Multifunktionelles Schaffen

Mit dem «Multifunctional Workspace Building» setzen Christ & Gantenbein einen weiteren Baustein auf dem Roche-Campus im deutschen Grenzach-Wyhlen. Das architektonisch zurückhaltend inszenierte Bauwerk ermöglicht moderne Arbeitsformen.

Multifunktionelles Schaffen
Die an den Gebäudeecken platzierten Erschliessungskerne befähigen zur Freispielung der Gebäudemitte auf allen fünf oberirdischen Geschossen.
Von Morris Breunig (Text) und Walter Mair (Bilder)
Mit dem «Multifunctional Workspace Building» setzen Christ & Gantenbein einen weiteren Baustein auf dem Roche-Campus im deutschen Grenzach-Wyhlen. Das architektonisch zurückhaltend inszenierte Bauwerk ermöglicht moderne Arbeitsformen.

Der bereits seit 125 Jahren bestehende Roche-Campus im deutschen Grenzach-Wyhlen nahe der Schweizer Grenze demonstriert die Wandlungsfähigkeit der Arbeitswelt: vom produzierenden Industriestandort zu einer auf den Menschen fokussierenden Umgebung. Nach den 2011 abgeschlossenen Büro- und Technikgebäuden ist das 2021 fertiggestellte «Multifunctional Workspace Building» bereits das dritte von Christ & Gantenbein realisierte Projekt auf dem Campus. Das urbane Raster setzt sich fort, bestehende Aussenräume werden gestärkt und neue Plätze geschaffen. In seiner Funktion und Bedeutung auf dem Campus dient das «Multifunctional Workspace Building» nun als neuer primärer Zugangspunkt.

Freigespieltes Zentrum

Der 23 Meter hohe Baukörper mit einer Grundfläche von 50 auf 36 Metern setzt sich aus vorgefertigten und lokal produzierten Betonelementen zusammen. Vertikale, sich kreuzende Aussteifungselemente dienen als Fassadenakzente und legen zugleich das statische Gebäudekonzept offen. Aluminiumpaneele, Pfosten, Riegel und Fensterflächen fungieren dabei als Fassadensystem. Die an den Gebäudeecken suggerierte Offenheit ist ein Resultat der Typologie. Die dort platzierten Erschliessungskerne befähigen zur Freispielung der Gebäudemitte auf allen fünf oberirdischen Geschossen. Eine in Querrichtung vorgespannte Kassettendecke schafft Stützenfreiheit und dadurch grosszügige Innenräume. Eine hochwertige und dabei nüchterne Materialpalette sowie die Rückbesinnung auf den Fabrikationshintergrund des Standorts erzeugen nach aussen eine zurückhaltende Eleganz des Bauwerks.

Verbunden

Die aus der Stützenfreiheit resultierenden grosszügigen, nicht hierarchischen Räume laden zu fliessenden Bewegungen ein und ermöglichen überall Tageslicht sowie Ein- und Ausblicke. Eine öffentlich zugängliche Eingangshalle im Erdgeschoss führt zu einem doppelgeschossigen Forum, danach folgen zwei Geschosse mit flexiblen Grundrissen, welche die Grundlage für neue Formen der Zusammenarbeit bilden. Alle Geschosse sind über die Erschliessungskerne in den Ecken des Gebäudes verbunden. Immer wieder tauchen die vier Treppenhäuser aus unerwarteten Blickwinkeln auf und geben die Sicht frei auf den umliegenden Campus, die Nachbarorte und die Stadt Basel in der Ferne.

Vielfältige Begegnungen

Der Neubau auf dem Campus soll vielfältige Begegnungen schaffen, was unter anderem mit dem doppelgeschossigen, dreifach teilbaren Auditorium mit bis zu 550 Plätzen und Orten des Rückzugs für konzentrierte Individualarbeit ermöglicht wird. Alle Stockwerke kombinieren soziale Interaktion, Arbeit und Erholung. Das funktionale Design schafft die Plattform für diesen direkten, authentischen und nicht digitalen Austausch. Alle Möbel basieren auf einem Konzept, das von Inchfurniture in Zusammenarbeit mit Christ & Gantenbein erstellt wurde. Ziel war es, diese so flexibel und modular wie möglich zu gestalten und nur eine ausgewählte Anzahl an festen Einrichtungsgegenständen zu platzieren.

Flexibilität gefördert

Das «Multifunctional Workspace Building» ist eine Alternative zu klassischen Bürobauten und liefert jene Vorzüge, die im Homeoffice verwehrt bleiben. Entscheidend für die Qualität eines neuen Gebäudes ist seine Fähigkeit, sich verändernden Bedingungen anzupassen. Neue Situationen und Anforderungen sowie noch zu entdeckende Formen der Zusammenarbeit können problemlos nachträglich integriert werden. In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten entstand ein auf die Zukunft ausgerichtetes architektonisches und innenräumliches Programm. Mit seiner Flexibilität fördert es den nicht digitalen Austausch zwischen den Mitarbeitenden und erzeugt tiefe Nachhaltigkeit gegenüber einer Vielzahl von Anwendungen. Offene Flächen, flexible Elemente und neueste Technologien für hybrides Teamwork schaffen eine dynamische Arbeitsatmosphäre im professionellen Umfeld. «Das war nur möglich durch das ehrgeizige Ziel, das alle Beteiligten verfolgten: etwas Unkonventionelles vorschlagen und entwickeln und unsere eigene Interpretation für zeitgenössische Zusammenarbeit erfinden. Wir wollen einen Raum für das schaffen, was man nicht ‹remote› tun kann. Wir wollen eine Arbeitswelt mit Persönlichkeit, Vielfalt, Freiheit und Flexibilität einrichten, um den Roche-Mitarbeitenden eine positive Erfahrung zu bieten und die lokale Gemeinschaft zur Teilnahme einzuladen», erklärt Emanuel Christ. Dass bei sämtlichen Produkten Langlebigkeit und eine ressourcenschonende Herstellung im Vordergrund stand, ist ebenfalls der Nachhaltigkeit zuträglich. Die verbauten Materialien sind in der Regel up- und recycelbar, auf Verbundstoffe oder geklebte Verbindungen wurde weitgehend verzichtet. ●

Bautafel

Objekt Bürogebäude

Standort Grenzach-Wyhlen, Deutschland

Fertigstellung 2021

Bauherrschaft Roche Pharma AG, Deutschland

Architektur Christ & Gantenbein

Gebäudeprogramm Büro, Forum, flexible Individual- und Gruppenarbeitsplätze, Veranstaltungs- und Konferenzräume, Gastronomie

Bruttogeschossfläche 10 000 m²

Multifunktionelles Schaffen
Aluminiumpaneele, Pfosten, Riegel und Fensterflächen fungieren als Fassadensystem.
Multifunktionelles Schaffen
Vertikale, sich kreuzende Aussteifungselemente dienen als Fassadenakzente und legen zugleich das statische Gebäudekonzept offen.
Multifunktionelles Schaffen
Ein doppelgeschossiges, dreifach teilbares Auditorium mit bis zu 550 Plätzen ist Teil des Gebäudes.
Multifunktionelles Schaffen
Alle Möbel basieren auf einem Konzept, das von Inchfurniture in Zusammenarbeit mit Christ & Gantenbein erstellt wurde.
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Der Neubau auf dem Campus soll vielfältige Begegnungen schaffen.
Multifunktionelles Schaffen plannen
Grundriss 4. OG
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