Landschaftsarchitektur  – Denkmalpflege

Die Geschichte des edlen Landsitzes, der damals wie die Besitzerfamilie «Am Lehn» hiess, reicht bis ins Mittelalter zurück. Im 17. Jahrhundert änderte die Familie Cloos den Namen auf «Zerleitenbaum» .

Bellerive
Fotos: Fahrni Landschaftsarchitekten

Parkrestaurierung Villa Bellerive, Luzern

(Realisiert)
Die Geschichte des edlen Landsitzes, der damals wie die Besitzerfamilie «Am Lehn» hiess, reicht bis ins Mittelalter zurück. Im 17. Jahrhundert änderte die Familie Cloos den Namen auf «Zerleitenbaum» . Um 1709 baute die Familie Mohr ein Lustschloss mit einem einfachen barocken Garten, der durch eine Mauer eingefasst war. Zwei Ecktürme und eine Aussichtsterrasse schmückten die Anlage.

Die Grösse der Liegenschaft betrug zu diesem Zeitpunkt 30 Hektaren. Um 1810 erfolgte die Erweiterung der Gartenanlage in französisch-barockem Stil durch einen zweiten Mauerring. Im Jahr 1844 gab Gräfin Sophie d’Harnoncourt dem Sitz den Namen «Bellerive». Die ummauerte Anlage wich um 1864 dem heute noch vorhandenen englischen Landschaftsgarten mit Wegsystem und Baumbestand, Park mit rundem Springbrunnen, Weiher und Bachläufen, Bootshaus und Park am See, Ökonomiegebäude samt Gärten im Norden. In den Jahren 1887 bis 1890 liess Martin Bodmer von Muralt die Villa mit späthistorischem Landschaftsgarten erbauen. Fotos belegen, dass am Park bis 1908 weitergebaut wurde. Die Bewirtschaftung des Herrschaftshauses und des Areals, aber auch das Bedürfnis nach Bewegung, Ablenkung und Unterhaltung bedingten im Lauf der Zeit die Errichtung einer ganzen Reihe von Nebengebäuden und Anlagen. Nebst den Ökonomiegebäuden waren dies Portier- und Gärtnerhaus, Turn- und Wandelhalle, Pferdestall mit Dienstwohnung, Hühnergarten, Entengarten, Pächterscheune, Pächterhaus, Schweinestall, Warmhaus, Orangerie, Kamelienhaus, Traubenhaus, Bad- und Schiffshütte, Gemüsegärten, Rosarium, Wandelgang, zehn Brunnen, Grotten und Teiche. Nach mündlicher Quelle waren 17 Gärtner angestellt. Von den drei bekannten Landschaftsarchitekten Otto Fröbel, Evariste Mertens und Alfred Usteri sind Pläne zur Anlage bekannt. Sie legten zusammen mit dem Architekten den noch heute grösstenteils erhaltenen späthistorischen Landschaftsgarten an.

1938 sorgten sich gewisse Leute um die Erhaltung des seit Langem vernachlässigten Parks und setzten sich für dessen Erweiterung zu einem botanischen Garten ein. Dieser sollte der Öffentlichkeit als Park zur Verfügung stehen. Damit würde die Stadt Luzern um eine Sehenswürdigkeit reicher, was wiederum dem Fremdenverkehr zugute käme. Nach dem Tod der Besitzerfamilie wurde 1938 der grösste Teil des Landes parzelliert und verkauft. Otto Dreyer erstellte einen Parzellierungsplan mit 64 Parzellen. Der Park ums Herrschaftshaus verwandelte sich, Strassen wurden angelegt und die Parzellen allmählich überbaut. Nach mehrmaligem Handwechsel kam der Kanton Luzern im Jahr 1964 in den Besitz der Villa, und 1970 zog das kantonale Kindergärtnerinnenseminar in die neu eingerichteten Räume ein. Im Jahr 2000 folgte die umfassende Restaurierung von Villa und Parkanlage. Vom ehemals 23 Hektaren grossen und bis zum See reichenden Gutssitz blieben 1,6 Hektaren des wertvollen Parks erhalten.

Bellerive
Bellerive
Bellerive
Umgebungsplan: Fahrni Landschaftsarchitekten
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