«Wie schön ist Garbatella»

Im Herzen von Garbatella, dem neuen Trendviertel der Hauptstadt Rom, hauchte Studiotamat einer historischen, seit Jahren verlassenen Bäckerei neues Leben ein.

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Das Erdgeschoss hat eine kreuzförmige Säule in der Mitte.
Von Giulia Milza, Maria Azzurra Rossi (Text) und Seven H. Zhang (Bilder)
Im Herzen von Garbatella, dem neuen Trendviertel der Hauptstadt Rom, hauchte Studiotamat einer historischen, seit Jahren verlassenen Bäckerei neues Leben ein.
«Tre de tutto», dessen Name die Verbindung mit der römischen Tradition widerspiegelt, liegt mit seinen drei grosszügigen, massgefertigten Bogenfenstern an einem Platz voller Details des römischen Barocks – ein Stil, der die in den 1920er-Jahren errichteten typischen Sozialwohnungen des Viertels schmückte. Unter dem Bogen neben dem Restaurant fuhr Nanni Moretti in seinem Film «Caro Diario» («Liebes Tagebuch») einst auf einer Vespa durch. Am Eingang gibt es eine weitere Hommage an das Viertel: «Wie schön ist Garbatella», steht auf einer Leuchtreklame, die Besuchende und Einheimische zum Eintreten einlädt. Das «Tre de tutto» ist auf zwei Ebenen angeordnet und besitzt ein Erdgeschoss mit dreieckigem Grundriss und einer grossen kreuzförmigen Säule in der Mitte, welche die Räume trennt. Der für Frühstück und Aperitifs reservierte Raum verfügt über eine Lounge für Schallplatten und wird von einem Makrotresen dominiert, der nur mit zwei grossen Platten abgedeckt ist.

Dialog mit dem zeitgenössischen Design

Die Wände über einer 1,50 Meter hohen Majolika-Verkleidung blieben unbehandelt, wurden aber mit einer transparenten Schutzschicht versehen und ansonsten in ihrem ursprünglichen Zustand belassen, um den Charme des Vergänglichen zu zeigen – mit Löchern und Spuren der alten Systeme, mit Schriften und Zeichnungen vor der Renovierung. Der Boden wurde durch Gussbeton ersetzt, der mit transparentem Harz überzogen wurde, um ein diskretes und minimalinvasives Ergebnis zu erzielen. Die Inhaber Mirko Tommasi und Daniele Notte bieten neu interpretierte Klassiker der römischen Küche an und lassen sich dabei von einem der authentischsten Stadtteile Roms inspirieren. «Unser Ziel war es von Anfang an, den bestehenden Raum nicht zu entstellen, sondern ihn aufzuwerten und gleichzeitig eine Verbindung zu den Kunden herzustellen. So haben wir die rauen Wände mit den ursprünglichen Putzschichten belassen, um einen Dialog mit dem zeitgenössischen Design der architektonischen Elemente zu führen, die den Raum charakterisieren, von der sauberen Theke, welche die Bar dominiert, bis zu der exquisiten Treppe des Restaurants», sagt Matteo Soddu, Mitbegründer von Studiotamat.

Dynamische Farbpalette

Die bereits vorhandenen neutralen Farbtöne werden durch eine dynamische Farbpalette kontrastiert, die zusammen mit der Farbberaterin Sabina Guidotti entwickelt wurde. Die Wandverkleidung aus tiefblauer Majolika mit kontrastierenden ziegelfarbenen Fugen verschmilzt mit den blauen Adern des Tresens, während die Stühle aus recyceltem Eisen in Gelb und Fleischrosa die Bänke mit ihrer Lederfarbe und dem nautischen technischen Stoff sowie die Tische, ebenfalls aus recyceltem Eisen, mit farbigen Holzplatten, die ad hoc mit weichen Dekorationen gerollt wurden, ergänzen.

Im unteren Stockwerk befinden sich zwei Speisesäle, die Küche des Restaurants, die Servicebereiche und die Lagerräume. Auf dieser Ebene wechseln sich hellblaue Wände mit Wänden ab, die mit Rastertapeten von Texturae verkleidet sind. Die Verbindung zur oberen Etage wird durch einen lachsfarbenen Treppentunnel mit Bullaugen vervollständigt. Ein unabhängiger Eingang hingegen ermöglicht den Zugang zum Restaurant direkt von der Strasse aus, und zwar über eine einzige leuchtend gelbe Rampe mit einer stark geometrischen Eisenstruktur, die mit mikroperforierten Blechpaneelen gepolstert ist.

«Höflich und zuvorkommend»

Die reichhaltige, aber unprätentiöse Speisekarte bietet neu interpretierte, traditionelle Rezepte und Getränke «made in Garbatella», wie den «Vittorio Emanuele III» (Cognac Courvoisier, Carpano Classico Vermouth, Maraschino und Kirsche), der sich auf die Grundsteinlegung des Viertels am 18. Februar 1920 bezieht, oder den «Garbata e cortese» (Ingwerbier Cortese, Mango, Zitronenlösung), inspiriert von der schönen und zuvorkommenden Gastgeberin Carlotta, von der das Viertel der Legende nach seinen Namen erhalten hat. Die von Studiotamat entworfene raue Inneneinrichtung und die einladende Atmosphäre machen «Tre de tutto» zu einer originellen Mischung aus Restaurant und einer lokalen Bar, die auf geschickte Weise den populären Geist mit raffinierten Details verbindet. ●

Bautafel

Objekt Restaurant

Standort Rom

Fertigstellung 2021

Bauherrschaft Tre de tutto (Mirko Tommasi, Daniele Notte)

Architektur Studiotamat (Tommaso Amato, Matteo Soddu und Valentina Paiola)

«Wie schön ist Garbatella»
Unter dem Bogen neben dem Restaurant fuhr Nanni Moretti in seinem Film «Caro Diario» («Liebes Tagebuch») einst auf einer Vespa durch.
«Wie schön ist Garbatella»
Tiefblauer Majolika mit ziegelfarbenen Fugen verschmilzt mit den blauen Adern des Tresens.
«Wie schön ist Garbatella»
3 Der für Frühstück und Aperitifs reservierte Raum verfügt über eine Lounge für Schallplatten.
«Wie schön ist Garbatella»
Im unteren Stockwerk befinden sich zwei Speisesäle, die Küche des Restaurants, die Servicebereiche und die Lagerräume.
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Erdgeschoss
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Kellergeschoss
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