durch das Gebiet, sodass das Gebäude besser mit der Stadt und dem Bahnhof verbunden wird sowie die ursprüngliche Entwurfsvision von ­Herman Hertzberger verstärkt wird.

Erhaltung des architektonischen Erbes
Das «Centraal Beheer» und die «Pakhoedtorens», die ebenfalls Teil des Geländes sind, werden eine Vielzahl von Wohnungen beherbergen. Die ursprüngliche Struktur wird, so weit wie möglich, wiederverwendet und mit nachhaltigen Materialien renoviert. Ziel des Projekts ist nicht nur die Schaffung eines möglichst vielfältigen Wohnungsangebots, sondern auch die Umwandlung des Gebäudes in ein Ausflugsziel mit öffentlichem Programm, das den Park zu einem attraktiven Ort für Besuchende macht. Die Umgestaltung des bestehenden Gebäudes ist wichtig für die Erhaltung des niederländischen architektonischen Erbes und für die Umwelt: Die CO₂-Emissionen beim Bau dieses Wohngebiets sind deutlich geringer als bei normalen Wohngebäuden. «Für uns liegt der Schwerpunkt einerseits auf der Restaurierung eines Wahrzeichens und andererseits auf der Verbesserung der räumlichen Qualität», sagt Arno van den Thillart, Leiter der Projektentwicklung bei Certitudo Capital.

Neu integriert
So wie der Strukturalismus häufig durch die Wiederholung kleiner Einheiten gekennzeichnet ist, wird die Struktur des «Centraal Beheer» in dem neuen Viertel und der neuen Landschaft fortgesetzt. Das Design der neuen Gebäude wird auf dem 9-Meter-Raster des bestehenden Gebäudes basieren, aber in Holz gebaut werden, um sich von den ursprünglichen Teilen des Entwurfs zu unterscheiden. Das alte Gebäude wird mit neuen Programmen und architektonischen Elementen wiederbelebt, wobei die strukturalistischen Prinzipien, nach denen es ursprünglich gebaut wurde, beibehalten werden. Die Landschaft wird ebenfalls ein klares, auf dem Raster basierendes Muster aufweisen, in das eine «wildere» Bepflanzung mit Bäumen, Gräsern, Wasser sowie Spiel- und Sportanlagen eingefügt werden können. In den folgenden Phasen wird untersucht, welche Baumarten zur Förderung der Artenvielfalt am besten in den Park integriert werden können.

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